Kölner Karneval in RioWenn et Trömmelche in Brasilien jeiht

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Einer von 250 Sambistas: Chris Quade Couto (rechts) aus Köln gehört seit 2007 zum brasilianischen Trommelensemble. (Foto: Privat)

Einer von 250 Sambistas: Chris Quade Couto (rechts) aus Köln gehört seit 2007 zum brasilianischen Trommelensemble. (Foto: Privat)

Köln – Samba ist, wie der Fußball auch, eine ernste Sache in Brasilien. Als Sambista, so heißen die Trommler in Rio, will man nur bei den Besten mitspielen, wenn am Karnevalssonntag und -montag bei der „Desfila“ die zwölf besten Sambaschulen nachts durch das Sambadrom ziehen. Für einen Kölner ist dieser Traum wahrgeworden: Einige Jahre schon trommelt der 36-jährige Chris Quade Couto in der Bateria von Unidos da Tijuca, sowas wie der FC Bayern München der Sambaschulen. Gleich mehrfach gewann Unidos in den vergangenen Jahren den Wettbewerb, 2016 wurden sie zweite.

Einige Trommler fangen sogar an zu weinen

„Es ist eine unglaubliche Energie, wenn man in das Sambadrom einzieht“, sagt Chris, „o alemao“ – der Deutsche – wie ihn seine Mittrommler nennen. Die Zuschauer in den Logen, direkt neben den Aktiven, tanzen und singen und gehen von der ersten Sekunde mit. Für manchen Trommler fällt dann die ganze Anspannung ab. „Einige fangen dann sogar an zu weinen.“

Als er mit dem Trommeln begann, war er 15 Jahre alt und der Meinung, dass man nicht unbedingt in Brasilien gewesen sein muss, um vernünftig Samba spielen zu können. Als er 2003 zum ersten Mal nach Rio kam, hat ihn das Sambafieber gepackt. Seither kommt er immer wieder. Gleich nach dem ersten Vorspielen bei der Bateria bot man ihm einen Platz bei der Parade an – eine große Ehre für einen Gringo, wie die Cariocas, Rios Einwohner, Ausländer nennen. Doch er stieg noch mal in den Flieger, denn seine Kölner Sambatruppe wartete im rheinischen Karneval auf ihn. Seit 2007 gehört er fest zum brasilianischen Trommelensemble, ist einer der 250 Sambistas, die für gewaltige Wallung sorgen. Höhepunkt für ihn war 2010. Da gewann seine Schule die Parade, er lernte seine Frau Shari kennen: „In dem Jahr habe ich den Vogel abgeschossen.“

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Trommler haben ihren eigenen Platz

Seit Anfang Januar wird fleißig geprobt – donnerstags und samstags übt die Bateria das „Einparken“: Im Sambadrom gibt es einen speziellen Abschnitt, in dem die Trommler stehen, während die Sambaschule sich auf dem gut 700 Meter langen Stadion vor knapp 90 000 Zuschauern aufstellt.

Zwei Dinge will Chris Quado Couto noch erreichen. Zum einen möchte er einen „Bloco“ initiieren, bei dem, wie in seiner Heimat Köln, Kamelle geworfen werden. In Rio wäre das ein Novum. „Vielleicht, wenn wir mal ganz hier leben.“ Viel schneller könnte sich ein anderes Projekt verwirklichen: Ein eigener Bloco dos Gringos, ein Umzug für Ausländer. Dafür will er ausländische Musiker zusammentrommeln. „Vielleicht nächstes Jahr“, sagt er.

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