Museum für Ostasiatische KunstGeburtstagsfeier am Ehrengrab

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Hans-Werner Bartsch (l.) mit Michael Oppenhoff und Adele Schlombs. (Foto: Gauger)

Hans-Werner Bartsch (l.) mit Michael Oppenhoff und Adele Schlombs. (Foto: Gauger)

Köln – Es ist das erste Museum auf europäischem Boden speziell zur Präsentation von Kunstschätzen aus Ostasien: Am 25. Oktober vor 100 Jahren wird das „Museum für Ostasiatische Kunst“ in Köln eröffnet, am Hansaring, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kunstgewerbemuseum und zum Museum Schnütgen. Den Grundstock der Sammlung bilden Objekte aus China, Korea und Japan, die der Wiener Privatgelehrte und Kunstfreund Adolf Fischer (1856-1914) mit seiner Frau Frieda (1874-1945), einer Berliner Fabrikantentochter und Lehrerin, bei gemeinsamen Ostasien-Expeditionen zusammengetragen hat.

Vor allem das Schicksal von Frieda Fischer ist es, das gestern, bei einem Gedenken auf Melaten, im Vordergrund steht. Dort befindet sich auch das Ehrengrab für das Stifterpaar, an dem Bürgermeister Hans-Werner Bartsch für die Stadt und Michael Oppenhoff für den Museums-Förderkreis Kränze niederlegen.

Für 7500 Euro hat der Förderkreis die kriegsbeschädigte Grabstätte zum Jubiläum instand setzen lassen; die Bepflanzung hat die Friedhofsgärtner-Genossenschaft beigesteuert. Auf Initiative des Museums soll in Lindenthal nach Möglichkeit noch eine neue Straße an Frieda Fischer-Wieruszowski erinnern.

Die Maßnahmen sind längst fällige Gesten der Wiedergutmachung für eine Frau, die als großzügige Museumsstifterin zuerst von der Stadt hoch gelobt, dann aber fallen gelassen, aus dem Amt getrieben und entrechtet wird.

Frieda Fischer hatte, wie im Stiftungsvertrag vorgesehen, die Leitung des Museums übernommen, nachdem ihr Mann bereits wenige Monate nach der Eröffnung verstorben war. Doch schon 1937, während des Nationalsozialismus, muss die Gründungsdirektorin ihren Posten räumen. Sie hat inzwischen in zweiter Ehe den jüdischen Senatspräsidenten des Oberlandesgerichtes Köln, Professor Dr. Alfred Ludwig Wieruszowski, geheiratet. Frieda Fischer-Wieruszowski darf das von ihr und ihrem ersten Mann gestiftete Museum nicht einmal mehr betreten. Beim Gedenken auf Melaten zitierte Museumsdirektorin Dr. Adele Schlombs aus Briefen, die die nach Dresden Geflohene schrieb: „Man nahm mir mein Museum, mein geistiges Kind, das Rathaus verbot mir den Zutritt zu ihm. Man riet mir dort, mich von meinem Mann scheiden zu lassen, die Gestapo wies mich aus . . .“

Frieda Fischer-Wieruszowski verlässt ihren Mann nicht. 1945 stirbt die Stifterin in Elend und Verarmung in Berlin, kurz nach dem Tod ihres zweiten Mannes. 1952 werden ihre sterblichen Überreste vom jüdischen Friedhof in Berlin überführt zum Ehrengrab auf Melaten.

Nach der dortigen Feier lud der Förderkreis noch ein zu einem kleinen Umtrunk ins Foyer des Museums, das 1977 am Aachener Weiher neu eröffnet wurde und mittlerweile ein Sanierungsfall ist. Sie hätte sich gewünscht, den 100. Geburtstag des Museums mit einer Ausstellungseröffnung zu begehen, so Schlombs. Stattdessen ist das Haus wegen der Arbeiten noch bis Mai 2014 dicht.

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