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Varieté-Theater in BonnGOP wird mit einer zweistündigen Show eröffnet

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Standfest auf Fußboden und Schul­tern: "Plü­fo­lie" ist eine tolle Mischung aus Musik und Akrobatik.

Bonn – Drei Großbuchstaben in Rot sind seit Wochen auf vielen Plakaten in Bonn zu finden: GOP. Am Donnerstagabend wurde offenbar, was dahinter steckt: In einer Vorabshow für geladene Gäste wurde das Varieté-Theater GOP vorgestellt. Es ist mit dem Marriott World Conference Hotel räumlich verbunden, liegt also neben dem Kongresszentrum WCCB. Die Buchstaben GOP sind aus dem Wort Georgspalast geschüttelt worden und bilden mittlerweile eine eigene Marke.

Als am Donnerstag die ersten Besucher durch den Vordereingang kamen, gingen die Handwerker hinten raus. Bis zur letzten Minute wurde gearbeitet, um das Theater fertigzustellen. Die ersten Gespräche, in Bonn das siebte GOP-Haus in Deutschland einzurichten, wurden 2014 mit Jörg Haas, dem Mitbegründer der BonnVisio GmbH & Co. KG Real Estate (Erbauer unter anderem des Bonner Bogens) und neuem Eigentümer des WCCB- Hotels, geführt, berichtete Julia Freier, die Direktorin des Hauses. Als er sich mit der Unternehmerfamilie Grote, der GOP-Eignerin, einig war, begannen vor zwölf Monaten die Bauarbeiten im ehemaligen Frühstücksbereich und der Küche des Hotels.

"Wir haben Säulen entfernt und Wände versetzt", sagte Freier. Mehr als 5 Millionen Euro steckte das Unternehmen in den Umbau. Entstanden sind auf einer Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern ein Theatersaal in Rot mit Tischen und Stühlen im Parkett und auf dem Balkon, ein Foyer, eine Piano-Bar und ein Restaurant mit 200 Plätzen, das der Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander zu Ehren, die im alten Georgspalast aufgetreten war, "Leander" heißt. Die Außenfassade ist geschwungen und wird innen so fortgesetzt; die Farben sind warm, die Deko-Elemente elegant: Die Theaterleitung spricht von Wohlfühl-Atmosphäre.

Julia Freier setzt bei den Besuchern nicht nur auf Gäste des Hotels und des WCCB, die sich nach anstrengenden Tagungen einen schönen Abendmachen wollen, sondern vor allem auf die Menschen aus Bonn und der Region. Das Konzept scheint bislang aufzugehen, die Premiere am Sonntag ist ausgebucht. Der Vorverkauf begann im März in einem 60 Quadratmeter großen Ticketshop in der Bonngasse, gegenüber vom Beethoven-Haus.

Freier : "Wir haben einen Ort geschaffen, an em sich jedermann wohlfühlen soll. An dem sich Fans von Akrobatik, Comedy, Zauberei, Tanz und Musik durch unsere fantasievollen Shows begeistern lassen und sich Freunde kulinarischer Raffinessen von unserer hauseigenen Küche verwöhnen lassen."

Die GOP Entertainment-Group beschäftigt nach eigenen Angaben rund 800 Mitarbeiter, in Bonn finden rund 100 eine Anstellung. Die werden auch gebraucht, denn besonders die Küchen- und Servicebrigade muss ranklotzen, um zu Beginn und in der Mitte der Show das 2- bis 3-Gänge-Menü zu servieren (siehe Kasten "Preise und Zeiten").

Am 8. August sind die zehn Künstler der Premierenshow "Plüfolie" (übersetzt etwa: "Noch verrückter") nach Bonn gekommen; sie wohnen in einem Haus unweit des Theaters.

Der 40-jährige Franzose Anthony Venisse führt die Regie und spielt einen Clown-Hausmeister, der in einem Bühnenbild ohne rechten Winkel scheinbar Mühe hat, den Überblick zu behalten. Seine Schwester Amélie Venisse kommt ebenfalls als Clown daher und behält als langbeinige "Madame Cerise" unverdrossen ihr "mutzieges" Gesicht (so ein Zuschauer) bei. Das Geschwisterpaar hat in der zweistündigen Show Freunde und Mitstreiter um sich versammelt: Den Musiker Quentin Marotine, den Drahtseilakrobaten Geoffrey Berhault, die Trapezartistin Anna Ward, Jeanne Durand-Raucher mit Handstand- und Luftringdarbietungen sowie schließlich das Quartett Quatuor Stomp, das mit Akrobatik und Jonglage begeisterte.

Am Ende gab es stehende Ovationen für die bunte Truppe: "Das war eine runde Sache und hat Spaß gemacht", sagten viele Zuschauer.

Preise und Zeiten

Showzeiten sind Mittwoch und Donnerstag um 20 Uhr, Freitag und Samstag um 18 und 21 Uhr, Sonntags um 14 Uhr, Montag und Dienstag ist in der Regel spielfrei.

Die Preise: Mittwoch und Donnerstag 34 Euro, mit 2-Gänge-Menü 44 Euro (drei Gänge: 49 Euro); Freitag und Samstag 39 Euro, mit Menü 49 Euro (drei Gänge: 54 Euro). Sonntag 29 Euro, mit Kaffee und Kuchen 35 Euro. Ein Wunschmenü im Restaurant "Leander" kostet 26 Euro, ein Brunch 24 Euro plus Varietékarte. Kinder, Schüler und Studenten zahlen 15 Euro Eintritt.

Die Geschichte

In den Jahren 1912 bis 1913 entstand an der Georgstraße in Hannover der "Georgspalast" , in dem ab Mitte der 20er Jahre Konzerte stattfanden. 1948 wurde hier das GOP Varieté-Theater eröffnet, in dem Sänger, Schauspieler und Filmstars auftraten. Paul Hörbiger und Gert Fröbe waren hier ebenso unter Vertrag wie Josephine Baker und Heinz Erhardt. 1962 schloss das GOP, weil keine Zuschauer mehr kamen, weil sie Zuhause lieber Fernsehen guckten .

1992 eröffnete die Unternehmerfamilie Grote das GOP wieder und führt heute sieben solcher Häuser mit jährlich 700 000 bis 800 000 Besuchern. (dbr)

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