Zum Prozessauftakt im Fall NiklasWas sich in Bonn-Bad Godesberg verändert hat

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Niklas

Ein Kreuz und Kerzen stehen an der Stelle, an der der später verstorbene Niklas P. im Mai von Schlägern attackiert wurde.

Bonn – Bad Godesberg, das war mal eine piekfeine Adresse in Bonn, der Diplomatenstadtteil, geprägt von Autos mit CD-Kennzeichen, von glanzvollen Bällen und Empfängen in der Redoute, von Frauen, die es noch wagen konnten, öffentlich eine Nerzstola anzulegen, und von Herren, denen der Smoking wie eine zweite Haut saß.

Vorbei. Nicht erst der Fall Niklas P. hat gezeigt, dass Bad Godesberg ein Ort mit zwei Welten ist. Es gab auch vor diesem tragischen Tag im Mai Schlägereien zwischen deutschen Jugendlichen und solchen mit Migrationshintergrund. Das Theater Bonn nahm sich dieses Themas mit dem Stück "Zwei Welten" an - man sah es und ging seiner Wege. Dann starb der 17-jährige Schüler, und der Bad Godesberger Dechant Wolfgang Picken setzte unweit des Tatorts ein Holzkreuz in ein Blumenbeet, ein Menetekel. "Niklas' Tod ist eine Zäsur, die Bad Godesberg verändern wird", sagte er damals.

„Eine Zäsur, die Bad Godesberg verändern wird“

Das hat sich nur teilweise bewahrheitet. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) berief einen "Runden Tisch Bad Godesberg" ein, an dem auch die Polizei Platz nahm. Sie zeigte fortan verstärkt Präsenz in dem Stadtbezirk, kontrollierte Treffpunkte der Jugendgangs, verwies aber auch darauf, dass Bad Godesberg kein Kriminalitätsbrennpunkt sei. Die Zahl der Gewaltdelikte sei zurückgegangen. Weil die Kriminalitätsrate laut Statistik so gering ist, wird es auch keine Videoüberwachung geben. Der OB will sich nun in Düsseldorf dafür einsetzen, dass die Stadt unsichere Orte im öffentlichen Raum selbst bestimmen und dort dann Kameras installieren kann. Das ist zurzeit Sache des Landes.

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Am Tatort unweit des Godesberger Bahnhofs wurde immerhin das Grün kurz geschnitten. Er ist nun besser einsehbar. Weitere Maßnahmen würden erarbeitet "und mit Kosten hinterlegt", teilte die Stadt mit. Pfarrer Picken sieht indessen einen großen gesellschaftlichen Konsens, in dem Stadtbezirk offenkundige Probleme gemeinsam zu lösen. Das habe es so vorher nicht gegeben. (dbr)

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