Bundesbehörden in KölnMichael Fuhl ist den Drogenschmugglern auf der Spur

Lesezeit 4 Minuten

Köln – Michael Fuhl ist fest davon überzeugt, dass der Kampf gewonnen werden kann. „Wenn ich nicht daran glauben würde, säße ich nicht hier“, sagt er. Fuhl ist Drogenfahnder beim Zoll. „International Drug Enforcement – Head of Unit“, steht auf seiner Visitenkarte.

Fuhl leitet die Einheit B34. Von seinem Büro im Kölner Osten aus koordiniert er die Arbeit anderer Fahnder. „Ich habe auch als Drogenfahnder angefangen, weil das aktuelle Probleme sind, die die Gesellschaft berühren“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass der Kampf gegen Drogen aussichtslos ist.“ Die meiste Zeit verbringt er damit, Papierkram zu erledigen. „70 Prozent der Arbeit ist Berichte schreiben, 30 Prozent ist man draußen“, sagt er. „Diese Vorstellung, ich laufe inkognito durch die Stadt und nehme Leute fest, die ist ein Medienklischee.“

Anderes, was man aus dem Fernsehen kennt, gibt es aber wirklich: Kokain wird häufig in Flugzeugen von Südamerika nach Europa geschmuggelt. „Da haben wir die Körperschlucker und Körperstopfer“, sagt Fuhl. „Der Unterschied dürfte klar sein.“ Zwischen 700 Gramm und 1,2 Kilo Kokain können so laut Fuhl transportiert werden. „Das sind dann schon 70 gefüllte Kondome, die jemand schluckt.“

Kokain sogar in Rollstühlen verbaut

Oft werde das Kokain aber auch in Koffern transportiert. „Die Drogen werden dann im Koffer verbaut“, sagt Fuhl. „Manche haben die Päckchen auch noch im Koffer liegen.“ Die Kreativität der Schmuggler sei enorm: Schuhe, Surfbretter, Figuren, Bilderrahmen dienen als Versteck. „Zuletzt haben wir Kokain gefunden, dass in Rollstühlen verbaut war“, sagt Fuhl. Immer häufiger wird Kokain auch in Kleidung transportiert. Dazu wird es aufgelöst und die Kleidung darin getränkt. „Später wird das Kokain dann chemisch wieder extrahiert“, erklärt er.

Das könnte Sie auch interessieren:

In den letzten Jahren sind die Fahnder häufig im Internet unterwegs. Immer öfter werden Drogengeschäfte nämlich über Seiten im Darknet abgewickelt. Diese Websites sind nur mit einer speziellen Software zugänglich, durch die die Nutzer anonym bleiben. Die Seiten ähneln Plattformen wie Ebay, nur dass dort etwa Drogen, Waffen oder Falschgeld verkauft werden. Käufer können die Geschäfte auch bewerten. „Etwa Lieferung oder Qualität“, sagt Fuhl. Im Netz kommen die Fahnder kaum an die Händler und Käufer heran. Verwundbar werden sie vor allem dadurch, dass sie die Ware per Post verschicken.

Und auch wenn dieser Kampf etwas aussichtslos wirken mag, eins ist sicher: Michael Fuhl gibt nicht auf.

Das Zollkriminalamt

Das Zollkriminalamt liegt an der Bergisch Gladbacher Straße in Dellbrück. In der ehemaligen Kaserne waren nach dem Zweiten Weltkrieg belgische Truppen stationiert.

Der Jurist Norbert Drude leitet das Amt seit 2012. Hauptsächlich arbeiten dort Zollbeamte, die entweder ein entsprechendes Studium oder eine Ausbildung absolviert haben. Gerade sucht der Zoll händeringend Nachwuchs. Infos gibt es im Netz auf www.talent-im-einsatz.de. Neben den Zollbeamten beschäftigt die Behörde auch ein paar Informatiker, Volks- und Betriebswirte.

Eine der Hauptaufgaben des Amtes ist es, den Drogenschmuggel zu bekämpfen . „Ein großer Teil der Zollfahnder beschäftigt sich mit dem Rauschgift-Schmuggel“, sagt Drude. „Zusammen mit der Polizei spielen wir da ein ganz wesentliche Rolle.“

Auch bei anderen Waren versuchen die Fahnder den Schmuggel zu unterbinden. Dazu gehören etwa Alkohol und Zigaretten. Die kommen häufig aus Osteuropa. „Teilweise sind das Marken, die nur für Schmuggel hergestellt werden“, sagt Drude. Die werden dann in Ländern mit hohen Abgaben unversteuert verkauft. „Damit kann sehr viel Geld gemacht werden“, sagt Drude. Im vergangenen Jahr hat der Zoll 121 Millionen Zigaretten beschlagnahmt.

Seit Mitte des Jahres hat das Amt eine weitere Aufgabe bekommen, mit dem sich die Fahnder beschäftigen. Die neu eingerichtete Zentralstelle befindet sich noch im Aufbau und befasst sich mit Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Vorher gehörte sie zum Bundeskriminalamt. „Mit fast jeder kriminellen Aktivität soll Profit gemacht werden“, sagt Drude. „Diese Gewinne müssen verschleiert werden.“ Da setzt die Arbeit der Fahnder an, die so versuchen, die Täter zu fassen und ihnen die Mittel für weitere kriminelle Aktivitäten zu entziehen.

Ein weiteres Feld ist die „Außenwirtschaftsüberwachung“. „Das klingt relativ technisch“, sagt Drude, „aber dahinter verstecken sich unsere Bemühungen, bestimmte Ausfuhren zu verhindern.“ Das kann etwa ein

Spezialventil sein, das in einer Reaktoranlage eingesetzt werden kann, die waffenfähiges Uran herstellt. Solche Waren dürfen nicht in bestimmte Länder wie etwa Pakistan oder Nordkorea exportiert werden. In andere Länder hingegen kann so ein Export völlig unproblematisch sein. Der Zoll überwacht aber, ob alle notwendigen Genehmigungen für Waffenexporte vorhanden sind. Bei der „Außenwirtschaftsüberwachung arbeitet die Behörde eng mit dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zusammen. Dessen Mitarbeiter verfügen über das technische Expertenwissen, das nötig ist, um gefährliche Güter zu identifizieren.

Rundschau abonnieren