InklusionFörder- und Grundschulkinder tauschen sich bei der „Tour der Begegnung“ aus

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Ausprobieren, was geht: Förder- und Grundschüler haben gemeinsam Spaß an Bewegung.

Ausprobieren, was geht: Förder- und Grundschüler haben gemeinsam Spaß an Bewegung.

Köln – „Ich finde es gut, wenn man anderen Kindern hilft“, stellt die zehnjährige Slavica klar, „wenn Kinder an unserer Schule Blinde sehen, lachen sie die teilweise aus“. Sie besucht die KGS Mainzer Straße und sitzt gerade mit Selim in der Umkleidekabine der Severin-Schule. Der neunjährige Junge ist sehbehindert und besucht wie Slavica die dritte Klasse – allerdings an der Förderschule des Landschaftsverbandes Rheinland mit dem Schwerpunkt Sehen. An der Weberstraße ist er also Gastgeber. „Ich freue mich, wenn Besuch kommt. Es ist gut, wenn wir anderen Kindern zeigen können, mit welchen Maschinen wir lesen und schreiben lernen“, erklärt er.

Inklusion fördern

Bei der elften „Tour der Begegnung“ treffen sich Slavica und Selim zum ersten Mal. Obwohl Förder- und Grundschule seit Jahren kooperieren, waren solche Begegnungen bisher die Ausnahme. „Wir wollten das Thema Inklusion noch ausgeprägter angehen“, erklärt Prof. Dr. Angela Faber. Dafür wurden vermehrt allgemeine Schulen in die Tour integriert. LVR-Dezernentin Faber erlebt mit Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, wie die Auftaktveranstaltung gelingt. Auch am Beispiel von Slavica und Selim, die vor ihrem Kabinengespräch in der Turnhalle Ball gespielt, den Stundenplan des jeweils anderen erforscht und die Unterrichtspraktiken an der LVR-Schule kennengelernt haben.

Am frühen Morgen waren 30 Grundschüler von der Mainzer Straße zur Severinstraße gewandert. Dort wurden sie von rund 60 Förderschülern mit einem Lied und einem gemeinsamen Frühstück empfangen. In Gruppen tauschten die Kinder dann Erfahrungen im Umgang mit einem Blindenstock und einer Augenbinde aus, die Schüler auf einem Bewegungsparcours gemacht hatten. Die Gäste lernten auch den Umgang mit einer Punktschriftmaschine kennen. Und der lebensgroße, plüschige Botschafter „Mitmän“ sorgte als LVR-Maskottchen bei der Abschlusszeremonie mit Schulleitung, Bürgermeister und LVR-Dezernentin für gute Stimmung.

Gegenseitiges Verständnis

„Es ist wichtig, dass sich die Kinder begegnen und miteinander spielen oder Sport treiben“, bilanzierte Angela Faber, „nur so kann ein Austausch stattfinden. Wenn man sich gegenseitig besser versteht, geht das mit der Inklusion einfacher“. Wie zum Beweis für diese These sagt auch die zehnjährige Slavica in der Umkleidekabine zu ihrem neuen Freund Selim: „Wenn noch mal ein Kind bei uns an der Schule über Blinde lacht, sage ich ihm, dass er sich vorstellen muss, dass auch er blind sein könnte und das nicht sehr leicht ist“.

Damit sich junge Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe begegnen können, kommen bei 18 LVR-Festen bis Ende Mai Schulen aus dem Rheinland zusammen. Am 25. April wird die Tour ein zweites Mal Station in Köln machen. Beim Bergfest werden sich etwa 300 Schüler am Deutschen Sport- und Olympia-Museum begegnen.

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