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Interview mit Kölner Band Brings„Der Produzent hielt uns für Holländer“

Lesezeit 4 Minuten
Herren in Karo: Die Fans lieben Brings für ihre energievollen Auftritte.

Herren in Karo: Die Fans lieben Brings für ihre energievollen Auftritte.

Köln – Stephan Brings (Gitarre) und Christian Blüm (Schlagzeug) sprechen über den neuen Sound der alten Lieder und erklären, warum die Bläck Fööss bei ihrem Konzert auftreten werden. Das Gespräch führte Thorsten Moeck.

Silberhochzeit heißt das neue Album, das quasi der Ertrag aus 25 Jahren Brings-Ehe ist. Wie glücklich sind Sie damit?

Christian Blüm: Wir sind zufrieden, überhaupt die Silberhochzeit feiern zu dürfen. Denn wir sehen uns in der Band öfter, als es Ehepartner meist tun. Das ist so viel wert wie sonst eine Goldene Hochzeit.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Stephan Brings: Es gab natürlich auch schwierige Zeiten, aber die vergangenen 15 Jahre waren richtig gut, weil wir machen konnten, was wir wollten. Wir haben ja zu einer Zeit begonnen, als kölsche Musik im Radio gar nicht gespielt wurde. Es gab schwierige Jahre, aber wir konnten immer davon leben. Dass niemand nebenher noch arbeiten musste, ist ein Riesenglück.

Wie wichtig sind krisenhafte Phasen für den kreativen Prozess?

Stephan Brings: Es gibt immer noch Zeiten, in denen wir uns die Köpfe einhauen.

Christian Blüm: Ich glaube, das ist auch ein Erfolgsrezept. Es knallt richtig, dann ist es aber auch wieder gut.

Das neue Album ist in den legendären Abbey Road Studios entstanden, wo schon die Beatles produziert wurden. Warum dort?

Stephan Brings: Der Produzent Alex Wharton hat schon zweimal bei unseren Weihnachts-Alben die technische Nachbearbeitung vorgenommen, das hatte ihm gut gefallen, deshalb hat er sich des Albums erneut angenommen. Er dachte aber, wir seien Holländer, weil wir so komisches Deutsch sprechen. Wir waren richtig stolz, weil er den Sound geil fand. Er hat die Lieder klangmäßig aus den 90er Jahren in die Gegenwart geholt.

Silberhochzeit

Das Album „Silberhochzeit“ kommt am 3. Juni in den Handel, es umfasst 18 Hits aus 25 Jahren Brings. Zu den Titeln gehören „Jeck Yeah“ (2015), „Superjeilezick“ (2001), „Popppe, Kaate, Danze“ (2004), „Heimjon“ (2008) bis zu „Katharina“ (1991).

Auf der zweiten CD finden sich die neuen Stücke „Indianerland“ und „Wenn et dunkel weet“ sowie die Akustikversionen von sechs Stücken , darunter „Kölsche Jung“ und „Ungerm Mond vun Kölle“. Preis: 17,99 Euro. (tho)

Woran spürt man das?

Christian Blüm: Der holt das Ultimo aus einer alten Stereospur raus. Es ist lauter, hat mehr Druck und Volumen, mehr Bässe.

Stephan Brings: Wenn wir heute was einspielen, klingt das auch anders, weil wir seit 25 Jahren eingespielt sind. Damals waren wir noch nervöser.

Das Album besteht aus den größten Hits im neuen Klanggewand und den Akustik-Versionen Ihrer persönlichen Lieblingsstücke. Ein Widerspruch?

Christian Blüm: Wir wollen so modern wie möglich klingen. Völlig unmodern, aber sehr handwerklich sind die Akustik-Versionen. Das ist natürlich ein Gegensatz, hat aber alles seine Berechtigung.Wir haben die bekanntesten Lieder ausgewählt und unsere Favoriten in neuer Version. Jeder hat seinen Lieblingssong, meiner ist „Ich bin frei“, ein Stück, das sich bei Live-Auftritten nie durchgesetzt hat.

Das Stadion-Konzert ist lange ausverkauft. Hat Sie das überrascht?

Stephan Brings: Innerhalb von drei Tagen war der Innenraum ausverkauft, für den wir die Tickets für kleines Geld angeboten haben. So ein Konzert kostet ein paar Hunderttausend Euro. Das ist ja eine Geburtstagsparty. Wir müssen zwar auch Geld verdienen, aber wir machen das, damit jeder kommen kann, der kommen will. Die Menschen in den Logen finanzieren die günstigen Karten sozusagen mit. Auch wenn es günstige Tickets gibt, sieht die Bühne am Ende trotzdem aus wie bei Helene Fischer oder den Rolling Stones.

Welche Gäste erwarten Sie?

Stephan Brings: Wir erwarten viele Gäste. Auf der Bühne wird viel passieren, die Generalprobe ist schon gespielt. Florian Silbereisen spielt die steirische Harmonika, weil er das Instrument so spielt wie kein anderer.

Christian Blüm: Klaus Heuser war für uns Geburtshelfer, er hat die ersten Aufnahmen gehört und gesagt: Da machen wir was draus. Er gehört zu den besten Gitarristen, Klaus Heuser und Harry Alfter werden sich ein kleines Gitarren-Duell liefern. Chris Thompson, Sänger von Manfred Mann, wird kommen. Zu deren Musik habe ich im Keller Schlagzeug spielen gelernt. Und: Die Bläck Fööss haben wir eingeladen, die Mutter aller Kölner Bands. Das ist unsere Verneigung vor den Fööss, die erst kölsche Musik ermöglicht haben.

Und Udo Lindenberg, der parallel in der Arena spielt, wird zugeschaltet?

Stephan Brings: Abwarten.

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