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Epoche des WirtschaftswundersSchwelgen in Nostalgie beim 50er-Jahre-Festival im Rheinauhafen

Lesezeit 3 Minuten
Oldtimer steuerten am Wochenende den Rheinauhafen an und zogen bewundernde Blicke auf sich. (Foto: Belibasakis)

Oldtimer steuerten am Wochenende den Rheinauhafen an und zogen bewundernde Blicke auf sich. (Foto: Belibasakis)

Köln – Wie schön war es doch in den 50er und 60er Jahren – die Zeit der Petticoats, Nierentische und orangefarbenen Tütenlampen. In die Epoche des Wirtschaftswunders tauchten am Wochenende die Besucher des 50er-Jahre-Festivals im Rheinauhafen ein. Voller Nostalgie konnten sie an zahlreichen Ständen Original-Gegenstände der 50er-Jahre-Alltagskultur erwerben.

„Das ist besser als fliegen“

Doch die meiste Aufmerksamkeit zogen die vielen Oldtimer auf sich, die unter den Kranhäusern parkten: alte amerikanische Cadillacs, Chevrolets und Pontiacs, Porsche, Rolls Royce oder die legendäre „Knutschkugel“ – eine BMW 250 Isetta, Baujahr 1962. Der ganze Stolz ihres Besitzers Peter Schmidt aus Rösrath. Über das Glück, in einem kugelrunden Auto mit aufklappbarer Fronttür zu fahren – Höchstgeschwindigkeit 100 Stundenkilometer – schwärmt der Hobbypilot: „Das ist besser als fliegen. Lebensfreude pur.“ Sämtliche Alpenpässe habe er mit seiner Isetta schon überquert, sogar bis Neapel ist er gefahren. „Überall reagieren die Menschen begeistert, wenn ich mit der Isetta unterwegs bin, erzählen mir die lustigsten Geschichten, zum Beispiel, dass Sohn oder Tochter in einer Isetta entstanden sind.“

Kostspielige „Knutschkugel“

Selbst wenn er nur mit Tempo 70 auf einer Schnellstraße fähren kann, niemand wage es zu hupen, berichtet er, so viel Respekt hätten alle Verkehrsteilnehmer vor dem niedlichen Oldtimer. Dem einzigen Auto, in dem Fahrer und Beifahrer Arm in Arm fahren können. Für 7500 Euro hat er den Wagen 2005 spontan gekauft. „Innerhalb von einer halben Stunde habe ich mich verliebt.“ Heute ist die rot-beige „Knutschkugel“ mehr als 16 000 Euro wert.

Die Preise für Oldtimer sind seit einigen Jahren stark gestiegen, weiß auch Rüdiger Schrader, der mit seinem weißem BMW 502, Baujahr ’58, 120 PS, rote Ledersitze, gegenüber der Isetta parkt. Nur 500 Stück gibt es noch von der Limousine, die sich damals nur hohe Beamte oder Direktoren leisten konnten und an der BMW fast pleitegegangen wäre – hätte nicht die Isetta die Motorenwerke aus der Krise gerettet. Neupreis des Wagens war damals 17 800 Mark. Ein Lehrer verdiente nur rund 330 DM pro Monat. Für gerade einmal 2000 DM habe er den Wagen mit V8-Motor Anfang der 80er Jahre erstanden. „So was wollte damals keiner.“ Heute sei er 30 000 Euro wert. Aber es steckt auch viel Arbeit drin. „Bist du vorne fertig, fängst du hinten wieder an.“ Wobei das auch das Schöne an den alten Autos sei: „Da kann man noch dran schrauben und basteln.“

Ein weiterer Publikumsmagnet: Der weiße Cadillac Cabrio mit roten Büffelledersitzen von Alois Niederprüm. Für 9000 Dollar wurde das Schlachtschiff von 1959 einst in Pennsylvania erworben. Heute koste das Gefährt mit Luxusausstattung „so viel wie ein Häuschen“. Aber: „Da sitzt du drin wie auf einem Sofa“, schwärmt der Oldtimer-Fan. Vom „Camping Anno dazumal“ hingegen schwärmt Silvia Hübner vom Club Alt-Eriba-Register. Das Wohnwagenmodell Baujahr ’59 ist das einzige, das mit seinen 250 Kilo an Hübners Smart gekoppelt werden darf.

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