Neue Show im Bonner Varietétheater GOPJunge Talente schon ganz groß

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Bonn – In jenen Tagen, als das Radio noch von irgendwoher einen „Bunten Abend“ übertrug, da gab es ihn noch, den Conférencier, der die einzelnen Akteure ansagte, oft von einem Witz begleitet, gern auch auf eigene Kosten. So in der Art von Heinz Erhardt: „Ach, bin ich heute wieder ein Schelm“.

Im Bonner Varieté GOP ist so ein Meister des gepflegten Plauderns wieder zu erleben: Jan Mattheis führt als verbindendes Element – er nennt das Moderation – durch die neue Show „Talents - das Beste von morgen“. Nun ist er nicht so alt, dass er schon Gastgeber eines „Bunten Abends“ im Radio gewesen war, geht auch gar nicht, denn im Gegensatz zu seinen Conférence-Vorgängern kann er auch noch zaubern – er war mal Deutscher Jugendmeister der Zauberei – und bauchreden. Beides wirkt im Radio eher nicht.

Es ist also eine hübsche Idee von Regisseur Knut Gminder, den jungen Talenten einen Routinier zur Seite zu stellen – und dem gleichzeitig einen Sidekick. Es ist der US-Amerikaner Thomas John. Mattheis und er witzeln über Arbeitsverträge („Da steht: Du musst Deutsch sprechen!“), und dann beweist John, dass er auch wortlos rüberkommt: Er spielt ein Xylophon, das in eine Geige eingebaut ist, mit Tennisbällen, die er aus dem Mund spuckt – klar, dass da mal einer ins Publikum springt. Und jongliert mit Messern auf einem Brett, das auf einer Rolle liegt. Da darf nichts schief gehen!

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Zu den jungen Talenten, die Jan Mattheis ansagt, zählt die gebürtige Bonnerin Melanie Hagedorn, die als Siebenjährige bei der Circusschule Don Mehloni angefangen hat und jetzt, mit 26, ein Profi auf dem Schlappseil ist. Das ist eine wackelige Angelegenheit, sie aber schafft es, sich auf dem durchhängenden Seil anzuziehen, zu schminken, ein Glas Sekt zu trinken – alles mit einem Gesicht voller Unschuld, als könne sie gar nicht glauben, dass sie das pendelnde Hin und Her mit ihrer Körperbeherrschung kontrollieren kann.

Das beweist auch Alba Favre aus Straßburg am Vertikalseil und am sogenannten chinesischen Mast, der schwankt wie ein Schiff auf hoher See. Die Schwedin Linn Holm dreht sich im Cyr, einem mannshohen Metallreifen, über die Bühne. Der Jongleur Emil Dahl, ebenfalls ein Schwede, lässt Keulen tanzen, in der Luft und an Stangen. Das, was Andrey Poslushnoy vorführt, hieße bei Olympischen Spielen wahrscheinlich Bodenturnen. Er aber demonstriert Handstände, die fließend ineinander übergehen. Schließlich zeigt das ukrainische Sportakrobaten-Quartett VIP spektakuläre Hebefiguren, immer lächelnd, als wäre das keine Anstrengung.

Das Publikum freut sich und applaudiert begeistert. Auch als das ganze Ensemble unter der Regie von Thomas John auf Blockflöten Beethovens 9. anstimmt. Das quietscht gewaltig, aber ohne Ludwig geht in Bonn gar nichts . . .

Gute Auslastung

Das Varieté GOP ist seit Anfang  September in  Bonn Zuhause (Karl-Carstens-Straße 1). Die Eröffnungsshow „Plüfoli“ sahen nach Angaben von Direktorin Julia Feirer 30 000 Zuschauer, „das entspricht einer Auslastung von 95 Prozent“.  Weil es so gut läuft,  gibt es ab sofort sonntags zwei Vorstellungen, um 14 und um 17 Uhr. Showzeiten sind ansonsten mittwochs und  donnerstags um 20 Uhr, freitags und samstags  um 18 und  21 Uhr. Karten kosten ab 29 Euro, zugebucht werden kann  ein Menü zu zwei oder drei Gängen.  (dbr) www.variete.de  

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