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Alpenradler aus Köln„Für heftige Steigungen gibt’s Shuttlebusse“

Lesezeit 3 Minuten
Einmal über die Alpen, von Bayern bis nach Italien, fuhr der Kölner Holger Nacken mit dem Fahrrad. Sein Weg führte ihn und seine zwei Begleiter über die Römerstraße Via Claudia Augusta.

Einmal über die Alpen, von Bayern bis nach Italien, fuhr der Kölner Holger Nacken mit dem Fahrrad. Sein Weg führte ihn und seine zwei Begleiter über die Römerstraße Via Claudia Augusta.

Köln – Wie kommt man auf die Idee, mit dem Fahrrad die Alpen zu überqueren ?

Ich bin Mitglied im Deutschen Alpenverein. Der gibt eine Zeitschrift heraus, die ,Panorama’ heißt. In der hab’ ich einen Artikel über die Via Claudia Augusta gelesen. Wow!, dachte ich da. Alpenüberquerung! Hannibal in einer Woche schaffen. Meine Wanderkumpel waren auch gleich Feuer und Flamme. Und dann haben wir das gemeinsam durchgezogen. Ging ja auch nicht anders – aus der Nummer wär´ ich nicht mehr rausgekommen.

Sie gehörten vorher nicht unbedingt zur Hardcore-Biker-Fraktion…

Stimmt. Ich fahre zwar jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit, von der Südstadt nach Ehrenfeld, aber meine längste Tour war vorher eine von Köln nach Koblenz. Das waren 100 Kilometer, mit einer Übernachtung dazwischen. Also eher locker. Auf die Tour haben wir uns gut vorbereitet, die Räder checken und aufrüsten lassen, uns genau über die Ausrüstung und die Strecke informiert und vorher Extra-Trainingsrunden eingelegt. Ich sage bloß „Zombie-Run“… Das ist so eine spezielle Smartphone-App für Jogger, die dadurch Tempo macht, dass man beim Laufen von Zombies verfolgt wird. Wenn man dabei nicht mindestens 20 Prozent zulegt, wird man von denen zum Frühstück verspeist…

Wie hart waren dann die tatsächlichen Anforderungen?

Wir sind zwar ein paar Mal an Grenzen gekommen, aber haben uns nie zu viel zugemutet. Es ging uns ja nicht darum, Rekorde aufzustellen, sondern was von der Landschaft zu sehen. Wir sind pro Tag nie mehr als maximal 70 Kilometer gefahren, haben öfter da gerastet, wo’s schön war. Von Augsburg nach Trient, für rund 450 Kilometer, haben wir zehn Tage gebraucht. Echte Profi-Biker finden das eher niedlich. Aber für mich hat das Buch auch eine Botschaft: Jeder kann das schaffen, wenn er nur einigermaßen fit ist. Für die heftigen Steigungen gibt’s auch Shuttlebusse. Auf die haben wir allerdings verzichtet. Aber manchmal die Räder geschoben. Ich wollte auch keinen klassischen Reiseführer schreiben, sondern Geschichten vom Unterwegssein erzählen, die Lust auf so eine Tour machen.

Was ist das Besondere an dieser Strecke?

Die Landschaft ist traumhaft. Vom bayerischen Voralpenland geht’s ins hochalpine Tirol und dann in den wunderschönen Vinschgau. Und als Kölner fand ich es besonders faszinierend, auf einer original römischen Kaiserroute unterwegs zu sein. Hier waren schon unsere Vorfahren ,op jöck’ - und das lange, bevor es Fahrräder gab...

Was finden Sie jetzt besser: Alpen mit Fahrrad oder Alpen zu Fuß?

Um aus dem Alltag raus zu kommen, ist beides gut. Man vergisst die E-Mails und die Outlook-Probleme. Aber beim Wandern kann man die Dinge langsamer und intensiver erleben. Und sich auch besser unterhalten. In voller Fahrt ist das nicht drin. Wir wandern jetzt wieder.

Holger Nacken: „Alpenradler. Auf der Via Claudia Augusta von Deutschland nach Italien.“ traveldiary.de Reiseliteratur-Verlag, 124 Seiten, 12,80 Euro. Weitere Infos unter www.alpen-radler.de

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