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Doppelspaß für 800 000 FansEishockey-WM 2017 in Köln und Paris

Lesezeit 4 Minuten
Auch im Jahr 2010 war Köln Schauplatz der Eishockey-WM, damals holte Tschechien im Finale den Titel, viele Fans feierten vor und nach den Spielen rund um die Arena.

Auch im Jahr 2010 war Köln Schauplatz der Eishockey-WM, damals holte Tschechien im Finale den Titel, viele Fans feierten vor und nach den Spielen rund um die Arena.

Köln – Der Kopfschmuck mit den Asterix-Flügeln liegt inmitten wichtiger Unterlagen auf dem Schreibtisch von Stefan Löcher, Chef der Lanxess-Arena.

Hunderttausende dieser Papp-Accessoires werden in den kommenden Monaten gedruckt, denn das Erkennungszeichen des Galliers wird zum Markenzeichen der Eishockey-Weltmeisterschaft 2017, die in einem Jahr in Köln und Paris ausgetragen wird. „Das Turnier soll als gemeinsames Event wahrgenommen werden“, wünscht sich Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Um als Gastgeber neben Paris zu glänzen, haben Stadt und Organisatoren viel vor. Hier ein Überblick:

Der Modus

Früher wurde bei der WM in Vierergruppen gespielt, seit vorigem Jahr werden zwei Achtergruppen gebildet. Die deutsche Gruppe wird in Köln spielen, das deutsche Team wird also alle sieben Vorrundenspiele in der Kölner Arena austragen. In Paris werden 30 Spiele ausgetragen, in Köln 34, denn die Arena in Deutz wird Schauplatz von Halbfinals, Finale und Spiel um Platz drei sein. Sollte das DEB-Team die Vorrunde überstehen, würde es weitere Partien in Köln austragen.

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Die Arena

Köln verfügt über reichlich WM-Erfahrung, schon 2001 und 2010 wurde beim Weltturnier auch in Köln gespielt. Für die WM im kommenden Jahr stehen in der Lanxess-Arena einige Umbauten an. In den Katakomben sollen mehrere Interims-Kabinen gebaut werden, um genügend Platz für alle acht Mannschaften zu bieten. Für den Sportartikelhersteller Nike soll ein „Nähzentrum“ entstehen, wo Trikots gefertigt werden, zudem sind Fitnessraum und Spieler-Lounge geplant. „Wir wollen olympischen Standard erreichen und zeigen, dass wir gut organisieren können“, so Reindl. Die Arena-Geschäftsführung will insgesamt sechs Millionen Euro investieren.

Erste deutsche Flexbande

Noch dieses Jahr soll rund um die Eisfläche in der Arena eine sogenannte Flexbande installiert werden, die es zwar schon in der nordamerikanischen Eishockeyliga (NHL) gibt, nicht aber in deutschen Hallen. Die Arena-Geschäftsführung will hierfür rund 300 000 Euro investieren. „Die Verletzungsgefahr für die Spieler ist geringer, weil die Bande nachgibt“, erklärt Arena-Chef Löcher. Im August soll die Bande eingebaut werden, also vor der neuen Eishockey-Saison. Die Haie werden somit als erster deutscher Club in den Genuss kommen, sich bei den Heimspielen mit der Bande vertraut zu machen. Stefan Löcher bezeichnet die WM als „Megaevent“, bei dem die Arena-Gesellschaft „an ihre Grenzen“ gehen müsse.

Acht Teams, ein Hotel

Alle acht Mannschaften der Kölner WM-Gruppe sollen im Maritim einziehen. Bereits vor zwei Jahren haben die Organisatoren insgesamt 13 000 Hotel-Übernachtungen für Mannschaften und Offizielle reserviert. „Das ist die optimale Lösung, die Spieler wollen diese Atmosphäre“, sagt Henner Ziegfeld, Vize-Chef des Organisationskomitees. Das Hotel wäre für die Dauer der Vorrunde komplett geblockt.

Sicherheit

Bei jeder Großveranstaltung in Europa muss derzeit das Thema Sicherheit mitgedacht werden. Die Standards werden sicher ganz andere sein als 2010, sagt Reindl. Noch mehr als in Deutschland sind die französischen Behörden sensibilisiert. Vor der Fußball EM in gut einem Monat erproben deutsche und französische Polizeieinheiten auch gemeinsam bereits den Ernstfall. „Die Euro wird ein Stück weit ein Muster setzen“, sagt Ziegfeld. „Wir nehmen das alles ernst und machen uns Gedanken.“ Die konkreten Vorgaben der Behörden werden sich erst im kommenden Jahr ergeben. Der Vize-Chef des OK: „Wir gehen aber davon aus, dass wir ein Fest organisieren können, das Fan-freundlich ist.“

Das Fandorf

Rund um die Arena wird ein Fandorf aufgebaut, wo sich Sponsoren präsentieren können. Herzstück soll eine Bühne werden, wo unter anderem Live-Musik geboten wird. Alle WM-Spiele sollen hier auf Großleinwand gezeigt werden – auch jene aus Paris.

Tickets

Für die WM-Spiele in Köln und Paris werden insgesamt 886 000 Karten in den Verkauf gehen. Die Organisatoren wollen mindestens 600 000 Fans in die beiden Hallen locken. Die Tickets für die Vorrundenspiele in Köln sollen zwischen 19 und 59 Euro kosten. Die erste Vorverkaufsphase läuft, die zweite soll Anfang August starten, wenn die Gruppeneinteilung feststeht. Etwa 30 Prozent der Zuschauer werden erfahrungsgemäß aus dem Ausland anreisen.

Medien

Mehr als 1000 Journalisten werden über die WM berichten, Marketing-Experten erwarten weltweit eine Milliarde TV-Zuschauer. In beiden Städten werden 1000 Volunteers, also freiwillige Helfer, benötigt, 600 davon in Köln.

Altstadt

Die Stadt will das Ergebnis auch in die City und die Altstadt hinein tragen: Es ist an eine Ausstellung und Übertragungen im Sport- und Olympiamuseum gedacht. Möglicherweise werden Köln und Paris mit einer gemeinsamen Marketingkampagne für das Großereignis werben. „Wir sehen im Zusammenwirken mit Paris eine Herausforderung“, sagt Horst Meyer, stellvertretender Sportamts-Chef. Mit den Organisatoren arbeitet die Stadt derzeit an einem „Konzept für die Innenstadt“. Auf den Rheinbrücken sollen Flaggen wehen.

Deutzer Bahnhof

Als Partner haben die Organisatoren „Thalys“ gewonnen – der französische Schnellzug verbindet Köln und Paris in 3:20 Stunden. Um eine perfekte Anbindung an die Arena zu schaffen, wollen die Thalys-Verantwortlichen erreichen, dass der Zug außerplanmäßig am Deutzer Bahnhof stoppt. Ein entsprechender Antrag ist nach Angaben der Deutschen Bahn von den Thalys-Verantwortlichen noch nicht gestellt worden.

Eishockey-Kongress

Am Final-Wochenende treffen sich traditionell die Delegierten von 70 Eishockey-Verbänden zu einem Kongress. Als Tagungsort wurde das Hyatt-Hotel auserkoren, 300 Teilnehmer werden hier übernachten. „Sportfunktionäre sind in der Regel gut vernetzt. Köln kann als Veranstaltungsort also eine Strahlkraft auf andere Sportarten ausüben“, glaubt Henner Ziegfeld.

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