Ausweis für RettungshundeMischling Pia erkennt, wenn Menschen Hilfe brauchen

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Ohne Leine folgt Rettungshund Pia seinem Herrchen Gordon Braun aufs Wort.

Ohne Leine folgt Rettungshund Pia seinem Herrchen Gordon Braun aufs Wort.

Köln – Pia gehört zu den wenigen Hunden in Köln, die ohne Leine ausgeführt werden dürfen. Die Hundesteuermarke gab es gratis, denn Pia ist ein Rettungshund. Und damit es für Herrchen Gordon Braun bei Kontrollen keine Probleme mit dem Ordnungsamt gibt, hat die dreieinhalb Jahre alte Hündin seit Neuestem einen extra Ausweis – vom Deutschen Roten Kreuz. „Kollegen in Bickendorf und Nippes hatten immer wieder mal ein Problem mit dem Ordnungsamt. Das ist nun vorbei“, erklärt Braun.

Ausweis an 20 Hundeführer ausgeteilt

Der gelernte Kaufmann, der viel Zeit mit seinem Hund verbringt, zeigt die neue Plastikkarte, die nach einem Gespräch mit OB Henriette Reker kürzlich entworfen und an die knapp 20 Hundeführer ausgeteilt wurde. Auf der Karte sind Name, Rasse und Geburtsdatum des Hundes angegeben.

Die Stadt Köln gab ihrerseits eine Erklärung heraus. Gemäß Landeshundegesetz müssten diese Tiere demnach generell nicht angeleint werden – also ganz unabhängig davon, ob sich der Hund im Einsatz befindet oder nicht.

Hündin Pia hört aufs Wort

Braun nutzt diese Freiheit, wann immer er kann, damit Pia ständig darauf trainiert wird, auf seine Kommandos zu hören. „Ich leine sie eigentlich nur an, wenn wir uns in größeren Menschenmengen bewegen oder ich mit ihr ins Café auf der Sülzburgstraße gehe, weil doch einige Menschen Angst vor Hunden haben“, erklärt Braun.

„Rettungshundeführer sind Idealisten, die mit ihrem Tier auch an Heiligabend und Rosenmontag ausrücken, um anderen zu helfen“, sagt Katja von Berg, freie Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes in Köln. Trümmer- und Flächensuchhunde gehören zur Staffel, die immer neue Mitglieder und große Gelände für Übungen sucht.

Jahrelange Ausbildung nötig

Braun hat seine Pia bei der Arbeit im Tierschutz für die Internetorganisation „tierisch-happy.de“ gefunden. „Sie stammt aus Portugal. Die Mutter ist eine Bracke, der Vater Labrador. Ich musste nur ihre Jagdveranlagung kanalisieren“, sagt Braun. Klingt leicht, dauerte aber zwei Jahre. Das ist die übliche Zeit für die Ausbildung für Rettungshundeführer. Eine Zusatzausbildung für den Katastrophenschutz gehört dazu und eine Sanitätsfachdienstausbildung samt Helfergrundausbildung.

Die Kosten trug das DRK. „Noch hat sie niemanden retten können“, sagt Braun nach nun einem halben Jahr im Dienst. „Sie hat bereits an sieben Einsätzen teilgenommen. Die Gesuchten haben sich aber nie in dem Abschnitt befunden, der ihr zugeteilt war.“ Meist geht es bei einer Suche um an Demenz erkrankte Menschen oder um Suizidgefahr.

Pia beobachtet und reagiert, wenn Hilfe nötig ist

Pia ist ein Flächensuchhund. Also kein „Mantrailer“, der einer bestimmten Spur folgt, sondern ein Hund, der erkennt, wenn ein Mensch ein „abnormales Verhalten“ zeigt. Sie bellt, bis der Hundeführer kommt, wenn sie solch eine Person findet. Hockt jemand oder liegt er am Boden, reicht das zum Bellen.

Pia „verbellt“ aber auch Menschen, die hinken oder sich apathisch verhalten. Solche Fähigkeiten stehen freilich nicht auf dem Plastikausweis, den Gordon Braun nun immer bei sich hat. „Die Leinenbefreiung ist für uns sehr wichtig. Denn nur so können die Hunde permanent darauf trainiert werden, frei zu laufen, aber auch immer abrufbar zu sein – wie im Einsatz“, sagt Braun: „Schön, dass es jetzt diesen Ausweis gibt, der vom Ordnungsamt anerkannt wird.“

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