Köln – Was ist aus Ingrid Müller geworden, die 1976 in der Dehmelstraße 4 in Bocklemünd wohnte? Judith Klein will das seit Mittwoch unbedingt wissen. Denn an diesem Tag fand sie beim Spaziergang mit ihrem Hund Bongo am Strand zwischen Ballum und Nes auf Ameland eine zerborstene Flasche mit einem Brief. „Ich dachte zunächst: Die hat hier sicherlich einer abgeschickt, und dann ist die Botschaft nicht weit gekommen.“

Darum steckte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität in Dortmund das nasse Papier zunächst auch ein, ohne die Fundstelle zu fotografieren, denn die Flasche war zerstört und schien ihr deshalb keinerlei weiterer Beachtung wert. Dies bereute sie allerdings nach der Lektüre des Briefes im warmen Hotel. Als sie das nasse Blatt auseinandergefaltet und den Text gelesen hatte, begriff sie, dass ihr eine 40 Jahre alte Nachricht in die Hand gefallen war, die doch ein paar Inseln entfernt weiter östlich in der Nordsee abgeschickt worden war.

„Am 20. 8. 1976 vor Borkum ins Wasser geworfen“, heißt es in dem Brief, der sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfasst worden ist. Die Hoffnung auf eine möglichst weite Reise in ferne Länder liest sich zwischen den Zeilen heraus und aus der Absenderadresse mit Landesangabe. Die lautete damals: „BRD Dehmelstraße 4 5000 Köln 30“. Aus der weiten Reise wurde eine lange Reise – so lange, dass sich BRD und Postleitzahl gehörig änderten. „Wann und wo“ die Flaschenpost gefunden wird, wollte die Absenderin damals erfahren und schrieb: „Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.“

Judith Klein setzte auch umgehend alles in Bewegung, um den Wunsch von Ingrid Müller noch zu erfüllen. Im Internet hat sie die Nachricht vom Fund der 40 Jahre alten Flaschenpost in mehreren sozialen Plattformen bekannt gemacht. Die Geschichte verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Viele Hundert Male wurde allein gestern der Facebook-Eintrag von der Flaschenpost geteilt.

Allerdings sieht es nicht so aus, als ob Ingrid Müller die Antwort noch erfahren würde. Denn das Einwohnermeldeamt der Stadt Köln hat nachgeschaut, welche Ingrid zwischen den 60er und den 2000er Jahren unter der Adresse lebte, und nur eine gefunden, die bereits tot ist.