Komplizierter TransportKunstwerk zieht von der Oper ins Museum Ludwig

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Kulturschaffende in Arbeitermontur: Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig, und Opernintendantin Birgit Meyer stehen auf der Opernbaustelle vor dem Mosaik von Otto Freundlich.

Kulturschaffende in Arbeitermontur: Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig, und Opernintendantin Birgit Meyer stehen auf der Opernbaustelle vor dem Mosaik von Otto Freundlich.

Köln – Am Anfang dieser Geschichte um ein Millionen-Kunstwerk steht ein enttäuschter Künstler. Der Kölner Mäzen und Tabakhändler Josef Feinhals gibt Anfang des 20. Jahrhunderts ein Gemälde bei Künstler Otto Freundlich in Auftrag, will damit seine Villa in Marienburg schmücken. Doch daraus wird nichts: Als Freundlich es 1919 fertiggestellt hat, will Feinhals es nicht installieren. Das 2,15 mal 3,05 Meter und rund 800 Kilogramm schwere Mosaik namens „Die Geburt des Menschen“ ist ihm schlicht zu groß, er weiß nicht, wohin damit.

Fingerspitzengefühl und Ruhe gefragt

Letztlich landet es in einem Schuppen in Köln, übersteht den Zweiten Weltkrieg, während Feinhals’ Haus und seine Kunstsammlung zerbombt werden, der jüdische Mäzen vermutlich im Vernichtungslager Sobibor von den Nationalsozialisten ermordet wird.

1954 schenkt Feinhals’ Witwe Maria das Mosaik der Stadt, die es im Erfrischungsraum der neuen Oper im ersten Stock platziert. „Das Mosaik hat auf jeden Fall einen siebenstelligen Wert“, sagte Julia Friedrich, Kuratorin der Otto-Freundlich-Ausstellung im Museum Ludwig. Ab dem 18. Februar steht das Kunstwerk im Museum Ludwig anlässlich der Werkschau, später kehrt es an den Offenbachplatz zurück.

Doch der Transport ins Museum ist zunächst einmal nicht ganz einfach. „Wir müssen mit Feingefühl und einer gewissen Ruhe vorgehen“, sagte Stefan Velte von der Transportfirma Hasenkamp. Auf dem Mosaik selbst kann aufgrund der Zerbrechlichkeit nichts angebracht werden. Wie viele einzelne Steine es zählt, konnte Kuratorin Friedrich nicht beantworten. Sie sagte zum gut 6,5 Quadratmeter großen Kunstwerk: „Es ist eines von Freundlichs größten Werken.“

Umzug ins Musuem Ludwig

Die Arbeiter lösen es aus dem Stahlrahmen, bevor es in eine schützende Kiste kommt. Über ein ausgebautes Fenster hebt ein Autokran die Kiste aus dem Foyer auf ein Transportfahrzeug, das es ins rund einen Kilometer entfernte Museum Ludwig bringt. Eine aufwendige Prozedur und deshalb nicht ganz billig, die Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig kommen dafür auf. Zu den Kosten wollte sich der Vorsitzende Wolfram Nolte am Donnerstag auf Nachfrage nicht äußern.

Die Idee zum Umzug auf Zeit hatte Museumsdirektor Yilmaz Dziewior. Vor einem halben Jahr sprach er Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach an, die beteiligten Ämter gaben ihr Okay. Dazu zählte unter anderem das Amt für Denkmalschutz, da die Oper als solches gelistet ist. Auch Intendantin Birgit Meyer stimmte zu. Sie nannte das Mosaik gestern einen „Schatz“. Das hatte Tabakhändler Josef Feinhals vor 98 Jahren noch ganz anders gesehen – sehr zum Ärger Otto Freundlichs.

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