Fall Niels H.Was Kölner Krankenhäuser zum Schutz der Patienten unternehmen

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Uniklinik Köln

Die Uniklinik in Köln

Köln – Mindestens 84 Menschen soll der Pfleger Niels H. in Niedersachsen ermordet haben – jetzt wird auch in Köln die Frage diskutiert, ob Kliniken mehr für die Sicherheit der Patienten tun müssen.

„Wir haben diesen Fall in unseren ärztlichen Leitungsgremien besprochen und sind zum Schluss gekommen, dass wir derzeit keine zusätzlichen Maßnahmen einführen werden“, erklärt Sigurd Claus, Geschäftsführer der Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH, auf Anfrage der Rundschau. Im Rahmen des zertifizierten Qualitätsmanagements verfüge man bereits „über vielfältige Vorkehrungen zum Schutz der Patienten“. Beispielhaft nennt Claus das Meldesystem CIRS (Critical Incident Reporting System), über das Mitarbeiter im Intranet anonym Hinweise auf „Beinah-Unfälle“und Fehlerquellen geben, aber auch mögliches Fehlverhalten von Ärzten und Pflegern melden können.

Ein Hinweis pro Woche

Im Schnitt rund einmal pro Woche gehe über CIRS ein entsprechender Hinweis ein. „Dann entscheidet eine Arbeitsgruppe, ob Handlungsbedarf besteht und sucht nach Lösungen“, so Claus. Alle Todesfälle würden statistisch erfasst, die Quote sei seit Jahren konstant. „Auffällige Veränderungen der Sterblichkeit würden wir mitbekommen.“ Auch der Arzneiverbrauch werde engmaschig kontrolliert. „Bei der Ausgabe sind viele Verfahrensanweisungen zu beachten, Pfleger und Ärzte werden diesbezüglich zweimal im Jahr geschult.“

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Christoph Leiden, Sprecher der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, die in Köln die Kliniken St. Franziskus, Heilig Geist, St. Marien und St. Vinzenz betreibt, betont, dass bei Medikamentengaben das Vier-Augen-Prinzip zwischen zwei Pflegekräften gelte. „Zudem wird die Medikation durch einen Stationsapotheker überprüft.“ Angesichts umfassender Sicherheitsvorkehrungen seien weitere Maßnahmen nicht notwendig. „Alle Mitarbeiter sind sensibilisiert, bei Auffälligkeiten die Stations- oder Pflegedienstleitung zu informieren.“

Verdachtsfälle können anonym geäußert werden

Verdachtsfälle könnten Mitarbeiter aber auch anonym über das CIRS-Meldesystem äußern. Gleiches gilt für das St. Elisabeth-Krankenhaus in Hohenlind. Über CIRS würden aber in erster Linie Vorschläge zur Optimierung von Arbeitsabläufen gemacht, sagt Sprecherin Carola Thissen. Neben regelmäßigen Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen zur Analyse auffälliger Todesfälle führe man auch Nachbesprechungen zu allen Reanimationen durch.

In der Uniklinik trifft sich das CIRS-Team monatlich mit den Apothekern der Krankenhausapotheke, um alle Prozesse rund um die Arzneimittelversorgung zu besprechen, erläutert Sprecher Timo Mügge. Seit 2011 setze man klinische Apotheker ein, die auf den Stationen die Medikation der Patienten überwachen. „Noch in diesem Jahr werden wir verstärkt Kennzahlen erheben zu Medikamenten, die ein gewisses Missbrauchspotenzial in sich bergen, wie Beruhigungsmittel“, kündigt Mügge an.

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