Gelber SackViel Wertstoff geht in Köln in Flammen auf

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Köln – „Recycling ist Zukunft“ – obwohl der Werbespruch für den Grünen Punkt schon ein Viertel Jahrhundert alt ist, steht er nicht für eine umweltfreundliche Verwertung von Müll. Die komplette Wiederverwertung von Rohstoffen ist immer noch Zukunftsmusik. Zwar gibt es zahlreiche Technologien, wie aus weggeworfenen Gütern neue Kleidung oder nützliche Gebrauchsgegenstände werden können. Doch das gesetzlich vorgegebene und vom Verbraucher durch erhöhte Verkaufspreise mitfinanzierte Rücknahmesystem für Umverpackungen hat statt eines neuen Warenkreislaufs die Abfallwirtschaft angefeuert. Im wahren Sinne des Wortes: Fast 45 Prozent der Wertstoffe, die von den Haushalten im gelben Sack oder in der gelben Tonne teils mit viel Aufwand gesammelt werden, landen am Ende in einem Ofen. Dies hat die Bundesregierung jüngst auf eine Anfrage der Politik bestätigt.

Wie viel ist drin?

Der Inhalt der gelben Tonnen aus der gesamten Stadt wog im vorigen Jahr zusammengerechnet 25 951 Tonnen. Das Gewicht steigt seit Jahren. 2010 kamen 20 640 Tonnen zusammen, 2011 waren es 21 160 Tonnen, 2012 schon 22 050 Tonnen, 2013 22 800 Tonnen und 2014 erstmals 25 000 Tonnen. Zum Vergleich: Der Inhalt der 260 000 Haus- und Bio-Mülltonnen in Köln bringt pro Jahr etwa 286 500 Tonnen auf die Waage.

Warum wird getrennt?

Die EU hat zur Schonung von Umwelt und Ressourcen Vorgaben für die Wiederverwertung gemacht, die in Deutschland 1991 zur Verpackungsverordnung führte. „Sofern Verpackungsabfälle nicht vermieden werden können, ist der Wiederverwendung und der stofflichen Verwertung Vorrang zu geben vor der energetischen Verwertung“, heißt es darin.

Was darf in die Tonne?

Die gelbe Tonne, ursprünglich nur für Verpackungen mit dem grünen Punkt eingeführt, ist seit 2014 in Köln eine Wertstofftonne. Dort gehören neben Verpackungsmaterial wiederverwertbare Kunststoffe und Metalle hinein. Der Grüne Punkt ist eine Marke der Duales System Deutschland (DSD) GmbH und inzwischen nur noch eines von zehn Systemen, die an der Rücknahme von Verpackungen beteiligt sind.

Wer holt die Tonnen ab?

Die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) sind der „Erfasser“ in diesem System. Gerade erst haben die AWB wieder in einer Ausschreibung einen Drei-Jahres-Vertrag gewonnen. Das Unternehmen leert die gelben Tonnen und bringt deren Inhalt zu den vier Umladestationen in der Stadt. Eine befindet sich an der Bonner Straße nahe dem Großmarkt. Eine weitere im Stadtteil Longerich, die beiden restlichen befinden sich in Deutz.

Wer bekommt den Müll?

Die gesetzlichen Verwerter. Doch weil in Köln auch Wertstoffe in die gelbe Tonne geworfen werden sollen, die keinen grünen Punkt tragen oder zu einem der anderen Sammelsysteme gehören, bleibt der Stadt ein „kommunaler Anteil“ am Inhalt der gelben Tonnen, der auf 16,85 Prozent des Gewichts festgesetzt ist.

Wer verwertet wirklich?

Die Verwerter erfüllen mit ihrem Anteil kaum mehr als gesetzlich vorgeschrieben: Gemäß ihres Marktanteils erhielt die DSD GmbH tatsächlich im vergangen Jahr 8446 Tonnen aus den gelben Tonnen in Köln. In den Anlagen der EGN Krefeld und bei der Firma Remondis in Troisdorf ist das Material sortiert worden. In diesem Jahr lässt die DSD GmbH ihren Fixanteil beim Sortierservice Sinn GmbH (SUEZ) in Ochtendung sortieren.

Die Verbrennung

Knapp 45 Prozent des Verpackungsmülls landen in der „thermischen Verwertung“. Das heißt Verbrennung. Das Duale System Deutschland legt aber Wert darauf, dass der Müll nicht einfach verbrannt wird, um weg zu sein, sondern als Heizmaterial etwa bei der Zementherstellung gezielt genutzt werde, um fossile Brennstoffe einzusparen. So lande Kölner Wertstoff also nicht in der Kölner Müllverbrennung.

Und der Eigenanteil?

Ihre 16,85 Prozent des Gelbe-Tonnen-Anteils laden die AWB auf ihren eigenen Wertstoffhöfen in Container um und bringen sie nach Rheinland-Pfalz, nach Ochtendung zur Firma Suez. Dieses Unternehmen durchsucht den Müll, wenn er nicht zu sehr durch falsche Tonneninhalte verunreinigt ist, nach Rohstoffen. Laut AWB können mindestens zwei Drittel des Materials tatsächlich wiederverwertet werden – je nach Verschmutzungsquote. Und dann wird aus Müll wirklich wieder Rohstoff für die Herstellung neuer Ware.

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