Dämonen und MischwesenNeuer Bildband über die Wasserspeier des Kölner Domes

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Faszinierende Fantasiegestalten: Bei dem  Knappen mit Spielkarten (r.) handelt es sich um die Kopie eines Wasserspeiers des 19. Jahrhunderts am  Südquerhaus.

Faszinierende Fantasiegestalten: Bei dem  Knappen mit Spielkarten (r.) handelt es sich um die Kopie eines Wasserspeiers des 19. Jahrhunderts am  Südquerhaus.

Köln – Wenn jemand immer wieder mit seiner Kamera bei Wind und Wetter „wie ein Jäger“ um den Dom pirscht, erregt er Aufsehen. Und das ist gut so. Denn irgendwann kamen Dombaumeister Peter Füssenich und seine Kollegen mit Klaus Maximilian Gierden ins Gespräch.

Der gebürtige Kölner (Jahrgang 1950), früher im grafischen Gewerbe tätig, zeigte ihnen erste Fotos – und begeisterte Füssenich und Co. Heraus kam ein üppiger Bildband über die Wasserspeier des Kölner Domes, der pünktlich zum 20. Jahrestag der Eintragung der Kathedrale in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes am 7. Dezember erschien.

Auch ein Mischwesen mit Kappe und ein gekröntes Monster sind zu sehen.

Auch ein Mischwesen mit Kappe und ein gekröntes Monster sind zu sehen.

„Mächtig stolz“ ist Gierden auf das Buch, für das er fast zwei Jahre lang die 123 Wasserspeier fotografierte – vom Boden aus, in Schwarz-Weiß und mit einer Brennweite von bis zu 1500 Millimetern. Auf diese Idee kam er, nachdem er als ersten Speier an einem eisigen Tag einen „Knappen mit Spielkarten“ aufgenommen hatte, aus dessen geöffnetem Mund ein gewaltiger Eiszapfen ragte.

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Seit dem Mittelalter, erzählte Matthias Deml bei der Vorstellung des Buches in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte, bevölkerten Mischwesen, Dämonen und andere Fantasiegestalten den Dom, oft in 20 Metern Höhe. Deml und sein Kollege Dr. Klaus Hardering, beide Kunsthistoriker des Dombauarchivs, schrieben die Texte.

Einen Teufel mit Menschenpaar  zeigt eine Figur an der Fassade des Nordquerhauses, die um 1963/64 erneuert wurde.

Einen Teufel mit Menschenpaar  zeigt eine Figur an der Fassade des Nordquerhauses, die um 1963/64 erneuert wurde.

Die reale Funktion der Speier, von denen ein Teil noch funktioniert, sei es gewesen, zerstörerisches Regenwasser von Mauerwerk und Fenstern abzuleiten, so Deml. Allerdings glaubten die Menschen damals auch, Böses abhalten zu können, indem die Dämonen ans Bauwerk gebunden wurden. Als Beispiel für moralisierende Darstellungen nannte er einen Wasserspeier, der ein umschlungenes Paar zeigt, das auseinandergerissen wird. So sei die zunehmende Zahl an Ehescheidungen thematisiert worden. Weil die von den Steinmetzen oft in großer gestalterischer Freiheit geschaffenen Figuren mit bloßem Auge vom Boden aus kaum zu erkennen sind, seien Gierdens Fotos „auch für uns unglaublich spannend“, so Deml.

Wasserspeier des Kölner Domes, Klaus Maximilian Gierden, Matthias Deml, Klaus Hardering, 166 Seiten, Verlag Kölner Dom, 39,90 Euro.

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