Neue Herausforderungen und ChancenYvonne Gebauer ist neue NRW-Schulministerin

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Köln – Als Yvonne Gebauer noch das Heinrich-Heine-Gymnasium in Ostheim besuchte, hatte sie sich fest vorgenommen, beruflich später ganz sicher nicht in den Bereich Schul- und Bildungspolitik zu gehen. Schließlich war ihr Vater Wolfgang Leirich während ihrer eigenen Schulzeit von 1975 bis 1987 Schuldezernent in Köln – „nicht immer nur zu meiner Freude. Aber es kommt oft anders als man denkt“, sagt die 50-jährige FDP-Politikerin lachend mit Blick auf ihre Karriere, die sie nun in die neue Landesregierung an die wichtigste Schaltstelle der Schulpolitik führte.

Es kam tatsächlich ganz anders. Als frischgekürte neue NRW-Schulministerin ist es der gebürtigen Kölnerin ein Herzensanliegen, die Bildungsbedingungen zu verbessern: „Ich möchte das Kind mehr in den Mittelpunkt stellen, die Schule vom Kind aus denken. Was ist gut für Kinder und Jugendliche, das ist doch die wichtige Frage!“, sagt sie im Gespräch mit der Rundschau.

FDP-Mitglied seit dem 16. Lebensjahr

Das Engagement ihrer Familie färbte ab. Blau-Gelb. Schon mit 16 Jahren trat auch Yvonne Gebauer in die FDP ein, engagierte sich bei den Liberalen, wie ihr Vater. Als sie 2004 in den Stadtrat gewählt wurde, stellte sich die Frage der Besetzung der Ausschüsse. „Da war ich als Mutter eines schulpflichtigen Sohnes mit den Themen ja auch persönlich betroffen“, so Yvonne Gebauer. „Dann erweiterte sich das Blickfeld, man wurde mit neuen Herausforderungen konfrontiert, der Bereich entwickelt sich ja ständig weiter.“

Acht Jahre im Rat folgten, erst im Jugendhilfe-, dann im Schulausschuss. Hartnäckig bei der Sache geblieben sei sie immer, das hätten ihr nach dem Sprung 2012 für die Liberalen in den Düsseldorfer Landtag viele bestätigt. „Das hat mich sehr gefreut. Es hat immer Spaß gemacht. Auch wenn acht Jahre in der Opposition in einer stramm SPD-geführten Kommune eine Menge Durchsetzungsvermögen und Beharrlichkeit erforderten.“

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie war auch für Gebauer, seit 2015 Vorsitzende im FDP-Kreisverband Köln, ein wichtiges Thema: „Mein Mann hat meine politische Arbeit sehr unterstützt, meine Mutter bei der Betreuung unseres Sohnes immer wieder geholfen“, sagt die Ministerin, deren mittlerweile 20-jähriger Sohn Jura studiert. Familiär, beruflich und schulpolitisch ist die Schulfachfrau in Köln verwurzelt; hier war sie nach ihrer Ausbildung auch als Geschäftsfrau in der Immobilienbranche tätig. Die Naturliebhabern macht in ihrer Freizeit gern ausgiebige Waldspaziergänge, wo sie zur Ruhe kommt. Die beiden Hunde sind dann immer mit dabei. Treffen mit Freunden stehen am Wochenende auf dem privaten Programm der kommunikativen Kölnerin. „Ich genieße es, gut essen zu gehen, aber ich koche auch gern ausgiebig für Gäste.“

Köln ist einer der „schwierigsten Fälle im Land“

Dafür bleibt jetzt allerdings weniger Zeit. Köln als größte NRW-Kommune mit stark wachsenden Schülerzahlen, zu wenigen Schulplätzen besonders an Gymnasien und Gesamtschulen sowie sich verzögernden Sanierungsmaßnahmen ist dabei einer der schwierigsten „Fälle“ im Land. „Aber Köln hat sich mit Frau Oberbürgermeisterin Reker auf den Weg gemacht, das anzugehen “, meint Gebauer. Inklusion und Förderschul-Erhalt, Rückkehr zu G9, weniger Unterrichtsausfall, bessere Personalausstattung: Das sind einige der großen Handlungsfelder der Landesregierung. Neue Lehrer, neue Räume, zusätzliche Finanzquellen sind gefragt. „Mir ist es wichtig, dabei nicht nur die Schulen, sondern auch die Jugendhilfe im Blick zu haben“, sagt sie. „Die begleitenden unterschiedlichen Angebote müssen von der Kita bis zur Schule als zusammenhängende Bildungskette betrachtet werden.“

Dabei sei das Wichtigste bei den vielen Herausforderungen vor allem der regelmäßige Austausch mit allen Beteiligten. Inhaltliche Prioritäten hat sie schon nach den ersten Tagen kommuniziert, darunter den Erhalt von Förderschulen. „Das Land kann hierbei aber nur die Voraussetzungen, einen Rahmen schaffen. Letztlich müssen die Kommunen entscheiden.“ An der Rückkehr vom Turbo-Abi G8 zu G9 werde „mit Hochdruck gearbeitet, um 2019 an den Start gehen zu können“. Jede Menge zu tun also für die kommenden Jahre. Aber Yvonne Gebauer ist „mental gut aufgestellt“ und bekannt dafür, an Problemfragen dranzubleiben: Sie hat sich vor dem Start als neue Ministerin vier Tage Urlaub in einem kleinen Fischerdörfchen auf Mallorca gegönnt und startet nun in Düsseldorf durch – Köln bleibt privater Wohn- und Rückzugsort. „Mir macht meine Aufgabe große Freude. Es ist eine tolle Chance, die ich bekommen habe, aber auch eine große Herausforderung. Ich weiß um die Verantwortung, die ich habe. Dieser versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen gerecht zu werden.“

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