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„Wachtberger Kugel“Hanseat macht das lyrische Rennen

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Wachtbergs neuer „Kugel-Schreiber“: Bei der Preisverleihung im Adendorfer Drehwerk 17/19 nahm Martin Möllerkies (M.) aus Hamburg sowohl den Preis der Jury als auch die Auszeichnung des Publikums entgegen. Herbert Reichelt (2.v.l.) und Dieter Dreesen (r.) gratulierten.

Wachtbergs neuer „Kugel-Schreiber“: Bei der Preisverleihung im Adendorfer Drehwerk 17/19 nahm Martin Möllerkies (M.) aus Hamburg sowohl den Preis der Jury als auch die Auszeichnung des Publikums entgegen. Herbert Reichelt (2.v.l.) und Dieter Dreesen (r.) gratulierten.

Wachtberg-Adendorf – Mit einem Doppelsieg endete die Premiere des Wettbewerbs für komische Lyrik „Wachtberger Kugel 2017“. Bei der dreistündigen Preisverleihung im Adendorfer Drehwerk 17/19 nahm Martin Möllerkies aus Hamburg sowohl den Preis der Jury als auch die Auszeichnung des Publikums entgegen.

Der 55-jährige hauptberufliche Informatiker gewann unter anderem mit dem Gedicht „Ausblick“, in dem er seinen Sieg schon vorausgeahnt hatte: „Wachtberg biete ich mein Leben: Ihr könnt mir die Kugel geben. Schon verrät mir das Gekicher: mein Gedicht ist kugelsicher. Meine Werke sind der Schlager! Bald hab’ ich ein Kugellager. Männer, jubelt! Freut euch, Weiber! Hier ist Wachtbergs Kugelschreiber!“

Von der großen Resonanz auf die Wettbewerbs-Idee waren auch die beiden Ideengeber Dieter Dresen und Herbert Reichelt völlig überrascht worden, denn mehr als 500 Autoren aus ganz Deutschland hatten sich um den Preis beworben. „Wir selbst hätten uns das zu Beginn der Ausschreibung jedenfalls nicht träumen lassen“, gab Reichelt vor über 70 Zuschauern im restlos ausverkauften Drehwerk-Kleinkunstsaal unumwunden zu.

Tiefsinnige Wortakrobatik

Für die siebenköpfige Jury war die Menge an Einsendungen mit insgesamt 1800 Seiten allerdings eine echte Herausforderung, die erst einmal verarbeitet und bewertet werden musste. Neben Dresen und Reichelt gehörten Altbürgermeister Hans-Jürgen Döring, Literaturscout Anja Rüdiger, Fernsehjournalist Michael Schmid-Ospach, der Autor und Fotograf Hans Weingartz sowie Chefredakteur Erwin Ruckes vom Monatsmagazin „Bonnjour“, der auch für die musikalische Begleitung des Abends sorgte, der Jury an.

Die fein- und tiefsinnige Reim- und Wortakrobatik in den Werken von Möllerkies überzeugte die Jury ebenso wie sein Sprachgefühl und sein tiefgründiger Humor, der auch beim vierten Lesen seine Wirkung nicht verfehle. Platz zwei ging an Iris Schürmann-Mock (Duisburg) und Platz drei an Stefan Pölt (München).

Bei der Abschlussveranstaltung trugen die sieben Autoren, die in die engere Auswahl für den Lyrikpreis gekommen waren, einige ihrer Gedichte in teilweise grandioser Art und Weise vor. Unter diesen „Glorreichen Sieben“, so Dresen, wählte das Publikum an diesem Abend den Träger des Publikumspreises. Auch hier machte Möllerkies unangefochten das Rennen, er durfte damit gleich zwei imposante Granitkugeln aus der Werkstatt von Peter Hansen (Adendorf) mit nach Hause nehmen. Auch der dritte Platz war mit Stefan Pölt deckungsgleich mit der Meinung der Jury, nur auf Platz zwei wählte das Publikum die Lokalmatadorin Monika Clever aus Niederbachem. Sie hatte unter anderem eines der kürzesten Gedichte eingereicht mit dem Titel „Mittwoch“: „Am Montag schrieb ich ein langes Gedicht. Am Mittwoch nicht.“

So abwechslungsreich wie die Preisverleihung mit ihren witzig und engagiert vorgetragenen Gedichten präsentiert sich auch das Buch zum Wettbewerb, das an diesem Abend offiziell vorgestellt wurde. Unter dem Titel „Die besten Kugel-Schreiber“ haben Dieter Dresen und Herbert Reichelt als Herausgeber darin 140 Gedichte und damit die Crème de la crème der Wettbewerbsbeiträge auf insgesamt 164 Seiten zusammengestellt. Es macht großen Spaß, durch diesen Band zu blättern und sich von immer neuen Ideen und Pointen von 75 Autoren überraschen zu lassen. (jst)

Dieter Dresen/Herbert Reichelt (Hrsg.): Die besten Kugel-Schreiber - aus dem Lyrikwettbewerb „Wachtberger Kugel 2017“, Kid Verlag, Bonn, 2017, ISBN: 978-3-929386-68-4, Preis: 12 Euro.

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