Luxusbetten in KölnSchiffe kompensieren den Mangel an 5-Sterne Hotels

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Schwimmende Hotels: Derzeit sind nahezu alle Ankerplätze im Bereich der Altstadt und Deutz belegt, allein 19 Hotelschiffe haben während der Dental-Messe in Köln festgemacht.

Schwimmende Hotels: Derzeit sind nahezu alle Ankerplätze im Bereich der Altstadt und Deutz belegt, allein 19 Hotelschiffe haben während der Dental-Messe in Köln festgemacht.

Köln – Es ist eine Postkartenidylle: Die Sonne scheint über dem Rhein, das Wasser glitzert und zahlreiche Luxusschiffe haben an Kölns Anlegestellen festgemacht. Doch was so prächtig aussieht, ist in Wirklichkeit Ausdruck eines Mangels. Die Luxusschiffe müssen zur Internationalen Dentalmesse IDS kompensieren, was die größte Stadt Nordrhein-Westfalens zu wenig hat: Hotelbetten im höchsten Preissegment. Zurzeit gibt es nur zwei Fünf-Sterne-Hotels nach der Klassifizierung des zuständigen Verbandes. Ein Umstand, den Messechef Gerald Böse noch bei der Jahresbilanz der Kölnmesse kritisierte. Da kam er gerade von einem Treffen mit Hoteliers und stellte erstaunt fest: „Die Hotelbranche selbst sieht mittlerweile selbst diesen Mangel.“

Über 140 000 Besucher erwartet

19 Hotelschiffe liegen in diesen Tagen vor Köln. „Das ist ein Rekordwert“, sagt Guido Gudat, Sprecher der Kölnmesse. Dass die Schiffe festgemacht haben, daran hat die Messe großen Anteil. Wenn die messeeigene Hotelvermittlung in Köln und im Umland keine adäquaten Zimmer mehr ausfindig machen kann, wendet sie sich an ihren Partner „Regis Hotelschiffe“. Das Unternehmen schickt dann seine Flotte los – in der Stärke, die der Nachfrage gerecht wird. Eine Sprecherin von Regis bestätigt, dass 15 der 19 Schiffe von ihrem Unternehmen kommen: „Die Hälfte der Schiffe haben vier Sterne. Weitere vier Schiffe liegen im Erste-Klasse-Bereich.“

Dass zur diesjährigen IDS eine Rekordmarke erreicht ist, wundert Messesprecher Gudat wenig. Rund 140 000 Besucher hatte die Dentalmesse in 2015. „Dieses Jahr liegen wir da sicherlich noch etwas drüber“, sagt er. Damit gehört die IDS zu den fünf Top-Ereignissen der Kölnmesse.

„Es ist Nachholbedarf entstanden“

Doch die Masse ist es nicht alleine, die den Mangel an Luxusunterkünften aufzeigt. Es ist auch das Klientel. Das besteht zur Dentalmesse nicht zuletzt aus Zahnärzten. Eine in großen Teilen zahlungskräftige Branche. „Zudem ist die Internationalität der IDS ausgesprochen hoch“, sagt Gudat. „Mehr als 70 Prozent der Aussteller und mehr als 50 Prozent der Besucher kommen aus dem Ausland.“ Das bedeutet, internationale Standards werden erwartet.

Dass Köln da nicht unbedingt mithalten kann, legt auch die Einschätzung von Josef Sommer, Geschäftsführer von Köln-Tourismus, nah. „In den vergangenen Jahren ist in Köln Nachholbedarf entstanden“, bewertet er das Angebot im Luxussegment der Hotellerie. Das Dom-Hotel fehle beispielsweise. Im Gegenzug habe aber Düsseldorf in diesem Segment stark zugelegt. Zwar will Sommer sich nicht ins „Handwerk“ der Investoren einmischen. Aber: „Als Touristiker spüre ich die Nachfrage deutlich. Ich sehe in Köln gute Chancen für Hotels der Fünf-Sterne-Kategorie. Wir sind also mit der Messe einer Meinung.“ Der Handlungsdruck wird dabei aus der Sicht des Cheftouristikers nicht geringer. Im Gegenteil: Das Investitionsprogramm Kölnmesse 3.0 läuft bereits. Laut Sommer „ein Quantensprung“.

Den Sprung will die Hotelbranche nicht verpassen. „Wir sind in Köln unterentwickelt im Fünf-Sterne-Bereich“, sagt Christoph Becker vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Köln offen. „Darum stecken wir mit der Kölnmesse und Kölntouristik die Köpfe zusammen.“ Gemeinsam wird der Markt analysiert. Dann will man auf die städtische Wirtschaftsförderung zugehen und schließlich große Ketten ansprechen. Die Hotelschiffe sieht er übrigens kritisch. „Die kommen und nehmen das Geld mit.“ Ausbilden und sichere Arbeitsplätze schaffen würden hingegen die Hotels.

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