Ecke Hohe Straße/GürzenichstraßeJacobi schließt Ende April sein Modehaus

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Köln – Das Modehaus Jacobi an der Ecke Hohe Straße/Gürzenichstraße schließt Ende April. Dr. Georg Jacobi, der geschäftsführende Gesellschafter, gab gestern das Aus des Traditionsunternehmens schriftlich bekannt. Auch einen Fortbestand in Teilen, etwa nur im Internet, wird es nicht geben, erklärte Jacobi der Rundschau. Rund 100 Angestellte verlieren damit ihre Arbeit.

Jacobi begründete die beabsichtigte Schließung vor allem mit dem „digitalen Wandel“ und einem „starken Preiswettbewerb im stationären Handel“. Die „Kundenfrequenz für qualitativ hochwertige Mode“ in der Innenstadt lasse weiter nach. Dies sei ein weiterer Grund, warum das Unternehmen nicht fortgeführt werde.

Deutschlandweit eine Institution

In der Branche war Jacobi deutschlandweit eine Institution. Er legte Wert auf Service und intensive Kundenbetreuung – wie der Modehändler Franz Sauer, der sein Traditionsunternehmen zum Jahresende mangels Betriebsnachfolger schließen musste.

Alles zum Thema Schildergasse

Vor allem Damenmode und Wäsche hatte Jacobi zuletzt auf den 6300 Quadratmetern Verkaufsfläche in 1A-Einzelhandelslage angeboten. Viele Marken aus dem Sortiment gab es aber auch in der Nachbarschaft und im Internet. Von der Eigenmarke „Maria Jacobi“ alleine war das Haus nicht zu halten.

Über Jahre hatte das Unternehmen immer wieder zurückgesteckt: Die 1995 in Weiden eröffnete Filiale wurde 2007 geschlossen. Kindermode – einst ein Kundenmagnet – gab es von 2008 an nicht mehr. Das 1957 eröffnete Restaurant schloss 2011. 2013 feierte das Unternehmen 120-jähriges Bestehen.

Mit Größe und Preisbewusstsein getrumpft

1893 war es in der Schildergasse, Ecke Perlengässchen, eröffnet worden. Schon ein Jahr darauf folgte die Eröffnung der Firma „Michel & Cie.“ an der heutigen Stelle, denn die Familie Michel prägte bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein die Geschicke des Kaufhauses, das mit Größe und Preisbewusstsein trumpfte.

Doch so „groß“ war das Geschäft am Anfang gar nicht. Erst 1913 entstand ein Neubau mit 5000 Quadratmetern. 1934 stieg Paul Jacobi als Freund der Familie Michel ins Geschäft ein. 1937 wurde Jacobi zum Firmennamen, ab 1939 stand er auch an der Fassade. Dr. Georg Jacobi, Enkel von Paul, stieg 1990 in das Unternehmen ein. Inzwischen führt der Volkswirt das Unternehmen alleine. Er hat zwar Ideen für eine Weiterverwertung der Immobilie. Entschieden sei aber nichts.

Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender von Stadtmarketing Köln bereitet das Ende von Jacobi Sorge. Die Reihe von Schließungen setze sich nach Herkenrath Schuhe (Minoritenstraße) und dem Naturkostladen Vier Jahreszeiten (Herzogstraße) fort. Auch wegen zu hoher Mieten sei es wichtig, den runden Tisch von Immobilienbesitzern, Händlern und Stadt auszubauen.

Schildergasse und Gürzenichquartier

Die Schildergasse hat in Deutschland mit Abstand die meisten Passanten je Stunde, und ihre Fortsetzung Richtung Heumarkt namens Gürzenichstraße zieht nach.

Laut dem Dienstleister CBRE, der Eigentümer, Investoren und Nutzer von Gewerbeimmobilien berät, entwickelt sich einiges im Umfeld von Jacobis 1A-Immobilie. Im Delta zwischen Hohe Straße, Schildergasse und Gürzenichstraße richtet sich seit Jahren Apple ein.

Gleich gegenüber an der Ecke Hohe Straße/Gürzenichstraße entsteht nach einem Abbruch eines Geschäftshauses, in dem Deko-Life, Galestro und das Schiesser-Outlet firmierten, ein Neubau. Die Firma Art-Invest hat eine Handelsfläche von 2500 Quadratmetern eingeplant. Mit einer Fertigstellung wird nach einiger Verzögerung im Jahr 2018 gerechnet.

Das Gürzenichquartier, gleich hinter dem Hard-Rock-Café, zieht mit seinen neuen Geschäften, einer Bäckerei und einem Hörgeräteakustiker neue Laufkundschaft an.

Gegenüber von Kaufhof gibt es einen Betriebswechsel: Rossmann ersetzt die S.Oliver-Filiale. (mfr) 

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