Tasten und riechenBlindengarten in der Rheinaue wurde komplett überarbeitet

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Manuela Landsberg ertastet Blumen in einem der Hochbeete im neu gestalteten Blindengarten.

Manuela Landsberg ertastet Blumen in einem der Hochbeete im neu gestalteten Blindengarten.

Bonn – Es grünt, blüht und duftet wieder in den Hochbeeten. 33 verschiedene Pflanzensorten, darunter zum Beispiel Rosmarin, Sternmoos und Zitronen-Melisse, regen jetzt zum Fühlen, Schmecken, Riechen und Tasten an. Der Blindengarten in der Rheinaue wurde komplett überarbeitet. Die Gärtner des Amtes für Stadtgrün haben die Hochbeete des Duft- und Tastgartens neu konzipiert und gemeinsam mit den Mitgliedern des Ambassador Clubs Bonn, die die Grünpatenschaft übernommen haben, neu bepflanzt. Auch neue Schilder mit den Pflanzennamen in Blindenschrift wurden montiert.

Gestartet mit Pflanzaktion

Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ambassador Club hatte im Frühjahr 2016 mit einer gemeinsamen Pflanzaktion begonnen. „Wir haben die alten Pflanzenreste und die Schilder entfernt und den Boden ausgetauscht“, berichtet Gartenmeister Alfred Merzbach, der für den Freizeitpark Rheinaue linksrheinisch verantwortlich ist. Anschließend seien gemeinsam mit den Clubmitgliedern 800 neue Gewürzpflanzen, Kräuter und Stauden gepflanzt worden. Regelmäßiges Wässern und die warme Witterung haben dazu beigetragen, dass die neuen Pflanzen gut eingewachsen sind. Einzelne Pflanzen, die sich nicht gut entwickelten, wurden von den Grünpaten und den Gärtnern im Frühjahr dieses Jahres ersetzt.

Damit Sehbehinderte den Blindengarten wieder nutzen können, wurden zuletzt noch die Schilder mit den Pflanzennamen erneuert. Die Beschriftung in blindengerechter Brailleschrift hat die Stadt mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein-Sieg abgestimmt. Zusätzlich sind die Namen der Pflanzen jeweils auch auf Lateinisch und Deutsch in herkömmlicher Schrift auf den Schildern zu lesen. Eine zusätzliche Infotafel informiert über die Grünpatenschaft des Ambassador-Clubs.

Jan Brumhard, Sachgebietsleiter beim Amt für Stadtgrün, lobte die gute Zusammenarbeit mit den Anbassadoren: „Wir freuen uns, wenn wir ernsthafte Paten finden, die uns bei der Pflege unterstützen.“ Alle 14 Tage, wenn nötig aber auch jede Woche werden von vier der insgesamt acht Clubmitglieder Unkraut gejätet, Müll weggeräumt und die Wege gepflegt, erläutert Dr. Nils Görke, Präsident des Ambassador Clubs Bonn. „Es bleibt nur zu hoffen, dass weder Vandalismus noch Diebstahl diesen schönen Erlebnisgarten für Sehbehinderte zerstören.“

„In vielen anderen Städten gibt es diese Gärten wegen Vandalismus nicht mehr. Deshalb muss man für dieses Engagement erst einmal Danke sagen“, betont Manuela Landsberg vom Vorstand des Blinden- und Sehbehindertenvereins. Man werde für den Garten in der Rheinaue werben und hoffen, dass viele Besucher nach Bonn kommen, um ihn zu sehen.

Patenschaft statt Geschenke

Um den markanten Brunnen mit dem großen Elefanten kümmert sich Karin Becker. „Ich habe seinerzeit bei unserer Goldhochzeit auf Geschenke verzichtet und stattdessen die Patenschaft übernommen“, erzählt die engagierte Frau. Als Springbrunnenpatin schaut sie nach dem Rechten und beteiligt sich an den Wasser- und Stromkosten. „Ich hoffe, dass ich die Patenschaft noch möglichst lange übernehmen kann.“ Wer sich ebenfalls im Rahmen einer Patenschaft engagieren möchte, findet Informationen dazu im Internet.

www.bonn.de/gruenpaten // www.bonn.de/brunnenpaten

Der Ambassador Club

Der Ambassador Club Bonn hat nach Auskunft des Präsidenten, Dr. Nils Görke, zurzeit acht Mitglieder. In Deutschland gebe es etwa 1000 Ambassadoren, weltweit rund 5000. Der Bonner Club pflege nationale und internationale Freundschaften und setze sich unter anderem auch für Völkerverständigung und Toleranz ein.

Der Blindengarten

Der rund 2000 Quadratmeter große Garten wurde 1983 eröffnet, damit auch Sehbehinderte und Blinde die Flora der beliebten Parklandschaft erleben können. Herzstück der Anlage sind die zwei jeweils 80 Quadratmeter großen Hochbeete des Duft- und Tastgartens. Ein Highlight ist außerdem der bronzene Blindenbrunnen: Dieser zeigt einen Elefanten und mehrere blinde Menschen, die unterschiedliche Körperteile des Tieres ertasten.

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