Kölner MietspiegelKölner zahlen bis zu 50 Prozent ihres Einkommens für Miete

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Zu wenige Wohnungen: Die Mieten steigen laut Mietspiegel moderat an. Das Foto zeigt Häuser in Chorweiler. (Foto: Meisenberg)

Zu wenige Wohnungen: Die Mieten steigen laut Mietspiegel moderat an. Das Foto zeigt Häuser in Chorweiler. (Foto: Meisenberg)

Köln – Wenn Jürgen Becher über die aktuelle Entwicklung der Mieten in Köln spricht, muss er an seinen Vater denken. „Mein Vater hat immer zu mir gesagt, dass ein Wochenlohn zur Zahlung der Miete ausreichen muss“, sagt der Geschäftsführer des Kölner Mietervereins. Das seien vor vielen Jahren rund 20 Prozent des Gehalts gewesen. Zeiten, die für viele Kölner lange vorbei sind. „Es gibt Geringverdiener, die heute bis zu 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete einsetzen“, sagt Becher und nennt zum Beispiel Rentner. Unter anderem deshalb hatte er „Schlimmes befürchtet“ für den neuen Mietspiegel.

Mieten um 3,5 Prozent gestiegen

Seit 1974 gibt es das Instrument des Arbeitskreises „Kölner Mietspiegel“, alle zwei Jahren liegen neue Zahlen vor . Der Bericht soll unter anderem zeigen, wie sich die Mieten in Köln entwickeln, ob eher Alt- oder Neubauten gefragt sind. Das Zahlenwerk bezieht sich auf freifinanzierte Wohnungen und nicht auf solche, die öffentlich gefördert sind und Menschen mit geringem Einkommen eine bezahlbare Bleibe sichern soll.

Vor zwei Jahren wies der Mietspiegel gestiegene Mieten aus – und zwar um zwei bis drei Prozent. Jetzt sind es 3,5 Prozent, also mehr als zuvor, aber nicht so schlimm wie von Becher befürchtet. „Es ist gemäßigt weitergegangen, das ist wichtig für die Mieter“, sagt er. Dennoch sieht er die Entwicklung mit Sorge. Aktuell kostet zum Beispiel eine Bestandswohnung, Baujahr zwischen 1990 und 2004, pro Monat durchschnittlich 9,30 Kaltmiete pro Quadratmeter.

Im Arbeitskreis treffen verschiedene Interessenvertreter aufeinander, etwa der Mieterverein und der Haus- und Grundbesitzerverein. So sagt dessen Geschäftsführer Thomas Tewes: „Steigerungen der Miete um 30 Prozent sind höchstens Einzelfälle.“ Er fordert erneut eine Nebenkostenbremse, denn die Nebenkosten würden teilweise bis zu ein Viertel der Gesamtmiete ausmachen. Eine Entwicklung, die auch die Stadt bemerkt hat.

Wohnungsamt appelliert

„Explodierenden Nebenkosten müssen wir Einhalt gebieten“, sagt Wolfgang Ludwig, Leiter des Wohnungsamtes. Mit Blick auf die steigenden Bevölkerungszahlen sagt er: „Wir müssen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, das geht nur über eine Intensivierung der Neubautätigkeiten.“ Denn: Aktuell ist es Menschen auf Wohnungssuche mehr oder weniger egal, wie alt die Wohnung ist.

Ellen Lindner aus der Geschäftsführung der Rheinischen Immobilienbörse, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises, sagt: „Der Druck auf den Markt lässt auch bei älteren Wohnungen nicht nach, es gibt eine Nachfrage und die Mieten steigen.“ Der Wochenlohn, den Jürgen Bechers Vater einst als Beispiel nannte, reicht dann meistens nicht mehr.

Das ist der „Kölner Mietspiegel“

Der Mietspiegel

Der Mietspiegel der Arbeitsgemeinschaft Kölner Mietspiegel basiert auf der Auswertung von etwa 23 700 Mietverträgen. Er berücksichtigt Neuvermietungen und bestehende Verträge, die an das allgemeine Mietniveau angepasst worden sind. Er bezieht sich auf die vorigen vier Jahre.

Es gibt vier Arten von Wohnungen, Kriterium ist das Alter. Nummer eins sind Wohnungen, die bis 1960 bezugsfertig waren. Eine 80-Quadratmeter-Wohnung in mittlerer Wohnlage kostet zwischen 6,30 und 8,20 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Eine vergleichbare Wohnung aus den Jahren 1961 bis 1975 kostet 6,60 bis 8,80 Euro, eine aus der Zeit von 1976 bis 1989 zwischen 7,40 bis zehn Euro und eine aus den Jahren 1990 bis 2004 8,20 bis 10,60 Euro.

Der Bericht kostet 3,50 Euro, er ist erhältlich unter www.rheinische-immobilienboerse.de (mhe)

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