DrogenszeneAnlieger sorgen sich um den Neumarkt – Initiative gegründet

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An den Büdchen nahe der KVB-Haltestelle Neumarkt sind Dealer am hellichsten Tag unterwegs.

An den Büdchen nahe der KVB-Haltestelle Neumarkt sind Dealer am hellichsten Tag unterwegs.

Köln – Als Nörgler und Meckerer wollen sie nicht gesehen werden, hierauf legen die Damen und Herren der frisch gegründeten Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“ wert. Drogenkonsumräume seien notwendig, sagen sie, ebenso wie Hilfsangebote für Abhängige. Allerdings wollen sie die Ansiedlung eines solchen Raums in der Thieboldsgasse nicht „ohne Dialog“ über sich ergehen lassen. „Wir erwarten, dass der Ratsbeschluss ausgesetzt wird“, mahnt Heinrich Remagen, Geschäftsinhaber und Mitglied des Bündnisses.

Neumarkt bleibt Anziehungspunkt

Nicht nur Geschäftsleute gehören der Initiative an, auch Anwohner und Immobilienverwalter. „Das Problem der Beschaffungskriminalität ist nicht gelöst, der Neumarkt bleibt Anziehungspunkt der Drogenszene“, gibt Doris Deucker, Mutter zweier Kinder, zu bedenken. Seit Monaten sucht die Verwaltung nach einer geeigneten Immobilie für einen Drogenkonsumraum, der zehn Plätze bieten und 70 Stunden pro Woche geöffnet sein soll. Auserkoren haben die Verantwortlichen leer stehende Geschäftsräume in der Thieboldsgasse unmittelbar am Neumarkt.

Am Tag, nachdem die Stadt auf einer Bürgerversammlung über den Stand der Planungen informiert hatte, waren Anwohner und Geschäftsleute erneut zusammengekommen. Denn das Treffen hatten sie als „Alibiveranstaltung“ wahrgenommen, so nennt es Remagen. Das Vertrauen in die Zusage der Verwaltung, einen konstruktiven Dialog einzugehen, sei derzeit „nicht gegeben“, eine Logik der Stadtentwicklung „nicht erkennbar“.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke will nun in der nächsten Sitzung der innerstädtischen Bezirksvertretung eine Aktuelle Stunde zum Thema anberaumen. „Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker wird dann zu Gast sein und sich äußern können“, sagt Hupke der Rundschau. Am 29. Juni tagt das Stadtteilparlament. Die Interessengemeinschaft dürfte dies gespannt verfolgen, denn ihre Schreiben an die Stadtspitze seien bislang ohne Antwort geblieben, sagen sie.

Anwohner beklagen Missstände

Eine der großen Befürchtungen der Anwohner ist die Anziehungswirkung eines Drogenkonsumraums. Schon jetzt erleben sie regelmäßig, wie sich Junkies in aller Öffentlichkeit Heroin spritzen. Sie beklagen Auseinandersetzungen zwischen Drogen- und Alkoholabhängigen sowie Unrat und Fäkalien in Hauseingängen. „Wir fordern den Neuanfang einer Situation, die schon jetzt jenseits von Gut und Böse ist“, sagt Remagen.

Geplant hatte die Stadt bislang, den Drogenkonsumraum im Winter in Betrieb zu nehmen.

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