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Kölner ImmobilienguruChristoph Kahl verkauft weltweit Häuser für Milliarden

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Mann mit Markenzeichen: Der Kölner Christoph Kahl, 64, trägt Fliege in seinem Büro in Marienburg.

Mann mit Markenzeichen: Der Kölner Christoph Kahl, 64, trägt Fliege in seinem Büro in Marienburg.

Köln – Die Welt von Immobilienguru Christoph Kahl, 64, lässt sich gut anhand der Farben der Stecknadelköpfe in seinem Büro erklären: In seinem Büro im Edelstadtteil Marienburg hängen Karten der Städte in den Vereinigten Staaten, in denen Kahls Firma Jamestown Immobilien gehören. Gelbe Stecknadeln markieren die Häuser, die seine Firma besitzt, rote hat er schon verkauft.

Aber seinen vermutlich größten beruflichen Erfolg hat er beim Termin mit der Rundschau noch nicht geändert, die alte Industrieimmobilie namens „Chelsea Market“ in New York ist noch gelb markiert, dabei gehört sie Kahl ja nicht mehr.

Für 2,4 Milliarden US-Dollar an Google verkauft

Sein Kölner Unternehmen Jamestown hatte sich per Fonds 2003 in das Haus mit einem Wert von 280 Millionen US-Dollar eingekauft, im März 2018 nun für 2,4 Milliarden US-Dollar an Google verkauft (wir berichteten). Ein Plus von 857 Prozent in 15 Jahren, die Anleger jubelten, weltweit sprechen Medien von einem der größten Deals der Geschichte. Geschäftsführer Kahl sagt: „Das ist unfassbar viel Geld, eine atemberaubende Summe.“ Und die Stecknadel, ach ja, die müsse er noch tauschen.

Alles zum Thema Stiftung Warentest

Christoph Kahls Geschäft sind geschlossene Fonds, rund 30 davon hat er seit 1983 aufgelegt. Dabei sammeln Unternehmen Geld von Anlegern ein, sobald sie genügend Kapital zusammen haben, schließen sie die Fonds. Mit dem Geld und Bankkrediten kaufen Gesellschaften Häuser, setzen auf eine Wertsteigerung beim späteren Verkauf sowie auf gute Mieteinnahmen.

Es ist also ein Wetten auf das große Geld. Ein Wetten, das oft zulasten der Anleger geht, zumindest hat das eine Untersuchung der Stiftung Warentest von 2015 ergeben. Sie hat 1139 geschlossene Fonds seit 1972 geprüft, die Bilanz ist vernichtend: Statt wie in Aussicht gestellt 15,4 Milliarden Euro Gewinne zu liefern, vernichteten sie demnach 4,3 Milliarden Euro. Die Stiftung spricht von „waghalsigen Konstruktionen“, „hohen Risiken“ und „mauen Renditechancen“.

Gefahr, sich zu überschätzen

Letztlich erfüllten nur sechs Prozent ihre Prognose. Jamestown untersuchten die Prüfer nicht, weil die Fonds nicht in Euro, sondern in US-Dollar aufgelegt sind. Aber Verluste kennen die Fonds ohnehin nicht, Kahl sagt über die nötige Demut: „Die muss man sich ohnehin bewahren, um sich nicht zu überschätzen – vor allem wenn man einen gewissen Erfolg hat. Aber man muss auch eine gewisse Risikobereitschaft haben.“

Jamestown

1983 hat Christoph Kahl Jamestown gegründet, das Unternehmen mit 220 Mitarbeitern sitzt in Köln und Atlanta und konzentriert sich auf Immobilieninvestitionen in den USA. Jamestown kauft Häuser zu einem günstigen Zeitpunkt, entwickelt sie, steigert den Wert und verkauft sie möglichst gewinnbringend. Laut eigenen Angaben ist es der Marktführer für US-Immobilienfonds für Privatanleger in Deutschland.

Jamestown verwaltet mehr als 100 Immobilien in New York, Washington, Boston, Atlanta, Miami, San Francisco und Los Angeles, ihr Wert beträgt rund elf Milliarden US-Dollar. (mhe)

Tatsächlich verwaltet Jamestown Vermögenswerte von rund 11,1 Milliarden US-Dollar, „Big Business“ also. Üblicherweise sind Kritiker nicht weit, wenn so viel Geld unterwegs ist. Aber selbst Experten bei Bewertungsagenturen nennen Kahl „eine herausragende Persönlichkeit“, seine Bilanz sei beeindruckend. Kahl sagt, es sei schon sein Antrieb, diese Serie zu halten.

„In unserem Geschäft muss man sich klar sein: Nur weil es beim letzten Mal gut gegangen ist, habe ich überhaupt keine Gewissheit, dass es auch beim nächsten Mal gut geht. Es gibt immer wieder völlig neue Voraussetzungen.“ Wenn man möglicherweise etwas Kritisches über Kahl hören wolle, solle man Fondsanalyst Stefan Loipfinger anrufen, sagt einer aus der Branche. Doch Loipfinger sagt: „Ich würde mir wünschen, es gebe mehr wie ihn. Der Rest der Branche ist dramatisch miserabel.“

„Ehrlich und bodenständig”

Aber was macht Kahl anders, warum ist er offenbar schlauer als andere? Kahl selbst sagt, es gehe darum, ein Haus zum perfekten Zeitpunkt zu verkaufen. Und Loipfinger sagt: „Er ist ehrlich und bodenständig, er könnte sich zum Beispiel ein anderes Büro leisten.“

Tatsächlich hat der kleine Bürokomplex in Marienburg die architektonische Anmutung eines Schuhkartons, auch Kahls Büro ist stilvoll, aber schlicht. Kahl hat vier Kinder, eine Frau, Bilder zeigen die Familie. Hinter seinem Schreibtisch steht ein Foto von Kahl und Kanzlerin Angela Merkel. Ja, man sehe sich schon ab und zu mal, sagt Kahl, seit langen Jahren CDU-Mitglied. Ein Bilderrahmen versammelt aber auch Überschriften über Kahls Erfolge, über seine Karriere – eine Chronik seiner Erfolge in Schlagzeilen quasi.

Dass er seit mehr als 30 Jahren erfolgreich im Geschäft ist, begründet er so: „Es kommt eine Menge zusammen: Unternehmerisches Gespür, gute Mitarbeiter und eine Atmosphäre in der Firma, mit Mietern und Anlegern, die darauf ausgerichtet ist, sich nicht gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern voneinander zu profitieren.“ Es funktioniere nicht, Immobilien zu kaufen, die Mieten danach zu steigern, aber den Service zurückzufahren.

In Köln beheimatet

Christoph Kahl verdient sein Geld zwar in den Staaten, eine von vier Wochen im Monat ist er dort unterwegs. Aber seine Heimat ist Köln, er liebe die Weltoffenheit und Toleranz der Menschen, aber der Dreck in der Stadt störe ihn – und die „sehr stark verkrustete Politik, in der es sehr schwer ist, etwas zu bewegen“. Deshalb gehe es in Köln nicht so vorwärts.

Bis zur Wahl im Jahr 2014 saß er auch im Aufsichtsrat des Stadtwerke-Konzerns (SWK), also jenes Gremiums, das seit Monaten die Schlagzeilen beherrscht, weil ein Teil den früheren SPD-Fraktionschef Martin Börschel ohne Ausschreibung zum neuen SWK-Geschäftsführer wählen wollte. Die CDU hatte ihn 2009 benannt, als sie auch Experten in solche Gremien senden wollte. Kahl sagt zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit: „Ich bin nicht böse drum, ich habe ja genug zu tun.“

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