NS-DokumentationszentrumAusstellung über Vernichtungslager bei Minsk

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Besucher der Ausstellung über die Vernichtungsstätte bei Minsk lernen auch die Geschichten der Opfer aus Köln und der Umgebung kennen.

Besucher der Ausstellung über die Vernichtungsstätte bei Minsk lernen auch die Geschichten der Opfer aus Köln und der Umgebung kennen.

Köln – Erich Klibansky ist erst 29 Jahre alt, als er 1929 Direktor des ersten jüdischen Gymnasiums im Rheinland wird – der „Jawne“. Sein Wille, sich für die Schüler einzusetzen, ist immens: Als 1938 die Novemberpogrome stattfinden, rettet er 130 Jugendliche, indem er sie nach Großbritannien bringt. Allerdings kann er sich und seine Familie sowie 100 weitere Schüler nicht vor den Nazis schützen: Sie werden alle nach Minsk deportiert und so wie mehr als 1000 weitere Menschen aus Köln und der Region am Ort Malyj Trostenez erschossen oder in einem Gaswagen getötet.

So erging es bis zu 60.000 Juden, die zwischen 1942 und 1944 dorthin gebracht wurden. Von ihrem Schicksal erzählt die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez – Geschichte und Erinnerung“, die nun bis zum 18. Februar 2018 im NS-Dokumentationszentrum zu sehen ist.

Peter Junge-Wentrup vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB Dortmund) hat vor fünf Jahren die Initiative ergriffen, um in jenem Waldgebiet bei Minsk im heutigen Weißrussland einen Gedenkort zu schaffen. Zusammen mit der Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist zudem die Ausstellung entstanden, die in insgesamt 23 Städten zu sehen sein wird. „Unser Ziel ist, dass man beim Holocaust nicht nur an Ausschwitz denkt, sondern auch die anderen Orte im Blick hat“, sagt Junge-Wentrup. Außerdem will er durch das Projekt betonen, dass in Weißrussland ein wahrer Vernichtungskrieg stattgefunden hat.

„Wir möchten die Verständigung stärken“

Doch die Ausstellung hat auch ein politisches Moment: Immerhin haben Institutionen aus Österreich, Tschechien, Weißrussland und Deutschland daran zusammen gearbeitet: „Wir möchten die Verständigung stärken“, so Junge-Wentrup. Solch ein Projekt sei in so politisch angespannten Zeiten ein großer Erfolg.

Um den lokalen Bezug in jeder Stadt herzustellen, gibt es auch einige regionale Porträts zu sehen, wie etwa das von Erich Klibansky. „Die Geschichte ist intensiv lokal verankert“, sagt Werner Jung, Leiter des NS-Dokumentationszentrums. Die Juden dachten, sie könnten ein neues Leben im Osten beginnen, kamen voller Hoffnung in Minsk an. Die brutale Realität sah anders aus und noch heute werden bei Malyj Trostenez – laut Experten die größte NS-Vernichtungsstätte in der Sowjetunion – persönliche Gegenstände der Opfer gefunden. So zuletzt etwa ein Kölnisch Wasser.

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