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Nicht nur FrauensacheDer Club der strickenden Männer

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Zwei links, zwei rechts, zwei fallen lassen: Johannes Keil, Frank Hoppen und Florian Hannich geben sich ihrem Hobby hin. (Foto: Schmülgen)

Zwei links, zwei rechts, zwei fallen lassen: Johannes Keil, Frank Hoppen und Florian Hannich geben sich ihrem Hobby hin. (Foto: Schmülgen)

Köln – Die gute alte Stricknadel ist wieder im Kommen – und, wenn es nach Modedesignerin Bernadette Schwering geht, ist die Kunst mit der Nadel lange nicht mehr ausschließlich Frauensache. Seit sieben Jahren entwirft und strickt die 49-jährige individuelle Kleidungsstücke. „Meine Hauptzielgruppe sind sicherlich Frauen. Männer sehe ich nur selten hier im Geschäft“, beklagt sie sich. Und das soll sich nun ändern – einmal wöchentlich jedenfalls. Diesen Samstag fand in der Strickmanufaktur „Perlhund“ in Sülz die erste offene Männer-Strickrunde statt.

Ursprünglich beim Grillabend mit der Nachbarschaft aufgekommen sprach sich die Idee eines Männer-Strickkränzchens im Bekanntenkreis der Modedesignerin schnell herum. Um 13 Uhr haben sich nun sechs Herren in dem Sülzer Modegeschäft eingefunden und sitzen mit Nadel und Garn bewaffnet im Kreis, um sich von der erfahrenen Strickerin ihr Handwerk erklären zu lassen.

Eifriger Enthusiasmus und eine Schippe Humor lassen die Stimmung steigen: „Wie? Kein Bier?“, wird gescherzt, als zur Feier des Tages der Sektkorken knallt. Schnell ist klar, dass für manch einen vor allem die Geselligkeit im Vordergrund steht. „So in lustiger Runde hat das schon etwas. Ich würde mich bestimmt nie alleine hinsetzen und stricken“, räumt Filmwissenschaftler Jochen Bentz (57) ein. Andere wiederum haben konkrete Pläne: Florian Hannich (26, Student) beispielsweise möchte sich bald eine Mütze stricken können. Für Schriftsteller Johannes Keil (33) ist es einfach eine schöne Art, seinen Samstagnachmittag zu verbringen. Er hat seinen einjährigen Sohn Fridolin mitgebracht, der fröhlich zwischen den Wollknäueln herumwuselt und dabei genauso viel Spaß zu haben scheint wie sein Vater beim Stricken. Außerdem sind sich alle einig, dass die repetitive Handbewegung eine beruhigende Wirkung hat und hilft „den Kopf frei zu kriegen“.

Bernadette Schwering geht herum, gibt Anweisungen und Ratschläge. „Steffen hat es schon ganz gut heraus. Vielleicht weil er in seinem Job häufiger Menschen zusammennähen muss“ – Steffen Heck (47) ist Unfallchirurg. Für mehr als einen Fetzen gestrickter Wolle wird es beim ersten Mal wohl trotzdem nicht reichen. Jeder Anfang ist schwer und so werden nach kurzer Zeit die ersten Klagen über schmerzende Finger verlautet. Strick-Lehrerin Schwering beruhigt die Teilnehmer, es handle sich nur um eine Frage der Technik und die kann jeder lernen: samstags um 13 Uhr in der Strickmanufaktur „Perlhund“, Gottesweg 171.

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