Opernhaus am RudolfplatzAls die alte Oper noch in Köln stand

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Köln – Betrachtet man die Aufnahme August Sanders aus dem Jahr 1910, mag man kaum glauben, dass dies tatsächlich die Kölner Oper ist. Das imposante Gebäude hat so gar nichts gemein mit seinem modernen Gegenstück am Offenbachplatz, das derzeit in ganz Deutschland für Schlagzeilen sorgt.

Ursprünglich stand die Kölner Oper am Rudolfplatz bzw. Habsburgerring – dort, wo heute ein Hotel den Platz beherrscht. Die Stadt hatte bereits 1898 den dortigen Bau des Opernhauses beschlossen. Im Jahr 1900 begann er nach den Entwürfen des Kölner Architekten und Stadtbauinspektors Carl Moritz. Zwei Jahre später, am 6. September Jahr 1902, fand die Einweihung der Oper statt. Damals gehörte sie zu den größten Theatern Deutschlands.

Barock und Jugendstil vereinten sich bei der alten Kölner Oper zu einem repräsentativen Gebäude. Es war fünf Stockwerke hoch, in hellen Farben gehalten und das Dach fiel mit Türmchen, Kuppeln und Giebeln ins Auge. Der Innenraum war alles andere als schlicht gehalten: Figuren und floraler Schmuck, Fresken, Stuck, Schnitzereien und Wandmalereien entführten den Besucher in eine pompöse Welt.

Technisch war die alte Oper auf dem neuesten Stand. Bis in die 1920er Jahre galten die dortigen Aufführungen als mustergültig. Die Akustik war ideal, und sogar die Personal- und Künstlerräume waren optimal ausgestattet. Bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges fanden in der Kölner Oper regelmäßig Festspiele statt.

Die Nazis störten sich an den ihrer Meinung nach „entarteten“ Jugendstil-Elemente und ließen sie innen und außen vom Bau entfernen. Wandmalereien wurden zum Teil übermalt. Nichtsdestotrotz widersetzte sich die Oper eine Zeitlang der Willkür der Nationalsozialisten. So fanden auch nach der der Machtergreifung Festvorstellungen für das „Jüdische Handwerk“ statt und als die Deutschamerikanerin Elsa-Oehme-Förster entlassen werden sollte, sorgte ein wahrer Proteststurm für die Aufhebung der Kündigung.

Den Zweiten Weltkrieg hatte das Gebäude leicht beschädigt überstanden. Trotz Wiederaufbaupläne hat sich die Stadt 1952 im Zuge des modernen Städtebaus für den Abriss entschieden. 1958 war es dann soweit, die alte Oper musste weg, an die Stelle wurde ein gläserner Verwaltungsbau gesetzt. Am Offenbachplatz wurde die Oper als Bekenntnis zur Moderne in einem völlig anderen Stil neu errichtet.

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