Im Dom gestrandetDas Flüchtlingsschiff steht nun in der Ecke der Barmherzigkeit

Lesezeit 2 Minuten

Köln – Das ist Maßarbeit: Zwischen Bug und Pforte würde gerade noch eine Wochenendausgabe der Kölnischen Rundschau passen. Langsam, Schritt für Schritt schieben die Mitarbeiter der Dombauhütte das maltesische Fischerboot durch die Pforte der Barmherzigkeit am Hohen Dom. Und dann ist es auch schon an seinem Bestimmungsort.

Das kleine Schiff, mit dem vor Jahren afrikanische Flüchtlinge von Libyen nach Italien verbracht werden sollten, das Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Fronleichnamsmesse auf dem Roncalliplatz als Altar benutzte, es steht fortan im Nordturm des Doms, in der sogenannten Ecke der Barmherzigkeit.

„Das wird eng“

„Als das Schiff von Italien nach Köln gebracht wurde, da waren eben keine Fachleute dabei“, sagt Dompropst Gerd Bachner. Will sagen, keiner nahm Maß und überprüfte, ob die Idee des Kardinals auch umsetzbar ist. Die Idee, das Flüchtlingsboot nach der Messe im Dom aufzustellen. Maß nahm dann erst Dombaumeister Peter Füssenich in Köln – und er stellte sogleich fest: „Das wird eng.“ Einfach volle Kraft voraus ging gar nicht. „Die Pforte misst in der Breite gerade mal 1,60 Meter“, sagt Füssenich.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Damit war klar, das Boot muss gekippt werden. Und dagegen würde sich der Schwerpunkt des Schiffes wehren. Also musste eine Konstruktion her, die das Boot in der Vertikalen hält. Einen Tag lang zimmerte die Dombauhütte an dem Holzgestell. Das Resümee Bachners: Mit einer Idee des Kardinals, dem Willen des Dompropstes und der Hilfe der Hütte lässt sich alles bewerkstelligen.“

Vom Roncalliplatz bis zur Hauptpforte wurde die auf Rollen gelagerte Konstruktion samt Schiff von einem Gabelstapler gezogen. Nachdem das Konstrukt per Manneskraft in den Dom gelangt war, nahm es dort der Gabelstapler wieder auf – dieses Mal aber hob er es mit Hilfe von Seilen an. Danach folgte erneut Maßarbeit. In der sogenannten Ecke der Barmherzigkeit musste es langsam wieder aus der Seitenlage in die Waagerechte gebracht werden. Dem Bauch des Bootes angepasste Böcke hindern es dort am Kippen.

Und warum das alles: „Das Schicksal der Flüchtlinge darf uns nicht gleichgültig sein. Wir dürfen uns an das Thema nicht gewöhnen“, sagt Bachner. Bis zum Ende des vom Papst ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit soll das Boot im Dom daran gemahnen.

Rundschau abonnieren