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„Präsident der Herzen“Zu Tränen rührender Abschied von Markus Ritterbach

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Köln – Kaum war bei „Zick eröm“ das Dreigestirn tränenreich verabschiedet, verlängerte das Festkomitee das Programm in der Halle Tor 2 um drei wehmütige Stunden bis Mitternacht. Denn nach elf Sessionen ist auch für Markus Ritterbach als Präsident die „Zeit herum“. Und der Mann, der so oft voller Frohsinn seine Orden weiterschenkte und an nichts zu hängen schien, zeigte sich auf einmal tief gerührt.

Kaum hatte er das fast unbenutzte Präsidentenzepter den Tanzpaaren überlassen, präsentierte er das „wahre Instrument der Macht“ – den „Président-Orden“, den ihm Ehefrau Barbara und die drei Söhne gebastelt hatten.

Und Ritterbach hatte Spaß am Abschied, für den er selbst Regeln aufgestellt hatte: 111 Sekunden Maximalredezeit, die Versammlung der Dreigestirne seiner Amtszeit und Ständchen von allen. So sang der Vorstand mit Peter und Stephan Brings, der Aufsichtsrat mit Cat Ballou, der Große Senat mit Micky Brühl. Albert Detmer von den Rabaue unterstützte die ehemaligen Prinzen, Bauern und Jungfrauen.

Prädikatsorden und „Präsident der Herzen“

Peter Millowitsch sang an der Seite von Geistlichen um Dompropst Gerd Bachner, Janus Fröhlich mit den „Freunden und Förderern“ um Bernhard Conin. Allerdings hatten die Funktionäre von Ritterbach vor allem gelernt, so Laudator Bernd Höft: „Gehorche nie!“ Für „Zwölfjährige präsidiale Anarchie“ erhielt Ritterbach den Titel „Präsident der Herzen“ und einen Prädikatsorden. Und weil er im Rosenmontagszug 2018 den Mottowagen ziehen müsse, schenkten ihm die Wagenbauer ein zehnstündiges Fahrtraining auf einem Traktor. „Pöstchen gehen, Freundschaften bleiben“, sagte Höft. Conin lobte:

„Du hast den Karneval entstaubt, neu aufgestellt und weiterentwickelt.“ Eine echte Überraschung hatte OB Henriette Reker dabei: Hans Süper. „Mann, das Colonina Duett habe ich schon als Junge in der Flimmerkastenzeit gesehen“, seufzte Ritterbach beeindruckt.

Als dann noch Mahmoud und Juan Osso, zwei Syrer, die erst ein Jahr in Köln leben, ein wenige Stunden zuvor frisch auf Kölsch getextetes Lied auf ihren Unterstützer Ritterbach vortrugen, war er sprachlos.

Noch vor dem Ende der Amtszeit merzte Ritterbach einen „Verwaltungsfehler“ aus, indem er Alt-OB Fritz Schramma den Verdienstorden in Gold nachreichte und Festkomitee-Sekretärin Marion Panthöfer, weil sie ihn all die Jahre täglich ertrug, den gleichen Orden in Silber umhängte. Und eine Botschaft musste Ritterbach loswerden: 

„Der Karnevalskoffer bei uns im Keller war was Heiliges. Karneval ist Rollenspiel und lässt Hierarchien verschwinden. Wer Karneval begriffen hat, der hat das Leben begriffen. Darum dürfen wir uns Karneval nie nehmen lassen.“

Schon zum Zapfenstreich der Roten Funken trug Ritterbach wieder die rote Funkenuniform. Und in diesem Ornat trug er auch vorneweg den Nubbel zum klatschnassen Scheiterhaufen, der nur mit Mühe in Brand geriet.

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