Contra Kreis Theater in BonnFlotte Komödie „Kerle im Herbst“ feiert Premiere

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Bonn – „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben.“ Lieber Wilhelm Busch, das war einmal, heutzutage kippen sich die fitten Endsiebziger in einer Finca auf Malle ein paar herbe „Flens“ in der Bügelflasche in den Rachen und lassen die good old times an sich vorüberziehen. Na ja, so beschaulich und harmonisch stellt sich der Blick auf die beseelte Jugend für die drei alten Schulfreunde Manfred Schumann (Horst Janson), Wolfgang Bach (Christian Wolff) und Rolf Schulze (Hans-Jürgen Bäumler) in besagter Finca von Manfred dann doch nicht dar.

Es wird gegeneinander gestichelt, gefoppt und Anzügliches unterm Hosengürtel macht die Runde. Sportsfreund Rolf, der die Insel mit seinem Rennrad unsicher macht, will die beiden Faulenzer Manfred und Wolfgang aus ihren Strandliegen scheuchen und behauptet sogar, dass tägliches Abspulen von 60 Kilometern auf dem Rad sich positiv auf den Samenfluss auswirke. Ach Gottchen, Manfred und Wolfgang verdrehen die Augen: Der altbackene und unverheiratete Rolf hat doch keine Ahnung vom Sex mit Frauen. Wolfgang allerdings auch nicht, ist er doch bekennender Schwuler, der sich die Fingernägel feilt und sich mit einem Majafächer Luft zufächelt. Und Hausherr Manfred, vom drögen Ehedasein mit Jutta längst befreit, war da was vor Jutta?

Die Besucher der neuen Produktion „Kerle im Herbst“ im Contra Kreis Theater werden erst einmal auf die Folter gespannt, wie sich das Liebesleben der rüstigen Endsiebziger in ihrer Jugend entwickelte und was da geschah. Die Komödie von Katrin Wiegand nimmt erst richtig Fahrt auf, als plötzlich ein Brief in die Rentner-WG hereinflattert, in dem die einst von den Dreien umschwärmte Karin (auch vom „warmen“ Wolfgang, wie sich später herausstellt) ihr Kommen ankündigt. Und dann kommt noch ein Brief und noch ein Brief von Karin, doch Karin erscheint nicht auf der Bühne. Sie lässt aber in den Briefen in feinster Salamitaktik durchblicken, dass ihre leider verstorbene Tochter Renate einst nach dem Abi-Ball gezeugt worden sei. Tja, von wem. . . ?

„Kerle im Herbst“ – in bewährter und straffer Regie von Hausherr Horst Johanning – lebt von spritzigen Dialogen und den drei wirklich noch rüstigen Mimen Horst Janson, Christian Wolff und Hans-Jürgen Bäumler, die sich nur selber spielen brauchen – aber wie sie das tun, verdient Anerkennung. Die vordergründig undankbare Frauenrolle des Hausmädchens Dani, gespielt von Sarah Jane Janson, fügt sich dennoch gut in die Rahmenhandlng ein – rückt die hochschwangere Dani doch gegen Ende unversehens in den Mittelpunkt. Mehr sei hier nicht verraten.

Am Hof 3-5; die Komödie läuft fast durchgehend in den Monaten März und April, jeweils ab 20 Uhr: Kartenreservierung unter der Hotline (0228) 63 23 07 oder online unter www.contra-kreis-theater.de.

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