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Inklusive Universitätsschule KölnHeliosschule startet nach den Ferien mit neuem pädagogischen Konzept

Lesezeit 3 Minuten
Soll 2022 fertig sein: Der Neubau für Grund- und Gesamtschule auf dem Heliosgelände. (Darstellung: Schilling Architekten)

Soll 2022 fertig sein: Der Neubau für Grund- und Gesamtschule auf dem Heliosgelände. (Darstellung: Schilling Architekten)

Köln – Die neue Heliosschule ist ein echtes Leuchtturmprojekt. Die städtische Grundschule mit dem Konzept der inklusiven Universitätsschule Köln (IUS) wählte denn auch den Ehrenfelder Heliosturm und neugierig Ausschau haltende Kinder als Fotomotiv für ihre Homepage.

Ein plakatives Symbol für den Traum von einer besseren Schule für alle – und seine Verwirklichung: In Räumen eines alten Schulgebäudes an der Mommenstraße Ecke Kaisersescher Straße beginnt am Mittwoch die zweizügige Grundschule mit 50 Erstklässlern, davon sieben mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Ein Interimsstandort: Aufgebaut wird sukzessive eine Grund- und später die Gesamtschule. Der für 1200 Schüler geplante Neubau soll bis 2022 auf dem Heliosgelände entstehen.

„Wir wollen zeigen, wie man als Schule besser werden kann“, sagt Professor Kersten Reich zum pädagogischen Konzept - ein bundesweit einzigartiges Modell nach skandinavischem Vorbild. Der Wissenschaftler ist international renommierter Pädagogik-Experte der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Kölner Universität. Mit Blick auf die vergangenen Jahre voller Diskussionen, Initiativen und Beschlüssen sei er nun mit dem gesamten Team „stolz, dass wir es geschafft haben, das Konzept umzusetzen“.

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Der Weg war nicht leicht. Am Anfang standen Fragen von Studierenden, die nach einem Praxisaufenthalt im Ausland wiederkamen: „Warum hat Deutschland nicht besonders gute Praxisschulen in der Lehramtsausbildung?“ Es entstand die Initiative „schoolisopen“, die immer mehr Mitstreiter auch in Schulverwaltung und Politik gewann. Nun startet im ersten Schritt die inklusive Grundschule. Zum Lehrerteam gehören auch Lehramtsstudierende, die dort ihre Praxisphase absolvieren.

Skandinavien als Vorbild

Jedes Kind soll seinen individuellen Stärken entsprechend gefördert werden, ob ohne oder mit Behinderung oder Migrationshintergrund, unabhängig von der sozialen Herkunft. Kleine Gruppen, viel Freiarbeit, Bewegung und gesundes Essen gehören zum Programm, ganztägiges Lernen sowie kulturelle Angebote und Sport. „Unser Anspruch ist es, Schüler zum bestmöglichen Abschluss zu führen, bis zum Abitur oder in eine Ausbildung“, so Professor Reich. Dass das gut funktionieren kann, belegen skandinavische Schulen.

Die Kölner Heliosschule ist laut Reich „trotz vieler Neuerungen noch immer eine ganz normale Schule, es gibt keine Sonderausstattung“. Allerdings erhält sie einen Neubau, der auch architektonisch höchsten Ansprüchen genügt. Künftig steht im Unterricht jedem Lehrer zudem zusätzlich ein Masterstudent zur Seite. Die Uni gibt 4,5 Millionen Euro aus ihrem Etat dazu und begleitet den Unterricht wissenschaftlich nach neuesten Qualitätsstandards.

Die IUS setzt auf viel Praxisorientierung, Teamarbeit, Kooperationen und individuelle Förderung – bis hin zu Hochbegabten. „Eine heterogene Mischung ist wichtig.“ Die Architektur des geplanten Neubaus soll die Pädagogik unterstützen: Lernlandschaften statt kleiner Klassenräume, viel Platz für Theater, Mensa, selbstständiges Lernen: Es wird „sozusagen elf Stadtteile in einer großen Gemeinschaft geben“, erläutert der Professor, mit sechs bis sieben Lehrern pro Einheit. Sie sind ganztägig bis 16 Uhr vor Ort. Unterricht, Lern-, Sport- und Spielphasen werden aufeinander abgestimmt. Stundenausfall soll nicht vorkommen.

In zehn Jahren arbeiten hoffentlich viele so

„Wir wollen herausbekommen, wie wir alle optimal fördern können, und das anderen Schulen zeigen. In zehn Jahren arbeiten hoffentlich viele so“, so Reich. Obwohl er allgemein Probleme bei der Umsetzung der Inklusion in Regelschulen sieht: „Das überfordert viele, es fehlen Vorbilder und Wissen über die Möglichkeiten.“

Die inklusive Universitätsschule entsteht mit Unterstützung von Stadt und Land, Uni und Montag Stiftung. Jeder Grundschüler erhält einen Platz in der späteren Gesamtschule, die auch für andere Kinder geöffnet wird. Bis zum Einzug in den Neubau dauert es noch Jahre. Die Initiatoren hätten sich einen früheren Termin gewünscht. Aber der Anfang ist gemacht nach dem Motto „Lernen heißt, immer neugieriger zu werden“.

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