11. KVB-LoungeEin vernichtendes Urteil über die Verkehrssituation in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Eine Baustelle der KVB auf der Zülpicher Straße. 

Eine Baustelle der KVB auf der Zülpicher Straße. 

Köln – Es klingt nach einem fürchterlichen Dilemma: Die Straßenbahnen sind schon so voll, dass kaum noch ein Autofahrer zum Umsteigen bewegt werden kann. In der Innenstadt gibt es keinen Platz mehr, um das KVB-Netz attraktiv auszuweiten. Und überhaupt: Beim Ausbau der Verkehrsanlagen in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde nur all zu oft auf die technische Umsetzung anstatt auf stadtplanerische Ästhetik geschaut.

Und das alles auch noch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Bevölkerung. In dieser Schärfe zusammengefasst war das Urteil vernichtend, das Verkehrsdezernentin Andrea Blome, der Architekt Kaspar Kraemer sowie der Stadt- und Verkehrsplaner Stephan Besier bei der 11. KVB-Lounge über Köln fällten.

Eine Stadt, die geprägt ist von Unordnung

Es zeichnete ein Bild von einer Stadt, das geprägt ist von Unordnung, Gleisanlagen mit dem Charme eines Rangierbahnhofes und in der Folge von einer Unachtsamkeit der Bürger gegenüber ihrem eigenen Lebensumfeld. Da liegt der Reiz vor allem in einem „Jeföhl“ anstatt in greifbarer Schönheit.

Hoffnungslos? Nicht ganz. Die drei Experten konnten bei der Diskussionsrunde unter der Moderation von Andreas Grosz durchaus Hoffnungsschimmer ausmachen.

Noch ist die seit Januar im Amt befindliche Verkehrsdezernentin Andrea Blome nicht so ganz in Köln angekommen: „Ich war letztens mal in Porz. Da glaubt man ja stellenweise gar nicht mehr in Köln zu sein.“ Doch neben Porz hat die Düsseldorferin noch mehr ausgemacht in der Domstadt: „Es gibt hier ja sehr viel zu tun“, sagt sie mit Blick auf das Stadtbild. „Die Tunnel rund um den Dom – die sind schon schlimm.“

Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Neumarkt

Und womit will sie anfangen? Mit der Ost-West-Achse, dieser überfrachteten Stadtbahnstrasse, die zwischen Heumarkt und Neumarkt auch noch immer wieder durch Unfälle ausgebremst wird. Während das schwarz-grüne Ratsbündnis noch keine einheitliche Position zu einem Stadtbahntunnel in diesem Bereich gefunden hat, sagte Blome bei der KVB-Lounge klar: „Ich bin eine große Freundin des Tunnelbaus.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Bedenkenträgern machte sie Mut: „Das ist nicht so schlimm.“ Vielmehr berge ein Tunnel zwischen Heumarkt und Neumarkt die Chance, dass der Altstadtkern wieder mit der Altstadt-Süd zusammenwachsen könne. Ihr Lichtblick für Kölns Zukunft.

Einspruch Kaspar Kraemer. Der Architekt, der sich seit langem für ein „lesbares“ Stadtbild stark macht, will zwar den Tunnel, warnte aber vor der kurzen Variante, dem sogenannten Stummel-Tunnel. „An den Stellen, an denen die Trasse wieder ans Tageslicht kommt, sind bis zu 400 Meter verloren.“

Köln und der weltstädtische Charme

Sein kritischer Fingerzeig: Die Tunnelrampe Marktstraße im Süden – die Kraemer an einen Güterbahnhof denken lässt. Dabei habe Köln durchaus weltstädtischen Charme, den es aber wegen unaufgeräumter Straßengestaltung meist nicht herauskehre.

Stadtplaner Stephan Besier, der beim Gestaltungskonzept für den Umbau der Bonner Straße mitgewirkt hat, macht dennoch charmante Plätzchen aus. „Da sind Räume entstanden, die fast schon unkölnisch sind.“ Er zeigte sich beeindruckt von der Gestaltung des Chlodwigplatzes oder vom Rasengleis in der Cäcilienstraße. Anwesenden Gegnern seiner Pläne für die Bonner Straße zeigt er die kalte Schulter: „Dort entstehen Hochflurbahn-Haltestellen, die werden mit die attraktivsten sein in Deutschland.“

Die Bonner Straße, der Tunnel für die Ost-West-Achse: Hoffnungsschimmer auch für KVB-Chef Jürgen Fenske, der fast schon resigniert in der Lounge einräumte: „Ich kann den Begriff Verkehrswende bald nicht mehr hören.“ Gebe es diese Wende in Deutschland doch so gut wie gar nicht. „Beim Modal-Split hat sich in den vergangenen 15 Jahren kaum etwas getan. Flaute.“

Rundschau abonnieren