Interview mit Kölner FilmproduzentinAachener Weiher als Golden Gate Park

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Im Belgischen Viertel hat Anita Elsani vor 13 Jahren ihre eigene Produktionsfirma gegründet. Immer noch gibt es in der Branche aber mehr Männer als Frauen.

Im Belgischen Viertel hat Anita Elsani vor 13 Jahren ihre eigene Produktionsfirma gegründet. Immer noch gibt es in der Branche aber mehr Männer als Frauen.

Köln – Die Kölner Filmproduzentin Anita Elsani (43) hat Oscarpreisträgerin Hilary Swank für einen Kinofilm ins Rheinland geholt. Über ihre Arbeit und zukünftige Projekte hat Henriette Westphal mit ihr gesprochen.

Frau Elsani, Sie sind Kölnerin und haben sich 2003 mit Ihrer Produktionsfirma „Elsani Film“ mit Sitz im Belgischen Viertel selbstständig gemacht. Was macht Köln für Filmschaffende so attraktiv?

Wir Kölner haben ja sowieso eine starke Heimatverbundenheit (lacht). Auch mit seiner zentralen Lage ist Köln ein optimaler Standort in Deutschland. Und die Branche ist in Köln zwar überschaubar, aber nicht unbedeutend. Allein die zwei großen Sender machen die Stadt als Medienstadt sehr attraktiv.

Der Beruf des Produzenten ist immer noch in Männerhand. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Männer haben nach wie vor immer noch Vorteile, denn sie fördern sich gegenseitig. Als Frau hat man das Gefühl, dass man immer doppelt so viel leisten muss. Ich beklage mich aber nicht gerne darüber. Wir Produzenten in Köln arbeiten auch eng zusammen und unterstützen uns gegenseitig.

Sie haben nicht nur in Köln, sondern auch vier Monate an der University of California in Los Angeles „Professional Producing“ studiert. Was haben Sie dort gelernt?

Was mir dort sehr stark vermittelt wurde, ist, dass alles erreichbar ist. Besonders wird einem bewusst gemacht, wie man ein Netzwerk aufbaut und es einsetzt. Vor allen Dingen der praktische Umgang und die sozialen Fähigkeiten werden trainiert. Das wird hierzulande im Lehrplan von Filmschulen noch vernachlässigt.

Haben Sie es durch Ihre Kontakte nach Übersee geschafft, mit Hilary Swank und Helena Bonham Carter jetzt auch Hollywoodstars nach Köln zu holen?

Das war wirklich harte Arbeit und man braucht tatsächlich ein gutes Netzwerk. Eine in L.A. alteingesessene Produzentin hat den Kontakt hergestellt. Das hat einige Türen geöffnet. Es hat sicher aber auch etwas gebracht, dass ich als Europäerin weiß, wie die Amerikaner arbeiten und denken.

Wie lange hat es gedauert, alle Schauspieler zusammen zu bekommen?

Fast zwei Jahre. Wir haben ja auch kein Angebot gemacht, das finanziell so war, dass man sofort zusagen muss (lacht). Die US-Schauspieler drehen nicht gerne in Europa, weil sie dann so weit weg von Zuhause sind. Wir konnten Hillary Swank aber schließlich mit dem Drehbuch und dem Regisseur überzeugen.

„55 Steps“ ist eine wahre Geschichte, in der sich eine Patientin einer Nervenheilanstalt vor Gericht gegen die dortigen Behandlungsmethoden zur Wehr setzt. Der Film spielt in San Francisco – wurde aber zum größten Teil in Köln und Umgebung gedreht...

Es ist schon ungewöhnlich, dass ein amerikanischer Film von uns als federführender Produzent realisiert wurde. Die Innenaufnahmen haben wir in den MMC-Studios gedreht, es sind aber auch viele Außenaufnahmen in Köln entstanden. Gedreht wurde unter anderem im Eduardus-Krankenhaus in Deutz – im Film steht es in San Francisco. Wir haben den Aachener Weiher als Golden Gate Park verkauft und die Uni Köln als Golden Gate University. Ich war selbst erstaunt, dass das geht.

Wie haben Sie es geschafft?

Man muss einen anderen Blick auf die Orte werfen. Es werden nur einzelne Ausschnitte verwendet oder es wird aus ungewöhnlichen Winkeln gedreht. Unser Szenenbildner hat fantastische Arbeit geleistet und besondern auf Kleinigkeiten geachtet, wie zum Beispiel, dass die richtigen Schilder überall hängen, die Türklinken stimmen, Lichtschalter, amerikanische Parkbank oder Laternen. Es steckt unglaublich viel Arbeit dahinter. Und wir hatten Glück mit dem Wetter – die kalifornische Sonne schien auch in Köln.

„55 Steps“ kommt 2017 voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte ins Kino. Welche Projekte stehen nun bei Ihnen an?

Wir wollen die Biografie von Albert Einstein ins Kino bringen. Wir überarbeiten gerade das Drehbuch: Es geht um Einsteins erste Jahre an der Universität in Zürich bis hin zum Nobelpreis.

Und mit welchen Schauspielern könnten wir in Köln rechnen?

Ich habe noch niemanden in Aussicht, aber ich würde mir Kate Winslet wünschen. Gerne würde ich auch Benedict Cumberbatch nach Köln holen.

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