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Integrationsfest in Mülheim„Birlikte wird es so nicht mehr geben“

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Vor drei Jahren fand „Birlikte“ das erste Mal statt. Nach dem Ausfall in diesem Jahr scheint eine Fortsetzung ausgeschlossen.

Vor drei Jahren fand „Birlikte“ das erste Mal statt. Nach dem Ausfall in diesem Jahr scheint eine Fortsetzung ausgeschlossen.

Mülheim – In den kommenden Wochen zieht „Arsch huh“ in die Veedel. Am nächsten Samstag mit Brings und Jürgen Becker nach Chorweiler, dann nach Bickendorf, Kalk und Porz. Im Rahmen der Kampagne „Du bes Kölle!“ will die Initiative für demokratische Beteiligung werben. Für das große Integrationsfest „Birlikte“, das drei Mal auf der Keupstraße in Mülheim stattgefunden hat, wird es nach Informationen der Rundschau dagegen keine Fortsetzung mehr geben.

Vor genau drei Jahren, am Pfingstwochenende 2014, hatte die Künstlerinitiative gemeinsam mit der IG Keupstraße, dem Schauspiel und unter maßgeblicher Unterstützung der Stadt „Birlikte“ gefeiert. Anlass war der zehnte Jahrestag des Nagelbombenanschlags auf der Keupstraße. Im November hatten die Initiatoren verkündet, dass es nun Zeit sei für eine Pause.

Das Festival kostete rund 100.000 Euro

Die Veranstaltung mit weit über 100 Konzerten, Vorträgen und Debatten hat enorme Energie gebunden, größtenteils wurde sie ehrenamtlich geleistet. Ganz ohne Geld ging aber auch das nicht. 100.000 Euro hat das zweitägige Feiern und Diskutieren gekostet. Der Großteil wurde von Stiftungen und dem Land Nordrhein-Westfalen aufgebracht, für Stadt und Schauspiel blieb am Ende ein Betrag von knapp 20.000 Euro offen.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Das alles hat erhebliche Kräfte gebunden“, sagt Günter Wieneke, Leiter der Stabsstelle Events der Stadt. Zudem habe das Land signalisiert, dass es das Fest nicht mehr im bisherigen Umfang fördern würde. „Birlikte wird es in der gewohnten Form daher nicht mehr geben.“ Derzeit existiere schlicht keine Budget für die Veranstaltung.

Schauspielchef Bachmann ist nicht an Brauchtumsveranstaltung interessiert

Schauspielchef Stefan Bachmann hatte schon früh verlauten lassen, dass er nicht an einer Brauchtumsveranstaltung interessiert sei. Mit dem NSU-Tribunal habe man nun andere inhaltliche Akzente gesetzt, teilte eine Sprecherin mit. Dass Chefdramaturg Thomas Laue, der sich sehr für „Birlikte“ engagiert hat, das Schauspiel nach dem Sommer verlässt, dürfte das Ende der Veranstaltung ebenfalls mitbefördert haben.

Auch Arsch-huh-Sprecher Hermann Rheindorf sagt: „Ich glaube nicht, dass Birlikte noch mal in bisheriger Form stattfinden kann.“ Der Gedanke sei aber nicht tot. Es sei von Anfang an darum gegangen, den Integrationsgedanken in die Stadt zu tragen. Man habe lediglich in Mülheim den Staffelstab in die Hand genommen. Dass im vergangenen Jahr Protestler die Debatte mit AfD-Mitbegründer Konrad Adam verhindert haben, hat einen Riss zwischen verschiedenen Gruppen der Bewegung offenbart. Die Frage, ob eine Blockade das richtige Mittel in der Bekämpfung der AfD sei, setzte sich bis zum Bundesparteitag der rechtspopulistischen Partei im April fort. Der Zwist sei aber nicht ursächlich für das Ende von „Birlikte“, heißt es.

Gemeinsames Fastenbrechen auf der Keupstraße als Zeichen für Integration

Am Freitag und Samstag, 30. Juni und 1. Juli, wird auf der Berliner Straße in Mülheim nun das integrative Fest „Füreinander – Miteinander. Gleiche Rechte für alle Menschen“ von verschiedenen örtlichen Initiativen geben. Debatten und Vorträge, dazu Musik soll es geben, die Schirmherrschaft hat OB Henriette Reker übernommen.

Bereits am kommenden Freitag wird auf der Keupstraße um 21 Uhr Fastenbrechen gefeiert. Meral Sahin von der IG Keupstraße wird da sein, Vertreter der AG Arsch huh. ebenfalls. Es ist der 13. Jahrestag des Nagelbombenanschlags. Rheindorf sagt, der „Birlikte“-Gedanke werde sehr lebendig sein.

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