Bürgerwerkstatt ViktoriakarreePlanungsprozess beginnt im Februar

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Auf großes Interesse stieß die erste offene Gesprächsrunde zur Bürgerwerkstatt Viktoriaviertel.

Auf großes Interesse stieß die erste offene Gesprächsrunde zur Bürgerwerkstatt Viktoriaviertel.

Bonn – Das Viktoriaviertel zeigt an einigen Stellen Anzeichen der Verwahrlosung: geschlossene Geschäfte, Schaufensterscheiben verklebt oder beschmiert, Leerstand. Vor mehr als einem Jahr hat der Stadtrat die im Karree zwischen Stockentor, Belderberg, Rathausgasse und Franziskanerstraße geplante Shopping-Mall gestoppt, der Investor Signa hat daraufhin sein Eigentum entmietet, nur in den Läden, die im städtischen Besitz sind, brummt es noch.

Besonders im Café Blau, einem beliebten Treffpunkt von Studenten. Ganz viel los war in dem Lokal am Montagabend: Viel studentisches Volks saß auf den einfachen Stühlen, aber auch alteingesessenes Bonner Bürgertum: Die Stadt hatte zum offenen Gespräch über die geplante Bürgerwerkstatt Viktoriakarree geladen. Was als lockere Kennenlernrunde gedacht war, wurde schnell zu einem teils heftigen Schlagabtausch zwischen den Vertretern der drei Büros, welche die Bürgerwerkstatt moderieren, und den Zuhörern. Die waren sich vor allem in einem einig: in der Ablehnung.

Stadtbaurat Helmut Wiesner, seit Mai im Amt, hofft, dass am Ende der Bürgerwerkstatt, die im Februar 2017 startet und bis zum Herbst dauern soll, Perspektiven für das Viertel aufgezeigt werden.

Die drei Büros Zebralog, neubighubacher und CommunityArtWorks, die für ihre Arbeit 80 000 Euro von der Stadt kassieren, haben sich den Beteiligungsprozess so gedacht: Konzepte sollen öffentlich präsentiert werden in einem „ViktoriaAtelier“ – „Das kann nur das Schwimmbecken des seit Jahren geschlossenen Viktoriabad sein“, forderte gestern die Initiative „Viva Viktoria!“ – , es soll Spaziergänge durch das Viertel geben, einen Online-Dialog unter www.bonn-macht-mit.de, einen „Markt der Ideen“, in einer Planerwerkstatt sollen vier Planungsbüros ein städtebauliches Nutzungskonzept entwickeln, das von einer Jury bewertet und dann den Ausschüssen des Stadtrats zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Ein „Begleitgremium“ soll das gesamte Vorhaben beobachten.

Einige der von den drei Büros präsentierten Ideen, etwa die Spaziergänge und die Ideenwerkstatt, kommen einem bekannt vor, sie waren vor Monaten von der Bürgerinitiative auf den Tisch gelegt worden. Viele im Saal hörten den Ausführungen der Büros zu und äußerten dann heftige Zweifel: „Wir Bürger sind nur als Ideengeber gefragt. Dann übernehmen die Experten“, sagte eine Frau. Einer fragte, wer denn die Jury benenne: „Wir“, war die klare Antwort von Jörg Neubig. (neubighubacher), „das ist unser Auftrag von der Stadt“. Er versprach aber, dass die Jury öffentlich tagen werde.

Wer am Ende der Veranstaltung das Café Blau verließ, dem hielten einige der Hausbesetzer, die sich in der Rathausgasse in einer leerstehenden Wohnung einquartiert haben, ein Transparent entgegen mit der Aufschrift: „Das schöne Leben ist nicht inszeniert.“ Nach diesem Abend möchte man dem zustimmen.

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