Debatte um Birlikte in Köln„Wir hätten es ausgehalten“

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Köln – Dass sich die Blockierer der Hymne der AG Arsch huh bedienten, darf wohl als kalkulierter Hieb betrachtet werden. „Wenn mir dä Arsch nit huh krieje, ess et eines Daachs zu spät“, ließ die Antifa wissen, bevor sie am Sonntag die Bühne im Schauspielhaus blockierte. Auf der hätte der AfD-Mitbegründer und frühere Sprecher der Partei, Konrad Adam, mit der Integrationsforscherin Naika Foroutan sprechen sollen. Titel der einstündigen Podiumsdiskussion im Depot des Schauspiels: „Was gilt es zu verteidigen?“ Die AG Arsch huh zählt wie das Schauspiel, die IG Keupstraße und die Stadt Köln zu den Organisatoren von „Birlikte“.

Weit über hundert Aktivisten stürmten schließlich die Bühne und ließen Meral Sahin von der IG Keupstraße, die die Veranstaltung ausdrücklich gewollt hatte, nicht zu Wort kommen. „Das war kein guter Vorgang“, sagte Schauspiel-Chef Stefan Bachmann gestern der Rundschau, sichtlich um Diplomatie bemüht.

Das Theater sei ein Raum der Meinungsfreiheit. Dort eine Debatte zu unterbinden, Sprache zu verbieten, sei ein „No-go“. Bachmann hatte am Sonntag von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Veranstaltung nach einer Viertelstunde abgesagt. Zu groß war das Risiko einer weiteren Eskalation.

„Birlikte heißt ,Zusammenstehen’.“

Polizeischutz für die Veranstaltung hatten die Organisatoren bewusst abgelehnt. Im Vorfeld hatten unter anderem die Grünen die Veranstaltung in scharfer Form kritisiert. Die Formulierung, die AfD-Einladung komme „einer Verhöhnung“ der NSU-Opfer gleich, hatten die „Birlikte“-Macher verärgert zurückgewiesen. Via Twitter kommentierte der Grünen-Landesvorsitzende Sven Lehmann am Sonntag: „Sowas kommt von sowas. Birlikte heißt ,Zusammenstehen’. AfD hingegen ,Hass und Ausgrenzung’.“

Die Protestierer hätten nicht den kritischen Rahmen der Debatte gewürdigt, sagte Bachmann. Dazu zähle auch das Publikum, dem die Debatte ebenfalls verweigert worden ist. „Wir hätten es ausgehalten.“ Auch Hermann Rheindorf, Sprecher der AG Arsch huh, sagte: „Es war sicher keine Akzeptanzerhöhungsveranstaltung für eine islamfeindliche Partei.“

Enttäuscht war Rheindorf von der Kompromisslosigkeit der Aktion. „Man hätte sich einen zeitlich befristeten Protest vorstellen können.“ Das Meral Sahin niedergebrüllt worden ist, spreche für sich. Im Vorfeld sei „offensiv“ darüber gesprochen worden, wie man mit der Veranstaltung umgehe. Neben einer Absage sei auch eine Studiosendung des WDR erwogen worden.

Konsequenzen für

andere Bündnisse

Das Vorgehen der linken Protestierer könnte laut Rheindorf auch Konsequenzen über „Birlikte“ hinaus haben. Mit der Antifa arbeitet die AG Arsch huh etwa bei „Köln stellt sich quer“ zusammen, zuletzt bei den Protesten gegen Hogesa. „Es wird darüber zu reden sein, was das für andere Bündnisse heißt“, sagt Rheindorf. Die Differenzierung des Protestes sei eine Stärke. „Dieser Stärke sind wir leider beraubt worden.“

Die AfD verurteilte die Verhinderung der Debatte. Der demokratische Diskurs sei mit Füßen getreten worden.

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