Politik will Pläne unterstützenFördergeld soll Kosten bei „Miqua“ kompensieren

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Unikat oder Millionengrab? So soll der Rundgang durch die Archäologische Zone unter dem Jüdischen Museum später einmal aussehen.

Unikat oder Millionengrab? So soll der Rundgang durch die Archäologische Zone unter dem Jüdischen Museum später einmal aussehen.

Köln – Die Stadt Köln will die massive Kostenerhöhung von 15,5 Millionen Euro für den Bau der Archäologischen Zone samt Jüdischem Museum („Miqua“) teils über Fördergelder ausgleichen.

Am Freitag teilte sie mit: „Speziell für den Aufwendungsbereich der Sicherheit befindet sich die Verwaltung in einem Verfahren zur Antragstellung.“ Unter anderem sind die deutlich höheren Sicherheitsanforderungen – etwa eine Schleuse wie am Flughafen – für den vorgesehenen nördlichen Eingang ein Grund, dass der Kulturkomplex vor dem Rathaus mit rund 77 Millionen Euro deutlich teurer als geplant wird (die Rundschau berichtete exklusiv). Insgesamt 32,7 Millionen trägt schon jetzt das Land über Fördermittel.

Kulturdezernentin wirbt für Zustimmung der Politik

Die Stadt baut das Projekt aktuell, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreibt es ab Ende 2019, dann soll die Übergabe erfolgen. Davon geht die Kölner Verwaltung – Stand jetzt – weiter aus. Ursprünglich war spätestens der 1. Januar 2019 vorgesehen, die Vereinbarung der beiden Partner räumt dem LVR für eine verzögerte Übergabe ein Kündigungsrecht ein. Die Stadt müsste es dann betreiben, die jährlichen Kosten in Millionenhöhe zahlen.

Doch nach Rundschau-Informationen steht der LVR zu dem Projekt. Auch die Stadt sieht keine Anzeichen für ein mögliches Ende der Partnerschaft, sie interpretiert die Aussagen des LVR in Gesprächen so, dass „der LVR keinen Rückzug aus der Betreiberschaft des Museums anstrebt“.

„Das ist nicht für ein paar Millionen Euro zu haben.“

Der Kölner Rat hatte 2011 61,58 Millionen Euro Baukosten abgesegnet, zuletzt hatte die Verwaltung Ende April im Kulturausschuss 67,74 Millionen Euro prognostiziert. Die neuerliche Kostenexplosion muss die Politik nun im Rat ebenfalls durchwinken – und wird das wohl auch tun. Am Freitag warb Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach schon rund zwei Stunden bei den Grünen.

Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank forderte anschließend eine detaillierte Aufstellung der Gesamtkosten, unterschieden nach Kosten für die Umplanungen und reinen Baukosten. „Wenn man in einem alten Rheinbett baut, muss man mit höheren Baukosten rechnen, sonst müssen wir in Müngersdorf bauen“, sagte er und nannte die „Miqua“ ein Unikat. „Das ist nicht für ein paar Millionen Euro zu haben.“ Laugwitz-Aulbach sagte: „Ich hoffe, dass wir dieses einmalige Projekt weiterführen können.“ Sie schaue nach vorne und sei optimistisch. „Wir müssen auch durch nicht ganz einfache Wegabschnitte gehen.“

„Mehrkosten sind nicht gut. Aber der Bau wird spektakulär und ist das Geld wert.“

Nächste Woche wird sie bei den anderen Fraktionen werben. FDP-Fraktionschef Ralph Sterck sagte: „Mehrkosten sind nicht gut. Aber der Bau wird spektakulär und ist das Geld wert.“ CDU-Fraktionsvize Ralph Elster sprach von einem Millionengrab. „Aber wir sind nicht so weit, die Reißleine zu ziehen.“ Klaus Schäfer, kulturpolitischer Sprecher der SPD, sagte: „Das macht mich sprachlos.“

Das Land hatte seinerzeit am 7. Dezember 2011 den ersten Förderbescheid über 14,3 Millionen Euro überreicht, der zweite liegt bei 18,4 Millionen Euro. Allerdings soll dieser nach Rundschau-Informationen bis zum 31. Dezember 2016 befristet sein. Das Geld ist bislang aber wohl nur zum Teil ausgegeben worden. Könnte das Land also einen Rückzieher machen? „Der Stadt Köln liegen keine Informationen vor, dass von den Förderzusagen abgewichen werden sollte“, teilte die Verwaltung mit. Sie informiere regelmäßig die Bezirksregierung über die Beachtung der Förderauflagen.

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