30-Millionen-Euro-ProjektKVB will E-Busse auf allen Innenstadtlinien

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50 weitere E-Busse will die KVB ordern, um sechs Linien in der Innenstadt damit zu betreiben.

50 weitere E-Busse will die KVB ordern, um sechs Linien in der Innenstadt damit zu betreiben.

Köln – Jetzt wagen die Kölner Verkehrs-Betriebe den ganz großen Sprung: Nach internen Plänen der KVB, die der Rundschau vorliegen, sollen innerhalb von sechs Jahren nahezu alle Buslinien in der Innenstadt elektrisch betrieben werden.

Vorgesehen ist die Anschaffung von 50 neuen Elektrobussen die auf jeweils drei Linien im rechtsrheinischen und linksrheinischen Innenstadtbezirk fahren. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 30 Millionen Euro.

Seit etwas mehr als einem Jahr fahren auf der Linien 133 Elektrobusse (siehe Kasten). Klar war immer, dass es bei diesem Pilotprojekt nicht bleiben soll. Doch dass jetzt ein so großer Schritt unternommen wird, zeichnete sich nicht ab. 

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Deutsche Umwelthilfe setzt Köln unter Druck

Zumal die Linie 133 zwischen Breslauerplatz und Südfriedhof noch in der Pilotphase steckt; nicht alles ist ausgereift. Es sind die umweltpolitischen Umstände, die jetzt zu einer enormen Beschleunigung führen.

Die Klage der Deutschen Umwelthilfe setzt die Stadt Köln unter Druck. Weil die Messlatte für Schadstoffe an der Messstelle Clevischer Ring seit Jahren gerissen wird, wird das Urteil voraussichtlich negativ für die Stadt Köln ausfallen. Erwartet wird es für Ende des kommenden Frühjahres. Zwar kann Köln durch ein Revisionsverfahren noch Zeit gewinnen. Doch dann müssen unweigerlich konkrete Maßnahmen folgen.

Fahrverbote für Diesel-Pkw sind noch nicht vom Tisch. Ebenso wenig eine „Blaue Plakette“. Da wäre es nur gut, wenn die Stadt nachweisen könnte, dass auch sie schon etwas tut fürs Stadtklima getan hat, bevor sie die Daumenschrauben beim Autofahrer ansetzt. Auch wenn die E-Busse in Mülheim höchstens Symbolwert hätten. Die Messwerte würden durch sie lediglich um drei Prozent gesenkt.

Kölner Wahlkampf – Vorzeigeprojekt

Ähnlich hoch der Druck beim Land NRW. Auch dort liegt eine Klage der deutschen Umwelthilfe wegen zu höher Schadstoffwerte in nordrhein-westfälischen Städten auf dem Tisch. Verkehrsminister Michael Groschek muss – mal abgesehen vom Wahlkampf – Vorzeigeprojekte liefern. Dafür hat er sich anscheinend Köln ausgesucht.

Ein Förderprojekt für Busse mit alternativen Antrieben wurde jüngst aufgestellt – wie maßgeschneidert für die Domstadt, die in Düsseldorf ob ihr Luftreinhalteprobleme als besonders förderfähig geführt wird. Das bedeutet für den KVB-Finanzplan: Durch das Betreiben mit E-Bussen entstehen gegenüber Diesel-Bus-Linien Mehrkosten von rund 18 Millionen Euro. 60 Prozent davon werden vom Land gefördert.

Ladestationen auch fürs Auto

Was bekommen die Kölner für das Geld? Nach den internen KVB-Plänen werden acht Ladestationen für die sechs E-Bus-Linien mit ihren 50 Fahrzeugen vorgesehen. Doch dabei soll es sich nicht nur um einfache Ladestationen für Busse handeln, wie sie von der Linie 133 mittlerweile bestens bekannt sind. Die KVB will sie nach Informationen der Rundschau zu Elektrotankstellen ausbauen. Eine Ladebucht wäre dann mit einem Ausschwenkarm auf Dachhöhe für die Busse vorgesehen. Dazu würden mehrere Ladestationen für Elektro-Autos kommen.

Die KVB plant für die kommende Generation von E-Autos. Voraussichtlich ab 2019 soll sie auf den Markt kommen: 600 bis 800 Volt und eine Reichweite von rund 600 Kilometern bei einer Nachladezeit von sechs bis acht Minuten. Durch die Nutzung von Pkw-Besitzern könnten die E-Tankstellen mitfinanziert werden.

Anforderungen an Standorte

Allerdings setzt so ein Umfang auch hohe Anforderungen an den Standort der E-Tankstellen. Ein Mittelspannungsnetz muss in der Nähe sein. Es braucht Platz, um die E-Tankstelle mit mehreren Ladestationen unterbringen zu können. Nachts würden die 50 neuen E-Busse – wie schon jetzt die acht E-Busse der Linie 133 – auf dem Betriebshof aufgeladen. Vorgesehen ist der Betriebshof Nord in Niehl. Auch der müsste den neuen Erfordernisse angepasst werden.

Bei der Umsetzung denkt die KVB in Phasen von zwei bis drei Jahren. Nacheinander würden also jeweils zwei bis drei Linien umgestellt. Bei den sechs Jahren für die Gesamtumsetzung ist ein Jahr Puffer eingeplant. Der Förderantrag wird gerade von den Verkehrs-Betrieben fertiggestellt. In Kürze soll er nach Düsseldorf geschickt werden.

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