Köln – Horst Wenzel (27) ist Gründer der Kölner Flirtuniversity, „Deutschlands bekanntester Flirtschule“. Das Angebot reicht vom Wochenendkurs in der Kleingruppe bis zum dreimonatigen Einzelcoaching. Henriette Westphal hat mit dem Flirtexperten gesprochen.

Warum gibt es Beratungsbedarf beim Flirten?

Die Deutschen sind Flirtmuffel. Man flirtet sehr verbindlich, nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen. In anderen Ländern wird der Flirt an sich mehr genossen. Und Deutsche sind in der Liebe sehr passiv. Bei einem Job ist klar, dass man sich dafür anstrengt, bei einem Flirt denken viele: Das passiert schon irgendwie.

Wer nimmt Ihre Dienste denn in Anspruch?

Die Menschen, die zu uns kommen, haben oft ernste Probleme: Sie sind schüchtern, wissen nicht, was sie sagen sollen, trauen sich nicht, den ersten Schritt zu machen. Viele können ihre Gefühle nur schlecht ausdrücken, dabei sind der Schlüssel für Männer zu Frauen eben nun mal einfach Emotionen.

Also buchen hauptsächlich Männer die Kurse?

Wenn es ums Ansprechen geht, ja. 2012 haben wir mit Studenten angefangen, heute haben wir viele Geschäftsleute und sind auf Führungskräfte spezialisiert. Viele kommen aus der IT- und Automobilbranche. Generell sollte aber jeder Mensch in seinem Leben einmal einen Flirtkurs machen.

Wie kann man sich so einen Flirtkurs vorstellen?

In etwa wie eine Fahrschule fürs Flirten. Ich bin der geduldige Fahrlehrer: Ich weiß, wann etwas zu viel ist oder wann jemand noch mehr Gas geben könnte. Außerdem erkläre ich den Teilnehmern die Verkehrsregeln des Zwischenmenschlichen, damit sie Zeichen auch richtig erkennen können.

Und wie machen Sie das?

Bei Wochenendkursen gibt es erst eine theoretische Besprechung. Dann gehen wir raus auf die Straße, in den Park oder auf einen Bahnsteig. Dort sollen die Teilnehmer Frauen ansprechen. Ich verkabele sie, filme sie dabei und hinterher analysieren wir die Videoaufnahmen im Hinblick auf Körpersprache und sprechen über die typischen Flirtfehler.

Die da wären?

Viele rasseln aus Verlegenheit einen oberflächlichen Fragenkatalog runter. Wo kommst du her? Was machst du? Auf die Antwort gehen sie gar nicht ein. Das ist der allermeiste Flirtfehler, und da ist der Flirt gleich vorbei. Den kann man sich aber leicht abgewöhnen.

Was ist das Ziel der Männer?

Ein Date oder eine Telefonnummer sind nur erste Erfolgserlebnisse. Den allermeisten geht es darum, eine feste Beziehung zu finden. Drei unserer Kunden haben in diesem Jahr geheiratet, die Dunkelziffer ist bestimmt höher.

Wo ist der beste Ort in Köln zum Flirten?

Der Grüngürtel. Weil er wunderschön ist und weil die Leute dort sehr entspannt sind. Aber fast jeder Ort kann schön zum Flirten sein.

Sie haben Wirtschaftsinformatik studiert, haben aber auch einen Hintergrund in der Politik.

Ich war Deutschlands jüngster SPD-Vorsitzender im Ortsverein Dortmund-Westerfilde. Zu Schulzeiten habe ich als NRW-Landesschülersprecher drei Millionen Schüler vertreten und die Abschaffung der Kopfnoten erreicht. Das waren schon tolle Erfolge.

Können Sie sich eine Rückkehr vom Flirtcoach zum Politiker denn vorstellen?

Ich bin nicht abgeneigt auch wieder Politik zu machen. Ich wohne seit anderthalb Jahren in Köln. Auch hier gibt es Sachen, für die sich ein kommunalpolitisches Engagement lohnt. Vielleicht ist im Rat noch ein Platz frei. Ich würde mich freuen, wenn die SPD von sich aus auf mich zukommt.

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