Konzept „Vertical Village“Per Klick in der nächsten Stadt wohnen

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Mit dem Deutschen Architekturpreis wurde der Bau an der Stolkgasse, der neu genutzt werden soll, 1991 ausgezeichnet. (Foto: Meisenberg)

Mit dem Deutschen Architekturpreis wurde der Bau an der Stolkgasse, der neu genutzt werden soll, 1991 ausgezeichnet. (Foto: Meisenberg)

Köln – Mit einem Klick ist das Auto im Internet gekauft. Der Urlaub wird auch über das Netz gebucht – samt Ferienhaus und Mietauto. Doch wer eine Wohnung mieten möchte, stößt meist noch auf recht konservative Vermarktungsmodelle. Mit dem Konzept „Vertical Village“ (vertikales Dorf) will die CG Gruppe hier frischen Wind in den Wohnungsmarkt bringen. Mit einem Klick soll eine junge Zielgruppe ihre Wohnung über das Internet mieten – und dabei aus drei verschiedenen Möbellinien wählen können.

An sechs Standorten will das Immobilienunternehmen diese Art des neuen Wohnens realisieren. Neben Objekten in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig und Dresden wird auch in Köln ein solches Projekt realisiert. In der Stolkgasse soll das bisher gewerblich von der Deutschen Post genutzte Objekt entkernt werden. Während in den drei Untergeschossen und im Erdgeschoss Gewerbe angesiedelt wird, sollen in den Obergeschossen rund 178 Wohnungen entstehen. Investitionsvolumen 90 Millionen Euro.

Die Kölner Architekten Joachim und Margot Schürmann haben das Gebäude 1980 entworfen. „Der Nutzungsvielfalt eines Briefverteilamtes kann kein übliches Bürohaus entsprechen, sie verlangt ein Betriebsgebäude, das über weite Flächen wie ein Industriebau genutzt werden kann, mitten im Häuser- und Straßengefüge der historischen Altstadt“, heißt es auf der Internetseite der Architekten zu dem viergeschossigen Bau an der Einmündung der Stolkgasse in die Nord-Süd-Fahrt.

Der Bau wurde 1990 eingeweiht. 1991 wurde die Leistung von Margot und Joachim mit dem Deutschen Architekturpreis gewürdigt.

Die beiden Kölner Architekten setzten nach eigenen Angaben auf eine zurückhaltende Farbigkeit – grau der Stein und weiß der Stahl – und auf Glas, um den Bürgern zu zeigen, wie hier für sie gearbeitet wird, Tag und Nacht. (ron)

„Viele Büroimmobilien in sehr guten Lagen stehen leer, weil sie etwa zu niedrige Decken haben, um dort die Technik unterbringen zu können, die moderne Büros heutzutage benötigen“, sagt Markus Selinger. Für Wohnungen seien Deckenhöhen von bis zu 3,50 Meter Höhe allerdings perfekt, so der Projektverantwortliche der CG Gruppe und Geschäftsführer der Artists Living Besitz GmbH. Und an diesem Potenzial in sehr guten Lagen setze das Konzept an.

Nur mit einem Koffer einziehen und loswohnen

In den ehemaligen Büros sollen Wohnungen zwischen 45 und maximal 60 Quadratmetern entstehen. „Durch den Wertewandel hat das Wohnen heute nicht mehr den Stellenwert wie früher“, sagt Selinger. Das sei der Grund für die relativ kleinen, aber effizienten Grundrisse, die bereits mit Küche, Einbau-Kleiderschrank und Garderobe ausgestattet seien. Der Mieter könne theoretisch nur mit einem Koffer einziehen und loswohnen.

Was die Wohnungen nicht bieten, soll in den zehn Prozent der Flächen möglich sein, die für Gemeinschaftsnutzungen vorgesehen sind. So benötigt man in der Wohnung kein Arbeitszimmer, sondern nutzt einen Co-Working-Space. Zudem gebe es für die Mieter einen Fitness-Bereich oder ein Bistro, in dessen Nähe eine Küche als Living-Kitchen genutzt werden könne, wenn mal mehr Gäste zu Besuch seien, als in die eigene Wohnung passten.

„Die Zielgruppe sind unter anderem sogenannte Business-Freestyler“, sagt Selinger. Das seien Berufstätige zwischen 20 und 35 Jahren, die für einen Job mal zwei Jahre in einer Stadt verweilen, um dann weiterzuziehen. Das sei inzwischen eine riesige Zielgruppe, sagt der Geschäftsführer. Sie wollten komfortabel und unkompliziert wohnen und sich auf für sie wichtigere Dinge konzentrieren. Zudem bleiben sie so flexibel – und können mit einem Klick in die nächste Stadt ziehen.

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