DJ Tigor - „Ältester DJ der Stadt“Erinnerungen an das frühere Kölner Nachtleben

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Spaß am Plattenteller: Igor Tillmann legte im „Panoptikum“ an der Aachener Straße auf, am Freitag kehrt er zurück.

Spaß am Plattenteller: Igor Tillmann legte im „Panoptikum“ an der Aachener Straße auf, am Freitag kehrt er zurück.

Köln – Das Köln der 60er bis 80er Jahre war ein heißes Pflaster. Insbesondere die Ringe wurden von organisierter Kriminalität beherrscht – die Bezeichnung Kölns als „Chicago am Rhein“ kam nicht von ungefähr. Der heutigen Heroisierung einiger der berüchtigtsten Gestalten kann Igor Tillmann wenig abgewinnen. Der 64-Jährige war damals als „DJ Tigor“ in den Clubs der Stadt unterwegs. „In Köln gab es führende Persönlichkeiten in der Szene, die dir einfach in die Fresse gehauen haben, wenn denen etwas nicht passte. Das waren zum Teil einfach Irre“, so Tillmann, der nach einigen Jahren Pause heute wieder den Sound von damals auflegt und laut eigener Aussage der „älteste aktive DJ der Stadt“ ist.

Tillmann startete seine Karriere 1972 im „Panoptikum“

Tillmann startete 1972 im „Panoptikum“ an der Aachener Straße, dem heutigen Roxy, seine DJ-Karriere. Zu den heißesten Adressen des Kölner Nachtlebens zählte damals der „Lovers Club“, quasi das kölsche Pendant zum New Yorker „Studio 54“. „Die ganze Zeit war einfach krass. Der ,Lovers Club’ war ja wirklich eine heiße Geschichte. Oben hat der Lange Tünn die Tür gemacht, und da kamen auch wirklich nur Leute rein, die er persönlich kannte. Dadurch war der Laden sicher, und es lief das ab, was darin eben ablaufen konnte“, erinnert sich DJ Tigor. Sex auf der Toilette sei normal gewesen und Weltstars wie Mick Jagger oder der US-amerikanische Komiker Marty Feldmann gingen ein und aus. Letzterer sei vor allem dafür bekannt gewesen, sich an der Bar einen Joint nach dem anderen zu drehen. Parallel dazu versorgte der Dieb „Lazarus“, der regelmäßig die Plattenläden ausräumte, die Musik-hungrige Meute mit dem neuesten Sound.

„Oldschool Elternabend“ im Roxy

Die 70er Jahre waren geprägt von der Disko-Welle, von Leuten, „die einfach nur die Musik genossen und Spaß hatten“ so der „älteste DJ der Stadt“. Beispielsweise habe es im „Monopol“ die erste Saturday-Night-Tanzfläche gegeben, die Leute seien zum Teil zwischen den konkurrierenden Läden hin und her gelaufen. Viel Abwechslung und Spaß. In eben jenen „Monopol“ legte Tillmann in den Anfängen der 1980er Jahren regelmäßig auf. Im Prinzip hätte er sich über nichts mehr beschweren brauchen, fiel dann aber auf das Angebot eines „zwielichtigen Sizilianers aus Düsseldorf“ rein, der ihn für doppeltes Gehalt ins gerade eröffnete „Inferno“ am Friesenplatz buchte. „Ein großer Fehler“, wie DJ Tigor zugeben muss. Denn von der Kölner Club-Kultur hatte der neue Boss laut Tillmann überhaupt keine Ahnung. Der Erfolg blieb aus.

Tillmann zog sich aus dem DJ-Betrieb zunächst zurück. Er habe irgendwann „den Alkohol nicht mehr riechen“ können. Er sattelte auf Toningenieur um und lernte darüber hinaus weitere Berufe wie beispielsweise den des 3D-Fotografens. Am Freitag, 1. Juli, kehrt er als DJ in seine Spielstätte an der Aachener Straße zurück und bittet zum „Oldschool Elternabend“ ins Roxy.

www.tigor.de

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