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1000 Täter pro JahrKölns „härteste Richterin“ geht in Pension

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Symbolbild.

Köln – Bei den Ganoven war sie als „härteste Richterin“ gefürchtet. Erika Nagel schickte jeden Dienstag und Donnerstag Diebe, Räuber und andere Kriminelle hinter Gitter. Nun macht Kölns bekannteste und dienstälteste Haftrichterin Schluss – nach 26 Jahren geht Erika Nagel in den Ruhestand.

Am vergangenen Freitag wurde Nagel von Polizeipräsident Jürgen Mathies verabschiedet. Mathies überreichte ihr eine Tafel mit Richterhammer und Handschellen – als Dank für „ die tolle, konstruktive und vorbildliche Richterarbeit“, betonte der Behördenleiter. Am Montag schüttelte Nagel beim Abschied im Gericht viele Hände – Anwälte, Staatsanwälte , Dolmetscher und Justizmitarbeiter waren gekommen.

Film über Erika Nagel

Ob bei der Korruptionsaffäre im Kölner Rathaus im Jahr 2000, beim spektakulären Unfall auf der Wiehltalbrücke vier Jahre später oder bei vielen Mordfällen in den vergangenen Jahren – rund 1000 Straftäter im Jahr saßen vor Erika Nagel. Wegen ihrer Bekanntheit wurde sogar ein Film über die Richterin gedreht – Der kernige Titel: „Ab in den Knast - Eine Haftrichterin macht kurzen Prozess“.

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Aus der Öffentlichkeit hielt sich Nagel weitgehend zurück. In einer bekannt gewordenen Anekdote sagte ein Häftling: „Sie haben schon damals meinen Opa eingesperrt“ – so etwas hört eine Haftrichterin wohl eher selten. Bei der Polizei wurde ihre Arbeit sehr geschätzt, es gibt nicht wenige, die ihren Ruhestand nach hinten schieben wollten. Doch nun will sich Kölns „härteste Richterin“ um ihren Enkel kümmern – die Geburt steht bald an.

Auch Ratschläge für Straftäter

Nach einer Arbeit als Ermittlungsrichterin startete sie 1990 ihre Karriere als Haftrichterin am Amtsgericht an der Luxemburger Straße bis sie schließlich 1991 im Polizeipräsidium anfing. Im Jahr 2001 erhielt sie die Ehrenmedaille des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Bei ihren Abschiedsgesprächen sagte Nagel, es sei ihr persönlich sehr wichtig gewesen, den Insassinnen und Insassen auf einer ehrlichen Ebene zu begegnen und ihnen gegebenenfalls auch in kurzen Gesprächen Ratschläge mit auf den Weg zu geben.

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