Poller AtelierhausAlles im Blick im Hafenquartier

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Neue Perspektiven: Michael Baumann, Mr. Shirazy, Philipp Dreber und Alessandro De Matteis (v.l.). (Fotos: Belibasakis)

Neue Perspektiven: Michael Baumann, Mr. Shirazy, Philipp Dreber und Alessandro De Matteis (v.l.). (Fotos: Belibasakis)

Köln – Die Augen sind es. Die Augen des Betrachters, wie er die Welt sieht und die Dinge wahrnimmt. „Das Auge ist ein wunderbares Organ“, findet Michael Baumann, „es öffnet den Menschen, auch nach innen.“ Bei der 15. Museumsnacht am Samstag, 8. November, wird Fotograf Alessandro De Matteis die Augen der Besucher fotografieren, die Bilder projiziert Baumann gemeinsam mit Philipp Dreber auf über 400 große, weiße Luftballons. Auge in Auge mit dem Betrachter. Alles im Blick?

Mit der gemeinsamen Kunstperformance „Negua“ – Musiker Mr. Shirazy wird die Installation mit elektronischen Klängen unterlegen – wird sich das „Quartier am Hafen“ erstmals bei der Museumsnacht präsentieren. Vor rund fünf Jahren sind die ersten Künstler in dem Poller Atelierhaus eingezogen. Früher lagerten am Poller Kirchweg die Produkte eines Reste-Artikel-Händlers. Heute finden auf 9000 Quadratmetern 86 Ateliers Platz, zwischen 50 und 200 Quadratmetern groß. Die Räume werden von der Kunstsalon-Stiftung und der Stadt Köln vermietet. Kaltmiete: 5 Euro. Vor allem die kleineren Ateliers sind heiß begehrt.

Annette Wesseling gehört zu den ersten Künstlern, die im Poller Atelierhaus eingezogen sind. Sie arbeitet mit Farbverläufen und setzt schwarze Linien gerne dem Sonnenlicht oder gleich einer Chlorlösung aus. „Es sind experimentelle Versuchsreihen“, sagt sie. Was passiert, wenn sich die Pigmente lösen? Rote und grüne Farbverläufe etwa. Eine Leinwand hat sie im Rhein ausschwemmen lassen. Quartier am Hafen.

„Wir sind ein Atelierhaus, kein Künstlerhaus“, sagt Andreas Schmitz, Vorstand der Kunstsalon-Stiftung. Aber das könne sich entwickeln. Unter dem gemeinsamen Dach arbeiten bildende Künstler, Musiker, Fotografen, Tänzer und Designer. Bei der Museumsnacht des Stadt-Revue-Verlags beschreiten sie gemeinsame Wege. Mit der Performance „Negua“, aber auch mit Kostproben verschiedener Tanzprojekte, etwa „Lore“, einem Stück von Helder Seabra in Kooperation mit der freien Szene in Köln. Philipp Dreber stellt sein „Katapult“ vor, das in zwei Jahren auf dem Rhein schwimmen soll.

Viermal im Jahr kuratiert der Kunstsalon Ausstellungen in einem eigenen Raum im Quartier am Hafen. Das Künstler-Duo Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov arbeitet derzeit an „Des Illus Ion“, einem Werk, zu dem auch das großformatige Bild „Die absolute Wahrheit“ zählt. Aus schwarzen Bahnen weben die Künstler eine Fläche, mit der die Informationsgewalt sichtbar wird – oder verschwindet das Weltwissen im schwarzen Loch? Die Ausstellung wird zur Museumsnacht eröffnet. Die Künstler lenken augenzwinkernd auch den Blick vor die Tür: Dort wird ein Fernrohr stehen. Titel: „In der Hoffnung, Rhein zu sehen“.

Über 30 Ateliers werden bei der Museumsnacht ihre Türen öffnen. Die Künstler freuen sich auf neue Kontakte, und ab 0.30 Uhr wird im Erdgeschoss gemeinsam gefeiert. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Künstlerhaus .

Quartier am Hafen, Poller Kirchweg 78-90; u.a.: 19 bis 3 Uhr : „Negua“. 20.30 Uhr: „Lore“, Tanzprojekt von Helder Seabra, 23.30 Uhr: Alexander Paeffgen Trio.

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