Rettet das Frauenmuseum!Bonner Politikerinnen starten Spendenkampagne

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Bonn – Zwei Bonner Bundestagsabgeordnete – Claudia Lücking-Michel (CDU) und Katja Dörner (Grüne) – eine Landtagsabgeordnete (Renate Hendricks/SPD) – eine Bezirksbürgermeisterin (Petra Thorandt/CDU) und zwei Ratsmitglieder (Angelika Stabenow/ SPD und Ros Sachsse-Schadt/Grüne): Mehr interfraktionelle Frauenpower kann man sich in der Bundesstadt eigentlich nicht vorstellen. Es geht aber auch um den Erhalt einer Institution, die bei ihrer Gründung 1981 das Prädikat „weltweit einzigartig“ für sich beanspruchen konnte: gemeint ist das Bonner Frauenmuseum in der Nordstadt.

Stadt will die Immobilie verkaufen

Dessen Existenz steht auf der Kippe: Wie mehrfach berichtet, will die Stadt Bonn im Zuge der Haushaltskonsolidierung die institutionelle Förderung in Höhe von 120 000 Euro Ende 2018 kappen, was das Aus für das Museum bedeuten würde. Dieses Damoklesschwert schwebt aber schon länger über dem Haupt der rührigen Museumsdirektorin Marianne Pitzen. Deshalb wurde im Januar die gemeinnützige „Stiftung sichere Zukunft – Museum der Frauen GmbH“ ins Leben gerufen, die Gelder für den Erhalt des Museums sammeln soll. Wie Marianne Pitzen mitteilte, sind bis jetzt 100 000 Euro in die Stiftung eingeflossen.

FAKTEN

Das Frauenmuseum Bonn wurde 1981 als erstes Museum seiner Art weltweit gegründet. Seit Bestehen des Museums wurden Arbeiten von mehr als 3000 Künstlerinnen gezeigt. Viele von ihnen konnten sich inzwischen auf dem internationalen Kunstmarkt etablieren. Eine der ersten Unterstützerinnen des Frauenmuseums war übrigens die Witwe von John Lennon, Yoko Ono, die im Jahr 1993 dem Haus einen Besuch abstattete. Der Verein Frauenmuseum e.V. zählt mittlerweile rund 350 Mitglieder.

Wer für das Frauenmuseum spenden will, kann dies ab sofort online unter www.jetzt-fuers-frauenmuseum.com tun. Konto: IBAN: DE11 3705 0198 1933 0863 48 bei der Sparkasse Köln-Bonn. (al)

Das reicht aber weitem nicht aus, um den angestrebten Erwerb des Hauses plus Grundstück, beides befindet sich im Besitz der Stadt Bonn, zu finanzieren. Die Stadt möchte Museumsgebäude und Grundstück „versilbern“. Marianne Pitzen bemerkte dazu: „Könnten wir das Haus von der Stadt erwerben, würden mit Sicherheit mehr Spender und Förderer von außen kommen.“ Haus und Grundstück sind mit einem Marktwert von 1,050 Millionen Euro vom Liegenschaftsamt ermittelt worden.

Wie kann diese doch erhebliche Finanzierungslücke von knapp einer Million Euro – bezogen auf das derzeitige Stiftungsvermögen und dem Marktwert – überbrückt werden? Hier schaltet sich nun das weibliche „Power-Sextett“ ein. Die drei Bundes- und Landespolitikerinnen – unterstützt von den drei Bonner Stadtverordneten – haben gestern einen Spendenaufruf gestartet, um die fehlenden Mittel zu bekommen. In dem Aufruf heißt es: „Die Stadt Bonn will die Immobilie verkaufen. Was liegt näher, als dass das Frauenmuseum selber Eigentümer wird. Der Schritt ist mutig und ambitiös, aber gemeinsam mit Hilfe der Bürger schaffen wir das..“

Alle sechs erklären sich solidarisch mit der Institution, die für sie (unausgesprochen) keine beliebige „Wolke-7-Spielwiese“ für Frauen bedeutet. Renate Hendricks erklärte: „Das Frauenmuseum ist nicht nur durch die vielen Ausstellungen (700 seit 1981, Anm. der Redaktion) bedeutend, sondern auch durch das große Archiv, das weltweit einzigartig ist. Es wäre daher ein Sakrileg, dieses Haus aufzugeben.“ Claudia Lücking-Michel pflichtete der SPD-Landtagsabgeordneten bei: „Wir sind überzeugt von der Arbeit, die hier geleistet wird. Das Frauenmuseum ist ein Schatz, den es zu erhalten gilt.“

Marianne Pitzen machte noch einmal auf die weltweite Vernetzung des Hauses aufmerksam. In Bonn wurde das erste Frauenmuseum überhaupt gegründet, mittlerweile gibt es weltweit viele solcher Institutionen. In Kürze findet in Mexico City die nächste internationale Frauenmuseum-Konferenz statt. Alle Politikerinnen sind sich einig, dass der Buchwert in Höhe von 1,050 Million Euro auf dem Markt kaum zu erzielen ist. Angelika Stabenow (SPD) erklärte: „Das Areal des Frauenmuseums unterliegt einer Nutzungseinschränkung, ein Hotel beispielsweise könnte hier nicht gebaut werden.“ Man hofft auf Seiten der sechs Politikerinnen, dass die Stadt dem Museum im Kaufpreis entgegenkommen wird. „Wir sind optimistisch, dass dieses ,Finanzierungs-Delta’ verschwindet“, meinte Claudia Lücking-Michel.

Das Frauenmuseum will bis zu einem Happy End die Hände nicht in den Schoß legen. Im Reformationsjahr 2017 ist eine Ausstellung über die Ehefrau von Martin Luther, Katharina von Bora, geplant und auch im Beethovenjahr 2020 will das Haus aktiv werden. Wer weiß, vielleicht gelingt es, das bislang ungelöste Rätsel der „unsterblichen Geliebten“ von Ludwig van Beethoven zu lösen. Da wäre dann auch die Metropole Wien auf das Haus in der Nordstadt neidisch . . .

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