Kalker TunnelVollsperrung ist vom Tisch

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Im Stadtautobahn-Tunnel in Kalk müssen schwere bauliche Schäden und Brandschutzmängel behoben werden.

Im Stadtautobahn-Tunnel in Kalk müssen schwere bauliche Schäden und Brandschutzmängel behoben werden.

Köln – Der Stadtautobahn-Tunnel in Kalk wird aller Voraussicht nach nicht komplett gesperrt, um die Sanierung des mehr als 40 Jahre alten Bauwerks zu beschleunigen. Grund: Eine Untersuchung der Verwaltung hat ergeben, dass eine Vollsperrung zu massiven Verkehrsbehinderungen führen würde, die das Maß des Vertretbaren weit überschreiten würden.

Vor allem während des Berufsverkehrs morgens und insbesondere am Abend käme es demnach zu extremen Staus, die weiträumige Auswirkungen auf den Verkehr in der Stadt haben würden. Das hat Bau- und Verkehrsdezernent Franz-Josef Höing den Verkehrspolitikern aller Fraktionen mitgeteilt.

SPD und Grüne hatten die Verwaltung im Oktober beauftragt, die Folgen einer Vollsperrung zu simulieren. Man hatte gehofft, die Bauzeit entscheidend verkürzen und die Kosten deutlich senken zu können – wie es der Landesbetrieb Straßen.NRW bei der Sanierung der A40 in Essen im vorigen Sommer vorgemacht hat. Die Autobahn war dort für drei Monate komplett gesperrt, ohne dass es zu extremen Staus kam.

Doch das Ergebnis der Computersimulation war ernüchternd. Angesichts der rund 107 000 Fahrzeuge, die den Tunnel zwischen Zoobrücke und Kreuz Ost täglich nutzen, würde eine Vollsperrung ein Verkehrschaos erster Güte auslösen. Mit der A40 in Essen sei die Situation überhaupt nicht vergleichbar, in Köln stünden keine ausreichend leistungsfähigen Alternativrouten zur Verfügung, so das Fazit des Gutachters.

Die Stadtverwaltung favorisiert daher weiterhin eine Sanierung bei laufendem Betrieb. Dabei sollen von den insgesamt sechs Fahrspuren in dem doppelstöckigen Tunnel stets vier offen bleiben (2 plus 2). Das bedeutet jedoch, dass sich die Bauarbeiten an den beiden Röhren vom Frühjahr 2013 bis in den Herbst 2015 hinziehen werden – und der Verkehr in diesen zweieinhalb Jahren mit jeweils nur zwei statt wie bislang drei Spuren pro Fahrtrichtung auskommen muss. Da sind tägliche Staus vorprogrammiert.

Doch das ist noch nicht alles. 2015 müssen Autofahrer mit monatelangen Behinderungen durch eine zweite Großbaustelle rechnen. Parallel zu den letzten Arbeiten und Sperrungen im Kalker Tunnel will die Verwaltung Anfang 2015 mit der Sanierung der maroden Mülheimer Brücke beginnen, für die ebenfalls Fahrspuren gesperrt werden müssen. Derzeit werden dazu verschiedene Varianten geprüft – je nachdem sei mit einer Übergangsfrist von zwei bis sechs Monaten zu rechnen, in der an beiden Projekten gleichzeitig gearbeitet werde, heißt es. Dies sei unumgänglich – sonst müsse man die Sanierung der Brücke um ein weiteres Jahr verschieben, was angesichts ihres schlechten Zustands keine Option sei.

Der Verkehrsausschuss wird die Pläne am 22. Januar diskutieren. CDU-Ratsherr Karsten Möring: „Es gibt kaum Alternativen. Die Verwaltung hat von allen möglichen Varianten die einzige präsentiert, die man den Verkehrsteilnehmern überhaupt zumuten kann – wenngleich auch diese zu hohen Belastungen führen wird.“

SPD-Verkehrspolitikerin Susana Dos Santos Herrmann sagte, die Verwaltung habe die Kosten der verschiedenen Varianten nicht beziffert. Die Sperrung je einer ganzen Tunnelröhre müsse ernsthaft erwogen werden (sprich: nur zwei Spuren plus eine zu öffnen), wenn sich so eine Kostenersparnis erzielen lasse.

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