Abo

Halsbandsittiche in KölnDie Stadt hat einen Experten gefunden – vielleicht

Lesezeit 3 Minuten
In den Bäumen der Südstadt können sich die grünen Halsbandsittiche wohl fühlen. In der Verwaltung will ihnen noch keiner an den Kragen. Trotz eines Antrags vom Januar, nach dem sie vergrämt werden sollen.

In den Bäumen der Südstadt können sich die grünen Halsbandsittiche wohl fühlen. In der Verwaltung will ihnen noch keiner an den Kragen. Trotz eines Antrags vom Januar, nach dem sie vergrämt werden sollen.

Köln – Morgens um acht knallt es. Zettel weisen die Anwohner darauf hin. Unangenehm, aber anders wusste sich der Kindergarten in der Südstadt wohl nicht mehr zu helfen. Für den Knall hat ein Vater extra eine Maschine gebaut. Nur so viel ist zu erfahren: Ein eingebauter Wecker sorgt dafür, dass Schlag 8 Uhr ein schussähnliches Geräusch die Luft der Südstadt durchschneidet. So laut, dass die Halsbandsittiche auf den Bäumen in der Nähe der Einrichtung aufschrecken.

Und weil das nicht nur Sympathiepunkte einbringt, kleine grüne Vögel zu vertreiben, will sich von der Kindergartenleitung oder den Eltern auch keiner zu der Vogel-Schreck-Maschine äußern. Aber so eine Maschine scheint immer noch besser, als sich jeden Morgen mit einem Kind an der Hand einen Flächenbombardement ausgesetzt zu sehen. Einem Bombardement von Vogelkot. Der Halsbandsittich hat halt kaum natürliche Feinde in Deutschland – und so viel scheint sicher: Die Kölner Verwaltung gehört auch nicht dazu.

Sittich sollte aus der Stadt verjagt werden

Im Januar 2017 machte ein Antrag im Umweltausschuss Schlagzeilen. SPD, CDU, Grüne und FDP beauftragen die Verwaltung, Methoden zu finden, den Halsbandsittich aus der Südstadt zu „vergrämen“. Warum? Vor allem an der Dreikönigenstraße versammeln sich die grünen Vögel, die ursprünglich aus Afrika und Indien stammen, allabendlich in den Bäumen. Hunderte von ihnen. Ihr Zwitschern schneidet sich ins Trommelfell. Ihr Kot erzeugt eine unappetitliche Winterlandschaft. So glitschig, dass Passanten ausrutschen. So unappetitlich, dass Restauranttische leer bleiben. Zwar wisse man nicht, wie die grünen Papageien am effektivsten zu vergrämen sind, werde sich aber in aller gebotenen Kürze schlaumachen und Taten folgen lassen, versprach dereinst die amtliche Tierärztin.

Das Thema ist ein emotionales. Nach einem Artikel in der Rundschau dazu meldeten sich Freund und Feind der Sittiche zu Wort. Und auch Experten riefen an. Eine Methode sei demnach, die Äste der betroffenen Bäume auszudünnen, dem Vogel also sozusagen den Stuhl unterm Gesäß wegzureißen, den gewohnten Schlafplatz zu nehmen. Ein Vorschlag, der manch einem Beamten in der Verwaltung wohl zu drastisch vorkam. Nicht, dass das noch Schule macht.

Auf Nachfrage der Rundschau hieß es immer nur, ein Experte sei noch nicht gefunden, eine Lösung noch nicht in Sicht. Den Hinweis, dass Experten sich schon bei der Rundschau gemeldet hätten, nahm man interessiert zur Kenntnis. Doch jetzt, bei erneuter Nachfrage: „Nicht direkt für die Sitzung des Umweltausschusses im September, aber wahrscheinlich für die im Oktober soll jemand kommen, der sagt, wie es gehen könnte“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt.

Bei solch rasantem Vorgehen und dieser wilden Entschlossenheit werden die Vögel in der Südstadt, denen Experten eine „starke Vermehrung“ attestieren und sie als „potenziell invasiv“ bezeichnen, schon nervös zwitschern. Oder ist es ein Lachen?

Rundschau abonnieren