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20 Jahre 1LiveDas Experimentierfeld für Moderatoren

Lesezeit 3 Minuten
Neue Ideen und freche Einfälle setzten Thomas Bug und das Team bei 1Live mit viel Rückendeckung um. Nur manchmal stieß die Moderatorenfreiheit an Grenzen...

Neue Ideen und freche Einfälle setzten Thomas Bug und das Team bei 1Live mit viel Rückendeckung um. Nur manchmal stieß die Moderatorenfreiheit an Grenzen...

Köln – Sie sind einer der ersten Moderatoren von 1Live und haben das junge Radio mitgeprägt. Hören Sie noch heute rein?

Selbstverständlich, dieses Radioprogramm ist fest in mir verankert. Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass ich da Zuhause bin. In einer für mich prägenden Phase von etwa Mitte 20 bis Mitte 30 konnte ich etwas machen, was wohl nur einmal im Leben so möglich ist. Mit diesem Spirit, dieser Freiheit, Frechheit und all dem, was Radio so spannend macht. Man konnte die Ideen mit dem Team ausleben.

Das war ein Experimentierfeld für „den Bug“.

Genau. Der erste Gedanke für eine Idee, der wurde eigentlich nie genommen. Weil er viel zu naheliegend war. Wir hatten alle den Antrieb, die Sachen anders anpacken zu wollen, den Nerv zu treffen.

Haben Sie konkrete Beispiele fürs Querdenken?

Wir haben zum Beispiel vor einer Bundestagswahl eine eigene Wahl veranstaltet, es gab Bewerber um den Job des Moderationskanzlers. Wir haben einen Tag Werbekampagnen gefahren, aktuelle Politik auf uns übertragen und mit Spaß kapierbar gemacht. Wir haben immer die Nähe zu den Hörern gesucht, sind raus vor die Tür. 1Live war und ist immer Heute. Ein Heute, in dem man sich aufgehoben fühlt, das das Gefühl der jeweiligen Zeit erfasst und transportiert.

Sie hatten als junger Kult-Moderator einer schrägen Welle sicher Hürden zu überwinden.

Nein. Solche Hürden habe ich damals als Macher nie gespürt. Im Gegenteil. Ich hatte immer Verantwortliche, die mir den Rücken freigehalten und mich bestärkt haben: Tobt und lebt Euch aus. Es gab nie Ängste. Das war eine große Freude. Nur ganz selten bin ich an Grenzen gestoßen. Leitplanken habe ich nur gespürt, wenn ich mit Karacho draufgefahren bin. Das war komischerweise meistens dann, wenn ich gedacht habe, das ist gerade eine klasse Sendung geworden, mit der kannst du dich mal bewerben. Dann kam ein Anruf: Kommst Du mal ganz kurz zum Jochen.

Programmchef Jochen Rausch hat Grenzen aufgezeigt.

Ja, aber wir haben die Leitplanken auch mal gemeinsam vorsätzlich etwas ausgebeult. Wir sind auch mal überraschend beim Programmchef Zuhause erschienen, als er Weihnachten feierte. Man wusste nie, was gleich passiert. Das war das Konzept.

Dazu braucht man auch eine Menge Teamgeist, und was noch?

Moderatoren wie zum Beispiel Sabine Heinrich oder Dietz und Terhoeven machen ja den Unterschied zu anderen Programmen aus. Die Musik kann jeder spielen. Es hat immer Spaß gemacht, sich das Recht herausnehmen zu können, so zu bleiben wie man ist. Man sollte angstfrei und authentisch sein, bei sich bleiben. Dieses Grundvertrauen als Moderator, jetzt bei der „Aktuellen Stunde“, habe ich mir ein Stück weit schon damals erarbeitet.

Was wünschen Sie 1Live denn zum Geburtstag für die nächsten Jahre?

Dass es auch Morgen nach Heute klingt und frei bleibt von irgendwelchen starren Strukturen, dass es sich nicht lange ausruht, sondern immer wieder neu erfindet.

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