Kölner Opfer des NS-RegimesStolpersteine erinnern an Psychoanalytiker

Lesezeit 2 Minuten
Dr. Dorothy Williams (l.) fühlt sich im Namen ihres Vaters geehrt. Sie wuchs in Birmingham auf, weil ihr Vater 1936 aufgrund seiner jüdischen Abstammung ins Ausland fliehen musste.

Dr. Dorothy Williams (l.) fühlt sich im Namen ihres Vaters geehrt. Sie wuchs in Birmingham auf, weil ihr Vater 1936 aufgrund seiner jüdischen Abstammung ins Ausland fliehen musste.

Köln – Als Sigmund Freud noch an dem Erfolg der Psychoanalyse zweifelte, waren zwei Ärzte bereits optimistischer. An das Leben und Wirken der Psychoanalytiker Dr. Hans Erich Haas und Dr. Julius Mändle erinnern nun die Stolpersteine, die Künstler Gunter Demnig gestern in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und dem NS-Dokumentationszentrum in der Riehler Straße verlegte. Rund 2100 Steine verlegte Demnig in Köln bereits für die Opfer der Nationalsozialisten.

„Dies ist ein wichtiger und bedeutender Tag für meine Familie und mich“, so Haas’ Tochter Dr. Dorothy Williams, die extra aus Birmingham einreiste. „Ich freue mich sehr, dass mein Vater und seine Leistung so anerkannt werden.“1896 in Mönchengladbach geboren, hatte Haas an der Universität zu Köln Medizin studiert und promoviert.

Flucht vor den Nazis

Nach einem Aufenthalt in Berlin war er 1927 in die Domstadt zurück gekehrt, um dort in der Riehler Straße als „Arzt für Psychoanalyse“ zu wirken. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste der „erste Freudianer Kölns“, wie es in seiner Biographie heißt, nach England auswandern, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Nun erinnern drei goldene Steine vor seiner Haustür an ihn und seine Familie.

Einige Häuser weiter glänzen drei weitere Steine für Dr. Julius Mändle und seine Angehörigen. Ebenfalls Psychoanalytiker, ist über seinen Werdegang nur wenig bekannt. 1930 war er mit seiner Frau Ida Luchs nach Köln gezogen, jedoch bereits 1939, nach einmonatiger Haft in Dachau, nach São Paolo geflohen. Die Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse arbeitet derzeit daran, seinen genauen Lebensweg zu rekonstruieren.

So soll verhindert werden, dass weder die Geschichte noch die Personen vergessen werden, „wenn der Name in Vergessenheit gerät“, so Demnig. Gestern und heute verlegte er 27 weitere Stolpersteine.

Rundschau abonnieren