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Tourismus in BonnUrbanes Leben abseits der bekannten Pfade

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Bonn – Mal was anderes als Beethovenhaus, Kanzlerbungalow und Co. Mit dem Förderprojekt „Urban Lifestyle und Szene“ will Tourismus NRW kreative Szenen in den Metropolen des Landes sichtbar machen – für Touristen, aber auch für Alteingesessene. Ob Festivals, Design, Urban Art, Musik oder Mode: Alles, was sich abseits der Touristenpfade in NRW tut, soll zugänglich gemacht werden.

Mit 1,2 Millionen Euro Fördergeldern konzentriert sich das „Urban“-Projekt zunächst auf Düsseldorf, Köln und die Metropole Ruhr. Auch für Bonn soll es laut Julia Sengelhoff, Pressesprecherin von Tourismus NRW, einige kleinere Projekte geben. Da der Startschuss für „Urban Lifestyle und Szene“ aber erst am 13. April auf der Messe Art Cologne gefallen ist, steht Näheres noch aus.

Aber wir schauen schon mal auf die bönnsche Kunst- und Kulturszene. Was regt sich in der Welt der Musiker, Künstler oder Instagrammer, die sich abseits der herkömmlichen Wege begeben? Der Überblick ist natürlich nicht vollständig, dazu ist die Szene auch in Bonn zu sehr in Bewegung.

Buchtipp

Was Bonner an ihrer Stadt so lieben, etwas Besonderes, das nicht sofort jedem ins Auge springt: Nachzulesen ist das in dem Buch „111 Orte in Bonn, die man gesehen haben muss“, zusammengestellt von Eckhard Heck und erschienen im Emons- Verlag. (r.)

Wie wäre es zum Beispiel mit der Fabrik 45 am Hochstadenring 45? Regionale Künstler haben in der ehemaligen Fabrikhalle im Macke-Viertel freie Hand: Ein Ort, an dem „alles möglich sein darf und soll“. Gerade erst endete die Ausstellung „Strom – stream – Magra“, bei der fünf ägyptische und fünf deutsche Künstler im direkten Austausch Kunstwerke entstehen lassen. Thema: interkulturelle Kommunikation durch Kunst. „Ohne Grenzen“ heißt die nächste Ausstellung, die dort nur an diesem Wochenende zu sehen ist. Die beteiligten Künstler sind Hyunsoo Kim, Bernd Hagemann und Zoe Toms. Dann wären da noch die Programmkinos in Beuel: die Kinematik in der Brotfabrik und die Filmbühne oder das Rex. Ob Filmklassiker, Weltkino oder Kurzfilmabende – hier findet man Filmkultur auch abseits der Hollywoodbranche.

Auch was Festivals anbelangt, hat Bonn aufgeholt. Das beliebte indische Frühlingsfest Holi Colors, das vor einiger Zeit auch in Europa angekommen ist, kann am Samstag, 4. Juni, in Bonn gefeiert werden. In der Lagerhalle des Basecamp, In der Raste, wird ausgelassen und farbenfroh die sonnige Jahreszeit begrüßt.

Ungewöhnliche Blicke auf Bonn halten die Instagrammer fest, das sind Nutzer der Fotoplattform „Instagram“. Das Kunstmuseum hatte einige von ihnen zu einem speziellen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Mit anderen Augen – Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie“ eingeladen.

Auch das Münster, dessen Pfarrer Stadtdechant Wilfried Schumacher eine große Affinität zu den modernen Medien hat, bat zu einem Instawalk: 30 Nutzer folgten der Einladung. Erstmals in Deutschland öffnete damit eine Kirche ihre Pforten für die „Igers“, wie die Fotocommunity abgekürzt heißt. Gemeinsam mit der Webseite Katholisch.de organisierte das Stadtdekanat Bonn den deutschlandweit ersten Instawalk der Reihe #Instakirche“.

Nach dem Start an den Köpfen der Stadtpatrone am Martinsplatz ging hinab in die Krypta. Besonders angetan waren viele der Fotografen, die von Pressesprecher Reinhard Sentis sachkundig geführt wurden, vom Taufbecken. Anschließend entdeckten sie den Hochchor mit den prächtigen Deckenmalereien und seinen vielen historischen Anspielungen an den Wänden. Anschließend fotografierten sich die „Igers“ durch den prächtig erleuchten Kreuzgang, bevor man zum Abschluss im Kapitelsaal den Abend ausklingen ließ.

Auch der Stadtdechant, der die Aktion über das Netz verfolgte, stattete den Teilnehmern einen Besuch ab. Jetzt wird überlegt, ob man die Instawalks regelmäßig als touristische Führung anbieten soll, oder ob sie ins pastorale Konzept integriert werden. Die Ergebnisse des Rundgangs lassen sich unter walls.io/instakirche bewundern.

Wer die Bonner Innenstadt nicht verlassen will, der hat vielleicht Lust, sie mal anders zu erleben? Wie wäre es zum Beispiel bei Stattreisen mit einer Spionagetour auf den Spuren Günter Guillaumes? Oder einer kulinarischen Stadtführung, bei der es nicht nur Speis und Trank, sondern auch die ein oder andere Anekdote zu Kultur- und Stadtgeschichte gibt.

Und damit noch nicht genug. Wer nach einem außergewöhnlichen Tag nach einer entsprechend spektakulären Bleibe sucht, könnte sich im Basecamp Hostel wohlfühlen – eine ehemalige Lagerhalle im Bonner Süden, in der vom Retro-Wohnwagen über Trabbis oder VW-Busse sämtliche Kuriositäten zum Schlafmobil umgebaut und von der Film- und Bühnenplastikerin Marion Seul thematisch gestaltet wurden. Auch eine Nacht im Baumhaus könnte Spaß machen: Das V-Hotel auf dem Venusberg lässt mit seinen Schlafgelegenheiten abseits vom Stadtlärm Kindheitsträume wahr werden.

Bonn hat also einiges zu bieten, was vielleicht nicht alle Bonner und sicherlich noch weniger Touristen kennen. Ob da nicht was für „Urban Lifestyle und Szene“ dabei wäre?

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